Cassandras Kopfkino
FRAGE AN DIE LESERSCHAFT
cassandra, Freitag, 19. Oktober 2007, 15:19
Filed under: Ich beiss' in die Tischplatte
Ich stehe Homöopathie und Naturheilkunde wohl prinzipiell ein wenig skeptisch gegenüber, habe allerdings auch nicht wirklich Ahnung von diesem Thema und hätte daher gerne ein paar Ratschläge.
Ein Freund erzählte mir gerade davon, dass er einen Bericht im Fernsehen gesehen hat, in dem ein Naturheilzentrum im Pott vorgestellt wurde, die auf Augen und grüner Star spezialisiert sind.
Ich habe da nun gerade mal angerufen und mich nach den Kosten erkundigt. Ein erstes Gespräch von 3-4 Stunden kostet *schluck* 460 Euro. Ich wollte natürlich auch wissen, in welchem Rahmen sich die Therapiekosten dann abspielen würden. Die Dame weigerte sich jedoch, mir Auskunft darüber zu erteilen, da die Therapieansätze und somit auch deren Kosten unterschiedlich wären und man mich im Rahmen des Gesprächs über die Folgekosten informieren würde.
Ist das nicht ein wenig unseriös? Ich kaufe ja ungern die Katze im Sack. Wenn die Spezialisten auf dem Gebiet sind, müssten die doch wissen, dass eine Therapie zwischen Summe X und Summe Y schwanken könnte, oder nicht? Ich habe ungern Lust, fast 500 Euro dafür auszugeben, dass mir jemand sagt, dass die Folgekosten viel zu hoch für mich sind. Ist das normal, dass da keine Angaben gemacht werden können? Spricht es für deren Kompetenz auf dem Gebiet, dass die Dame mir nicht sagen konnte, ob ich eine medikamentöse Therapie oder "Sitzungen" verschrieben bekomme und mich wieder nur auf das Erstgespräch verwies? Wozu macht man in der Naturheilkunde überhaupt nach dem Erstgespräch noch Sitzungen? Können die meine Augen überreden, ihren Druck zu senken?
Fragen über Fragen. Was denkt ihr?

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mark793, Freitag, 19. Oktober 2007, 15:47
Hm. Es scheint mir nicht per se unseriös, den Kostenrahmen je nach Therapieform nicht vorab beziffern zu können. Unseriös käme mir aber eine spontane Telefondiagnose vor, die gleich zu dem Schluss kommt, ob Sitzungen oder Medikamente angezeigt sind.

Ich bin alternativen Heilverfahren gegenüber nicht gänzlich unaufgeschlossen, aber ich muss gestehen, die Einstiegshürde von fast 900 Emmchen ohne einen Plan wie es dann weitergeht würde mich dann vermutlich doch eher abschrecken. Ich würde es wahrscheinlich vom Leidensdruck abhängig machen, ob ich diese zusätzliche Option neben den schulmedizinischen Verfahren auftun wollte. Und mich fragen, könnte ich notfalls damit leben, diese 460 Euro zum Fenster rausgeworfen zu haben - aber dafür zumindest das Gefühl erkauft habe, nichts unversucht zu lassen?

Gutes Gelingen bei dieser schwierigen Abwägung!
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c17h19no3, Freitag, 19. Oktober 2007, 16:04
hm, naturheilkunde war für mich immer das, was ich selber konnte, indem ich mir ein buch kaufte, tees braute und elektrosmog mied. die kosten beliefen sich dabei auf rund 25 euro. geholfen hat es manchmal, manchmal auch nicht. allerdings habe ich das eher in richtung immunsystem-stärkung und frauenkrankheiten angewandt.
im ganzen schätze ich die sache ein wie die psychologie: bei meinen sitzungen beim psychoknacki habe ich auch nur festgestellt, was der mir erzählt, weiß ich ja schon. nur verinnerlicht hatte ich es nicht, und dabei konnte der mir dann auch nicht helfen.
die meinung von herrn cabman kann ich an dieser stelle auch wiedergeben, der weigert sich beharrlich "steine lutschen zu gehen". ;)
wenn sie das wirklich machen wollen, würde ich mich an ihrer stelle erstens fragen: glaube ich da wirklich dran? (auch ein placeboeffekt ist ja nicht zu verachten) - zweitens würde ich preisvergleiche einholen und drittens würde ich versuchen, jemanden zu finden, der als patient schon erfahrungen damit gemacht hat. gibt´s da irgendwelche selbsthilfe-foren vielleicht?
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diagonale, Freitag, 19. Oktober 2007, 16:20
Ich finde es auch nicht wenig für einige Aufklärungsstunden so viel Kohle hinzulegen. Ein gewisser Preis für erste Untersuchrungen und Einschätzungen ist ja nicht so schlimm und seinen Preis sicherlich wert. Aber so viel? Nein. Würde ich ebenso nicht machen.

Je mehr ich mich damit befasse, desto mehr interessiert mich die Traditionelle Chinesische Medzin, die auf vielen Bereichen sehr gute Erfolge erzielt und viel erprobter ist als andere Naturheilmethoden und sogar älter ist als unsere Schulmedizin. Ein guter TCM-Therapeut würde aber auch den Kopf schütteln und deutlich sagen, wenn er meint, dass die Schulmedizin besser helfen kann als er. Schick mir eine Mail, falls Du Empfehlungen im Dorf brauchst.

(also, c15etc -sorry, aber diesen nick müsste ich abschreiben- hat in etwa genau das getan, was man nicht tun sollte, nämlich selber ein wenig als laie rumgewurstelt, und dann als erkenntnis 'geht so' abgespeichert. ((wenn einem psychologen das erzählen, was man eh schon weiß, dann ist man entweder super super super toll, oder hat den falschen therapeuten ausgewählt, wobei zweiteres meist eher der fall ist, weswegen die kassen einem 5 sitzungen fürs anschnuppern geben, weil das bekannt ist.)) ) bei wie viele klammern war ich gleich? :)

ich finde es seriös, am telefon keine wahrsagerei zu betreiben.
ich finde es nicht seriös, für ein erstgespräch so viel geld zu verlangen, vielleicht solltest du dort noch mal nachhaken. diese kosten beziehen sich in der regel auf eine komplette diagnostik nach naturheilverfahren, sind sehr ausführlich und gar nicht mal so teuer, wenn man die zeit mal bei einem schulmediziner gegenrechnet, der dir ein großes blutbild abzapft und sich damit auseinandersetzt. diese kosten sieht man nicht, wenn man kassenpatient ist, von daher setzen sich die meisten für normale beträge (tierarzt, tcm oder physiotherapie) erst mal auf den hintern, wenn es an die kosten geht.

fazit: methode gut (lass dir direkt noch eine entgiftung anbieten, nach all den narkosen und medis :) , aber eine erste beratung sollte auf jeden fall umsonst sein. erst wenn es ans eingemachte geht, also diagnose, tests etc, kann eine rechnung geschrieben werden.

Der Einstiegsberatungspreis ist viel zu hoch. Nicht machen. Die wollen Geld verdienen.
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wortschnittchen, Freitag, 19. Oktober 2007, 19:21
Nein. Nein, und eindeutig nein zu naturheilkundlichen Anbietern, die für ein Anamnesegespräch bereits eine derartig hohe Summe fordern. Das klingt für mich unseriös.

Angaben zu Therapiepreisen am Telefon hingegen nicht zu nennen, finde ich normal. Das ist m. E. nach üblich und wird nach der Anamnese in einem Heilplan erfasst und von beiden Parteien festgehalten.

Alles andere als ein - ungleich - günstigeres Erstgespräch (deine Schmerzgrenze sollte hier die Messlatte sein) mit einem für dein spezielles Problem ausgewiesenen Spezialisten, den dir die Dame ruhig hätte nennen können, würde ich an deiner Stelle nicht akzeptieren.

(Meine Mutter machte über einen längeren Zeitraum eine Ausbildung zur Heilpraktikerin an einer der wenigen anerkannten Schulen. Ihr Fazit nach dem Abbruch der Ausbildung: Ohne eine medizinische Ausbildung sei Naturheilkunde bei chronischen Erkrankungen - konkreter Fall: Arthrose - nicht seriös.)

absolut richtig. wortschnittchen.
was seinerzeit bei den einführungswochenenden im raum saß, von 'jetzt sind die kinder aus dem haus'-hausfrauen, die ja schon immer mal was mit inhalieren und tees gemacht haben, bis hin zu hardcore-esoterikern.
ich habe eine medizinische ausbildung (eben mit fachgebiet naturheilkunde), ich weiß, wovon ich tippe. und ich würde mich von 80% der HP-anwärter nicht diagnostizieren lassen wollen, auch wenn das jetzt, zig jahre später, vielleicht falsch oder engstirnig ist.
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kittykoma, Freitag, 19. Oktober 2007, 23:08
hm. ich lese hier schon eine ganze weile mit, hab die krankengeschichte auch mitbekommen.
ich würde ebenfalls abraten, im ersten anlauf so viel geld zu investieren.
wobei dir alternative therapien bestimmt helfen können. "rumgeschraubt" haben die doctores ja nun genug - mit nicht so tollen ergebnissen.
nur, an therapien muß man glauben. ich habe mich mal lange mit einem arzt und psychotherapeuten darüber unterhalten. es gibt eine "schamanische" komponente. ob man nun globuli schluckt, sich beräuchern oder nadeln oder klassisch operieren läßt. der glauben kann selbstheilungskräfte in gang setzen.
wenn du instinktiv skeptisch bist bei diesem naturheilzentrum, dann kannstes knicken.
vielleicht hilft dir auch eine psychosomatische behandlung. druck rauslassen. das wäre eine wahrscheinlich gesprächstherapie und die würde sogar die kasse zahlen.
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rudelmario, Samstag, 20. Oktober 2007, 15:44
Wieso sollte das viel sein?

Achso, ja stimmt, von den bisherigen Behandlungen hast Du ja nie eine Rechnung gesehen.

Ein allopathischer Doktor kann Dir auch nicht sagen, was eine Behandlung letztlich kostet. Weil er nicht weiß, wie alles auf einander reagiert. Oder hättest Du gedacht, dass Du x-mal am Auge operiert werden musst?

Klar, das ganze aus eigener Tasche zu bezahlen ist heftig, aber wäre es der mögliche Erfolg nicht wert?

Ich verdiene ein überdurchschnittlich gutes Gehalt und trotzdem würde ich mir niemals anmassen zu behaupten, dass 460 Euro NICHT sehr viel Geld sind.
Zumal ich für die 460 Euro ja keinerlei (für mich relevanten) Gegenwert bekomme. Es handelt sich dabei um ein Gespräch und eine Analyse und nicht um den Beginn einer Therapie. Falls sich dabei herausstellt, dass die für mich evtl. geeignete Therapie 5.000 Euro kostet, so kann ich mir das natürlich nicht mal eben leisten und habe fast 500 Euro zum Fenster herausgeworfen. Klar, es ist meine Gesundheit, statt in ein Auto/Urlaub/etc. kann ich das Geld in meine Augen investieren und mir irgendwo leihen. Doch genau das Wörtchen "möglich" im Bezug auf die Erfolgschancen ist das, worum es mir geht. Habe ich Lust, eine derartig hohe Summe in etwas zu investieren, was vermutlich nicht helfen wird?
Zumal diese Augengeschichte tatsächlich ein rein medizinisches Problem zu sein scheint (und mein Vertrauen in die Schulmedizin eindeutig höher ist). Die von Kittykoma erwähnte psychosomatische Komponente (die mir gegenüber bereits des öfteren geäussert wurde) kann ich eigentlich auch gänzlich ausschliessen, weil ich mit meinem Leben eigentlich rundherum zufrieden bin, kein gravierenden Probleme habe oder in irgendwelchem Bereich meines Lebens eine Art "Druck" empfinde.

Danke für die Gedanken aller. Ich werde mich weiter mit dem Thema auseinander setzen.
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midori, Sonntag, 21. Oktober 2007, 14:18
Oh, ich komme etwas spät und kann zur Diskussion seriös/unseriös auch nichts Neues beitragen, außer, daß ich ein Anamnesegespräch zu diesen Kosten ablehnen würde.

Dennoch möchte ich anmerken: es gibt eine Reihe von Kliniken, die interdisziplinär praktizieren und damit bei einer Reihe von Erkrankungen gute Erfolge erzielen.
Dabei kann ich allerdings nicht sagen, ob diese Einrichtungen sich auch um Glaukome kümmern.
Witten-Herdecke bildet bspw. auch in TCM aus und hat auch einen Ophthalmologischen Lehrstuhl. Nachfragen könnten sich also vielleicht lohnen. Nicht zu verachten ist ja auch, wenn man auf jemanden trifft, der einen kennt, der einen kennt, sprich, wenn Ihr Fall die Runde macht.

Wenn Sie schon fast 500 Euronen für eine absolut unsichere Sache bereit sind auszugeben, dann gebe ich Ihnen auch gerne die Adresse und Telefonnummer einer Dame, die einem für weit weniger sehr kluge Dinge sagt.

Viel Erfolg!
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