JAHRESBILANZZIEHEN IM ANMARSCH
cassandra, Dienstag, 12. Dezember 2006, 01:32
Filed under: Kopfkram
1998 auf der Popkomm aus lauter Übermut auf Grund der Backstagepässe um den Hals einen Paparazzi angesprochen, der die Ankunft schwarzer Limousinen erwartend, gelangweilt in der Gegend herumlungerte. Ob er denn meine Freundin und mich gerne fotografieren wolle.
"Nö."
"Warum nicht?"
"Weil ihr nicht berühmt seid."
"In spätestens zehn Jahren sind wir berühmt und dann wirst Du dir in den Hintern beissen, nicht damals die ersten Fotos von uns geschossen zu haben."
Kinder: lasst die Finger von Alkohol und Drogen. Alles Teufelszeug.
Er hat uns dann tatsächlich fotografiert.
Mist, Mist, Mist. Ich muss mir langsam mal was überlegen.
Mit 18 hatte ich bereits einen Masterplan. Regisseurin werden (Spielfilm, natürlich.) Mit 28 den ersten "großen" drehen und während die Marketingmaschinerie am rollen ist und der Film international in den Kinos startet, fliege ich hochschwanger von Premiere zu Premiere. Der Masterplan endete im Alter von 30. Über das Danach habe ich mir keine Gedanken gemacht. Ich schätze mal, von den Einspielergebnissen leben und ein Haus bauen. Dann Teil 2 drehen.
Jetzt bin ich wohl im Danach angekommen, ohne das Davor gelebt zu haben. Ohne Einspielergebnisse, ohne Kind, ohne Haus, ohne Teil 2.
Komisches Gefühl.
Planlos.
Kinder: lasst die Finger von Rotwein. Alles Teufelszeug.
"Nö."
"Warum nicht?"
"Weil ihr nicht berühmt seid."
"In spätestens zehn Jahren sind wir berühmt und dann wirst Du dir in den Hintern beissen, nicht damals die ersten Fotos von uns geschossen zu haben."
Kinder: lasst die Finger von Alkohol und Drogen. Alles Teufelszeug.
Er hat uns dann tatsächlich fotografiert.
Mist, Mist, Mist. Ich muss mir langsam mal was überlegen.
Mit 18 hatte ich bereits einen Masterplan. Regisseurin werden (Spielfilm, natürlich.) Mit 28 den ersten "großen" drehen und während die Marketingmaschinerie am rollen ist und der Film international in den Kinos startet, fliege ich hochschwanger von Premiere zu Premiere. Der Masterplan endete im Alter von 30. Über das Danach habe ich mir keine Gedanken gemacht. Ich schätze mal, von den Einspielergebnissen leben und ein Haus bauen. Dann Teil 2 drehen.
Jetzt bin ich wohl im Danach angekommen, ohne das Davor gelebt zu haben. Ohne Einspielergebnisse, ohne Kind, ohne Haus, ohne Teil 2.
Komisches Gefühl.
Planlos.
Kinder: lasst die Finger von Rotwein. Alles Teufelszeug.
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ICH HABE DIESES BUCH NOCH IMMER NICHT AUFGEGEBEN...
cassandra, Samstag, 18. Dezember 2004, 00:55
Filed under: Kopfkram
Ich, das steht mal fest, war nie ein Freund. Ich habe keinen gefunden, der mich liebt. Die Liebe gibt es nur in den Nächten, bevor ich mit dem Menschen war, den ich mir ausgesucht hatte, der mich unglücklich machen sollte.
Lag ich in der Nacht, die vor der Liebe immer hell war, und habe gedacht: Wie ich ihn halten wollte, den Menschen, meinen Menschen, unter der Bettdecke mit kleinen Tieren spielen. Und singen wollte ich dem Menschen, bis er lacht, und lachen wollte ich mit ihm, bis wir aus dem Bett fielen, ihn wecken, in der Nacht, wenn der erste Schnee fällt, und rauslaufen, und dann ihn halten, bis ihm warm würde. Ich wollte alle Wege mit ihm gehen, die ich in meiner Einsamkeit gegangen bin, und die Wege wären neu. Ich wollte ihn füttern mit Kartoffelbrei und auf kalten Feldern laufen, nicht reden, weil das Gesicht gefroren, heim ins Bett und unter der Bettdecke mit kleinen Tieren spielen.
Ich wollte den Menschen in der Nacht ansehen, nie mehr schlafen, satt sein nur vom Betrachten seiner Arme, wollte ihm die Tränen essen, sagen, du musst nicht mehr weinen, ich muß nicht mehr weinen, weil wir nicht mehr allein sind, wollte Sandburgen bauen, ihm aus Büchern lesen und die Fingerspitzen küssen, alle hundert nacheinander.
Das dachte ich in den Nächten mit der Idee einer Person, und war so aufgeregt, wie ein Geschenk erhalten war es mir.
Dann kam der Mensch, er war aus Fleisch und eigenen Gedanken, es wurde meiner für eine Zeit, und nie fühlte es sich an wie in den Nächten, da ich träumte. Er war nur Schweigen und Haut, die kalt war und mir fremd, Gedanken, die ich nicht verstand, und Feindschaft von uns beiden, von mir und von ihm, weil es sich für uns beide so anders anfühlte als die Idee.
War das Schweigen zu groß, irgendwann der Geruch zu schlecht, dann ging ich oder der andere, es war egal. Es tat weh eine Zeitlang, eine tote Idee ist nicht lustig, bis ich mich wieder ablenkte und von einem Menschen träumte, der mich retten würde.
Sibylle Berg "Ende gut"
Lag ich in der Nacht, die vor der Liebe immer hell war, und habe gedacht: Wie ich ihn halten wollte, den Menschen, meinen Menschen, unter der Bettdecke mit kleinen Tieren spielen. Und singen wollte ich dem Menschen, bis er lacht, und lachen wollte ich mit ihm, bis wir aus dem Bett fielen, ihn wecken, in der Nacht, wenn der erste Schnee fällt, und rauslaufen, und dann ihn halten, bis ihm warm würde. Ich wollte alle Wege mit ihm gehen, die ich in meiner Einsamkeit gegangen bin, und die Wege wären neu. Ich wollte ihn füttern mit Kartoffelbrei und auf kalten Feldern laufen, nicht reden, weil das Gesicht gefroren, heim ins Bett und unter der Bettdecke mit kleinen Tieren spielen.
Ich wollte den Menschen in der Nacht ansehen, nie mehr schlafen, satt sein nur vom Betrachten seiner Arme, wollte ihm die Tränen essen, sagen, du musst nicht mehr weinen, ich muß nicht mehr weinen, weil wir nicht mehr allein sind, wollte Sandburgen bauen, ihm aus Büchern lesen und die Fingerspitzen küssen, alle hundert nacheinander.
Das dachte ich in den Nächten mit der Idee einer Person, und war so aufgeregt, wie ein Geschenk erhalten war es mir.
Dann kam der Mensch, er war aus Fleisch und eigenen Gedanken, es wurde meiner für eine Zeit, und nie fühlte es sich an wie in den Nächten, da ich träumte. Er war nur Schweigen und Haut, die kalt war und mir fremd, Gedanken, die ich nicht verstand, und Feindschaft von uns beiden, von mir und von ihm, weil es sich für uns beide so anders anfühlte als die Idee.
War das Schweigen zu groß, irgendwann der Geruch zu schlecht, dann ging ich oder der andere, es war egal. Es tat weh eine Zeitlang, eine tote Idee ist nicht lustig, bis ich mich wieder ablenkte und von einem Menschen träumte, der mich retten würde.
Sibylle Berg "Ende gut"
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cassandra, Donnerstag, 9. Dezember 2004, 16:45
Filed under: Kopfkram
Diesen Text von Don habe ich gerade erst gelesen. Wundervoll geschrieben.
Er hat mich sehr nachdenklich gemacht.
Ich glaube, ich kenne diese Phase einer Beziehung, das Nebeneinanderherleben, dieses Aneinderfesthalten, weil man nicht allein sein will oder einem Gestern hinterhertrauert überhaupt nicht. Ich war vielleicht dreimal in meinem Leben richtig verliebt. Zwei dieser Männer habe ich geliebt. Aber mit keinem der Männer habe ich (von meiner Seite aus) den Punkt erlebt, an dem der Zauber verflog. Es gab andere Gründe dafür, warum diese Beziehungen zerbrachen. Betrug, Lügen, Nicht-Erwiderung der Gefühle.
Trotzdem möchte ich meinen Glauben an die Liebe nicht aufgeben. Ich habe keine Angst davor, wieder und wieder verletzt zu werden, keine Angst, dass sich der Zauber in Gleichgültigkeit und gegenseitige Demütigung verwandelt. Man möge dies für naiv oder idealistisch halten. Aber Angst macht Glück unmöglich. Und ich glaube einfach ganz fest daran, dass das Glück, das man durch die Liebe erlebt, das reinste und schönste ist. Auch wenn das Schweben in den Wolken oft das Potential für den umso tieferen Fall beinhaltet. Aber sollte man deshalb mit den Beinen immer auf festen Grund stehen? Ich möchte fliegen.
Ich kenne diese Momente, die Don in seinem ersten Kapitel beschreibt, sehr gut. Es fällt mir schwer nachts zu schlafen, wenn jemand neben mir liegt. Es macht mir jedoch nichts aus. Ich liebe es, meinen Gedanken nachzuhängen, während sich ein Körper an meinen Rücken schmiegt, sein einer Arm unter meiner Halsbeuge liegt und der andere schlaff auf meiner Hüfte hängt. Es sind keine schwermütigen Gedanken, die ich in diesem Moment habe. Eher luftige Wölkchen, die mir in den Kopf puffen, die ich kurz festhalte und wieder fallen lasse. Ich spüre die Wärme des anderen Körpers und kuschel mich noch ein Stück enger an ihn heran. Ich möchte seine Haut überall spüren. Jede noch so kleine Lücke muss geschlossen werden. Meinen Po presse ich in seinen Schoss. Wenn ich dann seine Erektion spüre, von der er nichts ahnt, breitet sich auch in meinem Inneren eine angenehme Wärme aus. Umrauscht von meiner Lust schlafe ich dann ein und träume meist sehr intensiv und real.
Ich liebe diese Nächte, aber ich erlebe sie nur mit sehr wenigen Menschen. Dons Beschreibung des „lange vermissten Puzzlestücks“ finde ich einzigartig zutreffend. Ich habe nur sehr selten neben jemandem gelegen, dessen Körper sich passend und wie für mich gemacht anfühlte. Mit dem ich mich eins fühlte. Schade, dass sich dieses Gefühl nicht auf die wachen Momente übertragen liess.
Aber ich gebe die Hoffnung ja nicht auf.
Er hat mich sehr nachdenklich gemacht.
Ich glaube, ich kenne diese Phase einer Beziehung, das Nebeneinanderherleben, dieses Aneinderfesthalten, weil man nicht allein sein will oder einem Gestern hinterhertrauert überhaupt nicht. Ich war vielleicht dreimal in meinem Leben richtig verliebt. Zwei dieser Männer habe ich geliebt. Aber mit keinem der Männer habe ich (von meiner Seite aus) den Punkt erlebt, an dem der Zauber verflog. Es gab andere Gründe dafür, warum diese Beziehungen zerbrachen. Betrug, Lügen, Nicht-Erwiderung der Gefühle.
Trotzdem möchte ich meinen Glauben an die Liebe nicht aufgeben. Ich habe keine Angst davor, wieder und wieder verletzt zu werden, keine Angst, dass sich der Zauber in Gleichgültigkeit und gegenseitige Demütigung verwandelt. Man möge dies für naiv oder idealistisch halten. Aber Angst macht Glück unmöglich. Und ich glaube einfach ganz fest daran, dass das Glück, das man durch die Liebe erlebt, das reinste und schönste ist. Auch wenn das Schweben in den Wolken oft das Potential für den umso tieferen Fall beinhaltet. Aber sollte man deshalb mit den Beinen immer auf festen Grund stehen? Ich möchte fliegen.
Ich kenne diese Momente, die Don in seinem ersten Kapitel beschreibt, sehr gut. Es fällt mir schwer nachts zu schlafen, wenn jemand neben mir liegt. Es macht mir jedoch nichts aus. Ich liebe es, meinen Gedanken nachzuhängen, während sich ein Körper an meinen Rücken schmiegt, sein einer Arm unter meiner Halsbeuge liegt und der andere schlaff auf meiner Hüfte hängt. Es sind keine schwermütigen Gedanken, die ich in diesem Moment habe. Eher luftige Wölkchen, die mir in den Kopf puffen, die ich kurz festhalte und wieder fallen lasse. Ich spüre die Wärme des anderen Körpers und kuschel mich noch ein Stück enger an ihn heran. Ich möchte seine Haut überall spüren. Jede noch so kleine Lücke muss geschlossen werden. Meinen Po presse ich in seinen Schoss. Wenn ich dann seine Erektion spüre, von der er nichts ahnt, breitet sich auch in meinem Inneren eine angenehme Wärme aus. Umrauscht von meiner Lust schlafe ich dann ein und träume meist sehr intensiv und real.
Ich liebe diese Nächte, aber ich erlebe sie nur mit sehr wenigen Menschen. Dons Beschreibung des „lange vermissten Puzzlestücks“ finde ich einzigartig zutreffend. Ich habe nur sehr selten neben jemandem gelegen, dessen Körper sich passend und wie für mich gemacht anfühlte. Mit dem ich mich eins fühlte. Schade, dass sich dieses Gefühl nicht auf die wachen Momente übertragen liess.
Aber ich gebe die Hoffnung ja nicht auf.
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ICH LESE GERADE
cassandra, Dienstag, 16. November 2004, 13:11
Filed under: Kopfkram
"Ende gut" von Sibylle Berg.
Misanthropen, die es geniessen, knietief im Schlamm des menschlichen Elends zu waten, sei dieses Buch wärmstens ans Herz gelegt. Die Lektüre passt zu den grauen, nassen Tagen dieser Nicht-Jahreszeit und schafft es fast, mich noch weiter in den Strudel von Belanglosigkeit und Tristesse hinabzureissen.
Aber eben nur fast. Frau Bergs Worte lassen meinen Willen dagegen aufbegehren, nicht zu den von ihr beschriebenen Geschöpfen zu gehören.
Mir hat einmal jemand gesagt, ich müsste mich mit der Tatsache abfinden, dass ich nichts besonderes bin. Dass ich keine besonderen Talente habe, die Zukunft keine speziellen Pläne für mich bereit hält, dass ich lebe, um zu schlafen, zu arbeiten, zu essen und dass ich dazu verdammt bin, die Stunden dazwischen mit sinnlosen Ablenkungen zu vertrödeln, um mir der Langenweile nicht bewusst zu werden. Erst wenn ich aufhören würde zu warten, zu träumen, zu kämpfen und mich mit der Trostlosigkeit der eigenen Person und des eigenen Lebens abfinden würde, könnte ich glücklich sein. In diese Kerbe treffen auch Frau Bergs Ausführungen.
(ich habe das Buch ja noch nicht durchgelesen und warte gespannt darauf, wie sie es schaffen will, dem Titel des Buches zu einem Sinn zu verhelfen.)
Als mir damals diese Person auf ganz nüchterne Art diese, ihre Weisheiten an den Kopf schlug, war ich zutiefst enttäuscht und entsetzt. Ich ziehe es vor, mein ganzes Leben mit Träumereien und Spinnereien zu verbringen, Dummheiten zu begehen, gerne die gleichen auch immer wieder, aber ich werde mich niemals damit abfinden, nicht etwas besonderes zu sein. Das sollte sich übrigens niemand.
Misanthropen, die es geniessen, knietief im Schlamm des menschlichen Elends zu waten, sei dieses Buch wärmstens ans Herz gelegt. Die Lektüre passt zu den grauen, nassen Tagen dieser Nicht-Jahreszeit und schafft es fast, mich noch weiter in den Strudel von Belanglosigkeit und Tristesse hinabzureissen.
Aber eben nur fast. Frau Bergs Worte lassen meinen Willen dagegen aufbegehren, nicht zu den von ihr beschriebenen Geschöpfen zu gehören.
Mir hat einmal jemand gesagt, ich müsste mich mit der Tatsache abfinden, dass ich nichts besonderes bin. Dass ich keine besonderen Talente habe, die Zukunft keine speziellen Pläne für mich bereit hält, dass ich lebe, um zu schlafen, zu arbeiten, zu essen und dass ich dazu verdammt bin, die Stunden dazwischen mit sinnlosen Ablenkungen zu vertrödeln, um mir der Langenweile nicht bewusst zu werden. Erst wenn ich aufhören würde zu warten, zu träumen, zu kämpfen und mich mit der Trostlosigkeit der eigenen Person und des eigenen Lebens abfinden würde, könnte ich glücklich sein. In diese Kerbe treffen auch Frau Bergs Ausführungen.
(ich habe das Buch ja noch nicht durchgelesen und warte gespannt darauf, wie sie es schaffen will, dem Titel des Buches zu einem Sinn zu verhelfen.)
Als mir damals diese Person auf ganz nüchterne Art diese, ihre Weisheiten an den Kopf schlug, war ich zutiefst enttäuscht und entsetzt. Ich ziehe es vor, mein ganzes Leben mit Träumereien und Spinnereien zu verbringen, Dummheiten zu begehen, gerne die gleichen auch immer wieder, aber ich werde mich niemals damit abfinden, nicht etwas besonderes zu sein. Das sollte sich übrigens niemand.
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SIEBEN KATZENLEBEN
cassandra, Sonntag, 14. November 2004, 03:46
Filed under: Kopfkram
Heute fuhr ich zum Zwecke des Erwerbs eines Geburtstagsgeschenkes, ein paar Bücher und neuer Bettwäsche nach Köln. Ersteres war der eigentliche Grund für diesen Ausflug, weil es die Schönheitsprodukte einer bestimmten aus San Francisco stammenden Firma nur in Köln (oder München oder Berlin, beides jedoch zu weit entfernt) gibt, letzteres war längst überfällig, da ich neulich auf harsche Art von einem berittenen Revolverhelden und Caféhausbesitzer auf die visuelle Disharmonie zwischen meiner jetzigen Bettwäsche und der Farbe meiner frischgestrichenen Schlafzimmerwände hingewiesen wurde. Nun nächtige ich auf einem zu besagten Wänden passenden grünen Bettlaken unter einem Traum aus bunten schmalen Streifen. Das ganze ist gefertigt aus Mako Satin.
Glücklicherweise musste ich mich nicht dem wahnwitzigen Entscheidungsfindungsprozess zwischen Jersey, Haustuch, Biber, Edel-Jersey, Mako-Satin, Satin, Glanz-Satin, Brokat und Microfaser aussetzen, da es sich bei meiner Bettdecke um eine Übergröße handelt, bei der die Auswahl von vornherein auf ein Minimum beschränkt ist. In diesem Bettwäsche Segment bleibt nur die Entscheidung zwischen der Kategorie: „Wenn ich morgens in diesem Blumen Alptraum aufwache muss ich mich übergeben“, den Modellen: „Von angesichts des Versuches alle erdenklichen geometrischen Formen mit sämtlichen möglichen und unmöglichen Farben auf einem Stück Stoff zu kombinieren seines Verstandes verlustig gegangenen Designers Entworfenen“ und „Erträglich“. Das zweite Set Bettwäsche, das ich erstand (ein in verschiedenen Rottönen und –Mustern gehaltenes Exemplar), entpuppte sich zu Hause als falsche Größe. Ich möchte an dieser Stelle, den Arbeitnehmern, die mit viel Liebe tagaus und tagein damit beschäftigt sind, Bettwäsche in Kombination mit Pappdeckeln zusammenzulegen und in Plastikhüllen zu quetschen, meinen größten Respekt aussprechen. Ich widmete mich unter Flüchen eine halbe Stunde (nachdem ich das ganze Zeug wieder aus dem Mülleimer gekramt hatte) dieser Aufgabe und auch das nur mit einem sehr bemitleidungswürdigen Ergebnis.
Nach meinem Einkaufsbummel fuhr ich durch das nächtliche Rheinland, um ein paar gute Aussichtspunkte auf Industrieanlagen zu suchen. Ich wurde auch fündig, jedoch vereitelte der strömende Regen, dass ich irgendwelche Fotos machen konnte.
Ich liebe es, bei Nacht Auto zu fahren. Eigentlich auch bei Tage, vorausgesetzt, dass es nicht zu voll auf den Straßen ist. Ich liebe es auch schnell zu fahren. Dieser Passion gehe ich allerdings nur noch eingeschränkt nach, seit ich meinen Führerschein mal für drei Monate abgeben durfte und 600 Euro Strafe zahlen musste. Nichtsdestotrotz geniesse ich es, im Auto über die Straßen zu gleiten, die Musik aufgedreht, den Blick konzentriert geradeaus gerichtet. Die Stumpfsinnigkeit dieser Tätigkeit gibt mir Raum, meinen Gedanken nachzuhängen. Nicht diese emotionale, melancholische Art des Nachdenkens, wenn man zu Hause bei einem Glas Rotwein sitzt und über Probleme und Menschen grübelt. Beim Autofahren denkt man nüchterner (haha), konzentrierter und sachlicher. Der Großteil des Gehirns ist mit dem eigentlichen Steuern des Fahrzeugs beschäftigt, während der Rest knapp analysiert, hinterfragt, klarstellt und Lösungen anbietet. So, als würde ein Aussenstehender die Situation betrachten und mich in einen Dialog verwickeln. Dieser Dialog ist frei von subjektiven und emotions-geprägten Interpretationen, die normalerweise der Grund für die Problematisierung von Sachverhalten sind und somit in der Regel eher komplizieren als klären. Ich weiss nicht, warum das so ist. Die Vermutung liegt nahe, dass mein motorisches Zentrum in irgendeiner Form mit dem emotionalen verknüpft ist. Sobald es mit einer anderen Aufgabe beschäftigt ist, bin ich in der Lage, relativ objektiv zu denken.
Ich habe gerade mal im Internet nachgesehen. Damit ist meine Theorie entweder hinfällig oder ich bin ein anatomisch einzigartiges Wesen. Der senso-motorische Bereich des Gehirns, den man wohl hauptsächlich bei Autofahren benötigt, da er Informationen aus der Umwelt aufnimmt und Bewegungen motiviert, befindet sich ganz oben auf dem Kopf, das limbische System, dass für Emotionen zuständig ist, liegt dafür eher unten. Egal, dann liegt der Grund vermutlich an den Neurotransmittern oder irgendwelchen Hormonen, oder sonst was anderem. Ich habe Biologie in der Schule abgewählt.
Aber ich schweife ein wenig ab, da ich eigentlich über etwas ganz anderes schreiben wollte und habe nun bereits sehr viele Worte verschwendet, ohne das es eine Einleitung zum eigentlichen Thema darstellt. Daher jetzt eine elegante Überleitung zum Thema: Ich werde eines Tages in einem Auto sterben. Vermutlich weil ich mir über irgendetwas Gedanken gemacht habe und mir dabei entgangen ist, dass der LKW neben mir auf meine Spur rüberzieht. Ich, in letzter Sekunde, vor Schreck gelähmt, nicht über die Schulter schauend, ebenfalls nach links ziehe, wo sich jedoch ein anderes Fahrzeug befindet. Das ganze bei 200 km/h, weil ich auf Grund eines Staus zu spät dran bin und es nicht ertragen kann, zu spät zu einem beruflichen Termin zu kommen. Ich weiss nicht genau, wie es passiert. Ich weiss nur, dass es eines Tages passieren wird. Vor ein paar Jahren hatte ich einen Tagtraum, den man wohl als Vision bezeichnen könnte. Ich sass in einem Auto, dass sich überschlug. Die Sekunden, in denen sich diese Bilder vor meinem inneren Auge abspielten, zogen sich zeitlos dahin. Die Gefühle, Gedanken und Bilder, die in diesem Moment vollkommen unmotiviert und unbegründet aufkamen, waren derart plastisch und real, dass sich mein ganzer Körper zusammenzog. Ein eigenartiges Rauschen durchfuhr mich. Ich hatte das Gefühl, dass nicht Blut, sondern eine unbekannte, brennende Flüssigkeit durch meine Adern floss. Im Mund hatte ich einen seltsamen Geschmack und mir wurde schlecht. Ich hatte so etwas noch nie erlebt und deshalb bin ich davon überzeugt, meinen eigenen Tod gesehen zu haben. Ich habe bisher kaum mit jemanden darüber gesprochen und bin mir unsicher, ob ich darüber schreiben soll, denn ich glaube an selbsterfüllende Prophezeiungen. Der Glaube daran leitet sich aus den Prinzipien des Konstruktivismus ab. Er bezieht sich auf die Theorie des zweigeteilten Bewusstseins, das sich in den Denker und den Beweisführer splittet. Der Denker glaubt an eine Theorie, was dazu führt, dass der Beweiser alle Sinneseindrücke und Wahrnehmungen aus der Umwelt so interpretiert, dass die Ergebnisse seine Theorie stützen. Alles, was der Mensch erlebt, muss als Beweis für seinen Glauben herhalten, dem widersprechende Erlebnisse und Erfahrungen werden schlichtweg ignoriert, nicht zugelassen oder um-interpretiert. Diese Verhaltensweise führt automatisch dazu, dass sich der Glaube erfüllt. Wir denken, dass etwas auf eine bestimmte Art und Weise passieren wird und tun (unbewusst) alles dafür, dass es dann auf diese Weise passiert.
Ich schweife schon wieder ab, wollte jedoch nur klarstellen, dass ich mir darüber nicht so viele Gedanken machen sollte, da dies die Möglichkeit, dass dieses Ereignis eintritt, wahrscheinlicher macht.
Merkwürdigerweise erfüllt mich dieser Glaube, zu wissen, wie ich sterben werde, nicht mit Angst. Wenn man – aus welchen Gründen auch immer - daran glaubt, fällt es auch nicht schwer, zu glauben, dass man auch das wann weiss. Und mit der gleichen Überzeugung, dass ich weiss, auf welche Art es passieren wird, weiss ich, dass es bis dahin noch ein wenig Zeit in diesem, meinem Leben zu vertrödeln gibt. Dieser Glaube ist mir sehr wichtig, da ich ansonsten an nichts glaube. Er gibt mir eine unbegrenzte Sicherheit, fast schon eine gewisse Naivität. Mit selbiger stürze ich mich ab und an in gefährliche, zwielichtige, merkwürdige Situationen ohne Angst zu haben, dass mir etwas passiert. Ich habe Dinge getan, die die Gefahr bargen, dass ich im nächsten Moment ein Messer in den Bauch gerammt bekommen würde, vergewaltigt oder verprügelt worden wäre. Ich hatte aber nie Angst, weil ich wusste, dass es zwar schmerzhaft, aber nie tödlich enden würde. Man möge diese Verhaltensweise dumm oder naiv nennen, aber ich nenne das leben, denn durch diesen Mangel an Angst habe ich einige lustige oder spannende Geschichten erlebt, über die ich vielleicht irgendwann einmal hier schreiben werde.
Manchmal fühle ich mich wie eine Katze, die sieben Leben zu verschenken hat. Inzwischen bin ich bei vier angelangt.
Mein erstes und zweites Leben verlor ich im zarten Alter von 18 Jahren. Ich lebte damals für ein Jahr in den Staaten. Gleich am zweiten Tag im fremden Lande brachte man mir das Motorradfahren bei. Das ganze endete in einem artistisch anmutenden Salto samt Motorrad. Eine 360 Grad Drehung vorwärts. Das positive an diesem Unfall war, dass ich das gesamte Jahr mit dem Auto zur Schule gefahren und auch wieder dort abgeholt wurde, weil ich nicht richtig laufen konnte. Die Schule war nur 10 Minuten zu Fuß entfernt und obwohl ich nach zwei Monaten genesen war, behielt man diese Tradition bei.
Beim zweiten Mal tauschte ich das Motorrad gegen einen Gummireifen. Meine „amerikanischen“ Eltern hatten ein Hausboot auf einem See in New Mexico. Das klingt feudal, war letzten Endes aber nur eine Art Wohnwagen auf dem Wasser. Ein viereckiger Kasten, der einen großen Raum beherbergte. Bei einem unserer Besuche dort wurden wir von einem mit meinen Eltern befreundeten Ehepaar begleitet. Der Mann hatte ein kleines Sportboot. Er brachte einen großen Reifen mit, den wir mit Hilfe von Seilen hinten am Boot befestigen konnten. Natürlich war das ganze nicht ungefährlich. Man hing mit seinem Hintern im Inneren des Reifen, die Beine und der Oberkörper schauten oben raus und man musste sich ganz fest an die angebrachten Halterungen klammern, um nicht rauszufallen. Der Fahrer des Bootes raste mit uns über den See und es machte riesigen Spaß. Irgendwann wollte er wohl besonders lustig sein und wurde ein wenig übermütig. Vermutlich wollte er mir nur Angst machen. Plötzlich raste er frontal auf die steile Wand des Hausbootes zu. Ich weiss nicht, wie schnell so ein Boot ist. Es waren gefühlte 60 km/h. Vielleicht auch mehr. Er fuhr also im 90 Grad Winkel auf diese Wand zu. Im letzten Moment, wenige Meter davon entfernt, riss er das Lenkrad herum und fuhr knapp am Boot vorbei. Nun. Ich war nie eine große Leuchte in Physik. (Habe ich ebenfalls abgewählt.) Mir war jedoch das Gesetzt der Trägheit, nach dem sich ein träger Körper (und als einen solchen könnte man mich durchaus bezeichnen) erst einmal in die gleiche Richtung bewegt, nicht unbekannt. Im Gegensatz zu ihm, war mir klar, dass ich mich auf Kollisionskurs mir einer Wand befand. Komisch, was einem in einem solchen Moment durch den Kopf geht. Eigentlich nicht viel. Nur „oha...“. Damals habe ich Ju-Jutsu betrieben. Den Mechanismen, die man dabei erlernt, ist es zu verdanken, dass ich beim Aufprall die Knie hochzog, die Arme vor den Kopf hielt und somit unbewusst die perfekte Abwehrhaltung einnahm. Bei 60 km/h eine Holzwand zu knutschen, ist nicht unbedingt spaßig. Ich kam mit einem gehörigen, einige Stunden andauernden Schock und einigen Prellungen davon.
Dem Verlust der anderen beiden Leben, soll sich eine andere Geschichte widmen. Bleiben mir noch drei Versuche. Wenn ich ein bisschen auf mich aufpasse, ist das noch eine ganze Menge. Bis dahin kann ich fortfahren, mich in Abenteuer zu stürzen und mein Leben zu leben. Und ich kann Auto fahren. Immerhin macht es tierischen Spaß und ich kann mal in Ruhe nachdenken.
Gerade habe ich mir das ganze noch mal durchgelesen. Macht nicht wirklich Sinn, ist sehr unstrukturiert, unordentlich geschrieben und zu lang. Ich habe aber keine Lust, es noch mal zu schreiben.
Glücklicherweise musste ich mich nicht dem wahnwitzigen Entscheidungsfindungsprozess zwischen Jersey, Haustuch, Biber, Edel-Jersey, Mako-Satin, Satin, Glanz-Satin, Brokat und Microfaser aussetzen, da es sich bei meiner Bettdecke um eine Übergröße handelt, bei der die Auswahl von vornherein auf ein Minimum beschränkt ist. In diesem Bettwäsche Segment bleibt nur die Entscheidung zwischen der Kategorie: „Wenn ich morgens in diesem Blumen Alptraum aufwache muss ich mich übergeben“, den Modellen: „Von angesichts des Versuches alle erdenklichen geometrischen Formen mit sämtlichen möglichen und unmöglichen Farben auf einem Stück Stoff zu kombinieren seines Verstandes verlustig gegangenen Designers Entworfenen“ und „Erträglich“. Das zweite Set Bettwäsche, das ich erstand (ein in verschiedenen Rottönen und –Mustern gehaltenes Exemplar), entpuppte sich zu Hause als falsche Größe. Ich möchte an dieser Stelle, den Arbeitnehmern, die mit viel Liebe tagaus und tagein damit beschäftigt sind, Bettwäsche in Kombination mit Pappdeckeln zusammenzulegen und in Plastikhüllen zu quetschen, meinen größten Respekt aussprechen. Ich widmete mich unter Flüchen eine halbe Stunde (nachdem ich das ganze Zeug wieder aus dem Mülleimer gekramt hatte) dieser Aufgabe und auch das nur mit einem sehr bemitleidungswürdigen Ergebnis.
Nach meinem Einkaufsbummel fuhr ich durch das nächtliche Rheinland, um ein paar gute Aussichtspunkte auf Industrieanlagen zu suchen. Ich wurde auch fündig, jedoch vereitelte der strömende Regen, dass ich irgendwelche Fotos machen konnte.
Ich liebe es, bei Nacht Auto zu fahren. Eigentlich auch bei Tage, vorausgesetzt, dass es nicht zu voll auf den Straßen ist. Ich liebe es auch schnell zu fahren. Dieser Passion gehe ich allerdings nur noch eingeschränkt nach, seit ich meinen Führerschein mal für drei Monate abgeben durfte und 600 Euro Strafe zahlen musste. Nichtsdestotrotz geniesse ich es, im Auto über die Straßen zu gleiten, die Musik aufgedreht, den Blick konzentriert geradeaus gerichtet. Die Stumpfsinnigkeit dieser Tätigkeit gibt mir Raum, meinen Gedanken nachzuhängen. Nicht diese emotionale, melancholische Art des Nachdenkens, wenn man zu Hause bei einem Glas Rotwein sitzt und über Probleme und Menschen grübelt. Beim Autofahren denkt man nüchterner (haha), konzentrierter und sachlicher. Der Großteil des Gehirns ist mit dem eigentlichen Steuern des Fahrzeugs beschäftigt, während der Rest knapp analysiert, hinterfragt, klarstellt und Lösungen anbietet. So, als würde ein Aussenstehender die Situation betrachten und mich in einen Dialog verwickeln. Dieser Dialog ist frei von subjektiven und emotions-geprägten Interpretationen, die normalerweise der Grund für die Problematisierung von Sachverhalten sind und somit in der Regel eher komplizieren als klären. Ich weiss nicht, warum das so ist. Die Vermutung liegt nahe, dass mein motorisches Zentrum in irgendeiner Form mit dem emotionalen verknüpft ist. Sobald es mit einer anderen Aufgabe beschäftigt ist, bin ich in der Lage, relativ objektiv zu denken.
Ich habe gerade mal im Internet nachgesehen. Damit ist meine Theorie entweder hinfällig oder ich bin ein anatomisch einzigartiges Wesen. Der senso-motorische Bereich des Gehirns, den man wohl hauptsächlich bei Autofahren benötigt, da er Informationen aus der Umwelt aufnimmt und Bewegungen motiviert, befindet sich ganz oben auf dem Kopf, das limbische System, dass für Emotionen zuständig ist, liegt dafür eher unten. Egal, dann liegt der Grund vermutlich an den Neurotransmittern oder irgendwelchen Hormonen, oder sonst was anderem. Ich habe Biologie in der Schule abgewählt.
Aber ich schweife ein wenig ab, da ich eigentlich über etwas ganz anderes schreiben wollte und habe nun bereits sehr viele Worte verschwendet, ohne das es eine Einleitung zum eigentlichen Thema darstellt. Daher jetzt eine elegante Überleitung zum Thema: Ich werde eines Tages in einem Auto sterben. Vermutlich weil ich mir über irgendetwas Gedanken gemacht habe und mir dabei entgangen ist, dass der LKW neben mir auf meine Spur rüberzieht. Ich, in letzter Sekunde, vor Schreck gelähmt, nicht über die Schulter schauend, ebenfalls nach links ziehe, wo sich jedoch ein anderes Fahrzeug befindet. Das ganze bei 200 km/h, weil ich auf Grund eines Staus zu spät dran bin und es nicht ertragen kann, zu spät zu einem beruflichen Termin zu kommen. Ich weiss nicht genau, wie es passiert. Ich weiss nur, dass es eines Tages passieren wird. Vor ein paar Jahren hatte ich einen Tagtraum, den man wohl als Vision bezeichnen könnte. Ich sass in einem Auto, dass sich überschlug. Die Sekunden, in denen sich diese Bilder vor meinem inneren Auge abspielten, zogen sich zeitlos dahin. Die Gefühle, Gedanken und Bilder, die in diesem Moment vollkommen unmotiviert und unbegründet aufkamen, waren derart plastisch und real, dass sich mein ganzer Körper zusammenzog. Ein eigenartiges Rauschen durchfuhr mich. Ich hatte das Gefühl, dass nicht Blut, sondern eine unbekannte, brennende Flüssigkeit durch meine Adern floss. Im Mund hatte ich einen seltsamen Geschmack und mir wurde schlecht. Ich hatte so etwas noch nie erlebt und deshalb bin ich davon überzeugt, meinen eigenen Tod gesehen zu haben. Ich habe bisher kaum mit jemanden darüber gesprochen und bin mir unsicher, ob ich darüber schreiben soll, denn ich glaube an selbsterfüllende Prophezeiungen. Der Glaube daran leitet sich aus den Prinzipien des Konstruktivismus ab. Er bezieht sich auf die Theorie des zweigeteilten Bewusstseins, das sich in den Denker und den Beweisführer splittet. Der Denker glaubt an eine Theorie, was dazu führt, dass der Beweiser alle Sinneseindrücke und Wahrnehmungen aus der Umwelt so interpretiert, dass die Ergebnisse seine Theorie stützen. Alles, was der Mensch erlebt, muss als Beweis für seinen Glauben herhalten, dem widersprechende Erlebnisse und Erfahrungen werden schlichtweg ignoriert, nicht zugelassen oder um-interpretiert. Diese Verhaltensweise führt automatisch dazu, dass sich der Glaube erfüllt. Wir denken, dass etwas auf eine bestimmte Art und Weise passieren wird und tun (unbewusst) alles dafür, dass es dann auf diese Weise passiert.
Ich schweife schon wieder ab, wollte jedoch nur klarstellen, dass ich mir darüber nicht so viele Gedanken machen sollte, da dies die Möglichkeit, dass dieses Ereignis eintritt, wahrscheinlicher macht.
Merkwürdigerweise erfüllt mich dieser Glaube, zu wissen, wie ich sterben werde, nicht mit Angst. Wenn man – aus welchen Gründen auch immer - daran glaubt, fällt es auch nicht schwer, zu glauben, dass man auch das wann weiss. Und mit der gleichen Überzeugung, dass ich weiss, auf welche Art es passieren wird, weiss ich, dass es bis dahin noch ein wenig Zeit in diesem, meinem Leben zu vertrödeln gibt. Dieser Glaube ist mir sehr wichtig, da ich ansonsten an nichts glaube. Er gibt mir eine unbegrenzte Sicherheit, fast schon eine gewisse Naivität. Mit selbiger stürze ich mich ab und an in gefährliche, zwielichtige, merkwürdige Situationen ohne Angst zu haben, dass mir etwas passiert. Ich habe Dinge getan, die die Gefahr bargen, dass ich im nächsten Moment ein Messer in den Bauch gerammt bekommen würde, vergewaltigt oder verprügelt worden wäre. Ich hatte aber nie Angst, weil ich wusste, dass es zwar schmerzhaft, aber nie tödlich enden würde. Man möge diese Verhaltensweise dumm oder naiv nennen, aber ich nenne das leben, denn durch diesen Mangel an Angst habe ich einige lustige oder spannende Geschichten erlebt, über die ich vielleicht irgendwann einmal hier schreiben werde.
Manchmal fühle ich mich wie eine Katze, die sieben Leben zu verschenken hat. Inzwischen bin ich bei vier angelangt.
Mein erstes und zweites Leben verlor ich im zarten Alter von 18 Jahren. Ich lebte damals für ein Jahr in den Staaten. Gleich am zweiten Tag im fremden Lande brachte man mir das Motorradfahren bei. Das ganze endete in einem artistisch anmutenden Salto samt Motorrad. Eine 360 Grad Drehung vorwärts. Das positive an diesem Unfall war, dass ich das gesamte Jahr mit dem Auto zur Schule gefahren und auch wieder dort abgeholt wurde, weil ich nicht richtig laufen konnte. Die Schule war nur 10 Minuten zu Fuß entfernt und obwohl ich nach zwei Monaten genesen war, behielt man diese Tradition bei.
Beim zweiten Mal tauschte ich das Motorrad gegen einen Gummireifen. Meine „amerikanischen“ Eltern hatten ein Hausboot auf einem See in New Mexico. Das klingt feudal, war letzten Endes aber nur eine Art Wohnwagen auf dem Wasser. Ein viereckiger Kasten, der einen großen Raum beherbergte. Bei einem unserer Besuche dort wurden wir von einem mit meinen Eltern befreundeten Ehepaar begleitet. Der Mann hatte ein kleines Sportboot. Er brachte einen großen Reifen mit, den wir mit Hilfe von Seilen hinten am Boot befestigen konnten. Natürlich war das ganze nicht ungefährlich. Man hing mit seinem Hintern im Inneren des Reifen, die Beine und der Oberkörper schauten oben raus und man musste sich ganz fest an die angebrachten Halterungen klammern, um nicht rauszufallen. Der Fahrer des Bootes raste mit uns über den See und es machte riesigen Spaß. Irgendwann wollte er wohl besonders lustig sein und wurde ein wenig übermütig. Vermutlich wollte er mir nur Angst machen. Plötzlich raste er frontal auf die steile Wand des Hausbootes zu. Ich weiss nicht, wie schnell so ein Boot ist. Es waren gefühlte 60 km/h. Vielleicht auch mehr. Er fuhr also im 90 Grad Winkel auf diese Wand zu. Im letzten Moment, wenige Meter davon entfernt, riss er das Lenkrad herum und fuhr knapp am Boot vorbei. Nun. Ich war nie eine große Leuchte in Physik. (Habe ich ebenfalls abgewählt.) Mir war jedoch das Gesetzt der Trägheit, nach dem sich ein träger Körper (und als einen solchen könnte man mich durchaus bezeichnen) erst einmal in die gleiche Richtung bewegt, nicht unbekannt. Im Gegensatz zu ihm, war mir klar, dass ich mich auf Kollisionskurs mir einer Wand befand. Komisch, was einem in einem solchen Moment durch den Kopf geht. Eigentlich nicht viel. Nur „oha...“. Damals habe ich Ju-Jutsu betrieben. Den Mechanismen, die man dabei erlernt, ist es zu verdanken, dass ich beim Aufprall die Knie hochzog, die Arme vor den Kopf hielt und somit unbewusst die perfekte Abwehrhaltung einnahm. Bei 60 km/h eine Holzwand zu knutschen, ist nicht unbedingt spaßig. Ich kam mit einem gehörigen, einige Stunden andauernden Schock und einigen Prellungen davon.
Dem Verlust der anderen beiden Leben, soll sich eine andere Geschichte widmen. Bleiben mir noch drei Versuche. Wenn ich ein bisschen auf mich aufpasse, ist das noch eine ganze Menge. Bis dahin kann ich fortfahren, mich in Abenteuer zu stürzen und mein Leben zu leben. Und ich kann Auto fahren. Immerhin macht es tierischen Spaß und ich kann mal in Ruhe nachdenken.
Gerade habe ich mir das ganze noch mal durchgelesen. Macht nicht wirklich Sinn, ist sehr unstrukturiert, unordentlich geschrieben und zu lang. Ich habe aber keine Lust, es noch mal zu schreiben.
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EIN JAHR
cassandra, Samstag, 30. Oktober 2004, 02:13
Filed under: Kopfkram
365 Tage ist es her, dass wir uns geküsst haben. Zum ersten Mal. Ich habe mal irgendwann etwas über diesen ersten Abend geschrieben. Nur für mich. Damit ich die Gedanken und Gefühle, die ich damals hatte, nicht vergesse. Ich habe gerade noch einmal nachgelesen.
„Bei ihm handelte es sich um den Klassiker: eine stets schlecht gelaunte, mit (zum Teil verletzenden) Machosprüchen hausierende, auf seine Männlichkeit bedachte Karrikatur eines Mannes. Arschlöcher ziehen halt an. Vermutlich ist es der Glaube an Substanz und Sensibilität hinter der Fassade, die ausgerechnet ich zum Einstürzen bringen kann. Vielleicht ist es aber auch ein tief verwurzelter Mangel an Selbstwertgefühl, der mich in die Arme von Männern treibt, die mich (verdienterweise) schlecht behandeln. Womöglich ist es aber auch die Angst vor einer festen Bindung, die mich Männer wählen lässt, mit denen eine Beziehung von vornherein ausgeschlossen ist. Die Hobbypsychologie lässt grüßen. Wenn ich ehrlich bin, wollte ich wahrscheinlich nur Sex.“
Niedlich.
Auch „...ich fühlte mich ein wenig überfordert mit dieser Situation. Was war das eigentlich? Ein One Night Stand, der auf Grund von Unpässlichkeit zwecks Wiederherstellung des männlichen Egos wiederholt werden musste? Dafür wirkte er jedoch zu verliebt. Ich glaube, mir wurde an diesem Abend klar, dass sich mehr aus dieser Geschichte entwickeln könnte. Meine Gefühle in Bezug darauf waren mir jedoch vollkommen unklar. Erstmals habe ich mir jedoch nicht meinen Kopf darüber zerbrochen, was wie wann und wo passieren könnte, sondern mich einer Art Laissez-faire-Einstellung hingegeben. Ich wollte mich nicht schon wieder in ein Gefühlschaos verrennen, welches letzten Endes wieder dazu führen würde, dass ich verletzt werde.“
Ich wusste wochenlang nicht, was ich eigentlich wollte. Es fühlte sich gut an. Ich war glücklich. Ich lief den ganzen Tag mit einem eintätowierten Lächeln herum. Aber ich hatte auch Angst und es gab jemand anderen, von dem ich nicht wusste, was er mir noch bedeutete. Erst als ich ihn wieder sah, wusste ich, dass ich Dich wollte. Ich bin morgens um halb zwei ins Auto gestiegen, um 500 km zu fahren, um in Deinen Armen aufzuwachen. Da war es aber schon zu spät. 42 Stunden später hast Du alles beendet. Der Witz daran war, dass es noch nicht einmal an meiner Unschlüssigkeit lag. Die hast Du nie bemerkt. Du hast mich angelogen. Du wolltest nicht allein sein, wolltest die Frau vergessen, die Du eigentlich liebst. Du hast mich durch Dein Verhalten an den Punkt gebracht, an dem ich meine Angst vergessen habe.
Es war so unermesslich dumm von mir, dass ich danach nicht aufgegeben habe. Ich bin so ein unglaublich blöder Dickkopf, der nicht loslassen kann. Der blind weiter kämpft. Verletz mich, tu’ mir weh, ignorier mich, lass’ meine Hoffnungen und Erwartungen unerfüllt, wenn ich nur ab und zu neben Dir einschlafen kann. Ich hasse es, so schwach zu sein.
Ich wusste, dass Du keine Beziehung mit mir wolltest. Ich hätte mich sogar auf diesen ganzen unverbindlichen Quatsch eingelassen. Wenn Du für mich nur ab und an Du gewesen wärst. Mich an Dir hättest teilhaben lassen.
Es war eine gute Entscheidung, dass ich vor ein paar Wochen alles hinter mir gelassen habe. Rational, mutig und konsequent. Auch wenn mein Bauch mich dafür hasst. Er hatte nämlich immer das Gefühl, dass Du mich auf irgendeine verkorkste Art liebst. Ich weiß, dass war dumm, aber ich war mir so sicher, dass das alles richtig ist und das Du das auch irgendwann kapieren würdest. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der so gut zu mir passte. Das klingt hohl und melodramatisch und ich kann es nicht in Worte fassen, aber er (der Bauch) hat mir immer wieder versichert, dass Du der Mensch bist, der meine Unzulänglichkeiten verstehen, kompensieren und ausgleichen kann, ähnliche Interessen hat und bei nicht vorhandener Übereinstimmung meinen Blickwinkel erweitern kann. Man kann sich schon eine Menge einreden, wenn man auf seinen Bauch hört.
Verstehe mich bitte nicht falsch. Es geht mir sehr gut, ohne Dich. Manchmal vermisse ich Dich. Ich vermisse nicht die Gespräche mit Dir, denn in den letzten 365 Tagen haben wir nur selten wirklich gut miteinander geredet. Ich vermisse es, Dich zu sehen. Deine Augen, dein (seltenes) Lächeln. Ich vermisse es, Dich neben mir zu spüren. Deine Haut zu berühren, Deinen Mund zu küssen, von Deiner Körperwärme eingehüllt zu sein. Ich vermisse den Menschen, der mich meine Angst hat vergessen lassen. Ich habe ein Foto von Dir, das am Strand in Holland aufgenommen wurde. Dieses Bild ist wirklich einzigartig, weil ich diesen Gesichtsausdruck nie wieder bei Dir gesehen habe. Lächelnd, frei, glücklich, losgelöst von allem.
Ich vermisse diese Augenblicke, in denen Du albern sein konntest, nicht so viel nachgedacht und dich verschlossen hast.
Ich wünsche mir manchmal, Du wärst einfach nur da, ohne was zu sagen oder zu tun.
Aber auch diese Momente werden seltener und gehen vorbei. Die vielen kleinen Ablenkungen werden sie endgültig auslöschen.
Es ist mir egal, dass Du das jetzt hier liest. Ich mache jetzt eine Flasche Wein auf und trinke ein Glas auf ein verschenktes Jahr. Prost.
„Bei ihm handelte es sich um den Klassiker: eine stets schlecht gelaunte, mit (zum Teil verletzenden) Machosprüchen hausierende, auf seine Männlichkeit bedachte Karrikatur eines Mannes. Arschlöcher ziehen halt an. Vermutlich ist es der Glaube an Substanz und Sensibilität hinter der Fassade, die ausgerechnet ich zum Einstürzen bringen kann. Vielleicht ist es aber auch ein tief verwurzelter Mangel an Selbstwertgefühl, der mich in die Arme von Männern treibt, die mich (verdienterweise) schlecht behandeln. Womöglich ist es aber auch die Angst vor einer festen Bindung, die mich Männer wählen lässt, mit denen eine Beziehung von vornherein ausgeschlossen ist. Die Hobbypsychologie lässt grüßen. Wenn ich ehrlich bin, wollte ich wahrscheinlich nur Sex.“
Niedlich.
Auch „...ich fühlte mich ein wenig überfordert mit dieser Situation. Was war das eigentlich? Ein One Night Stand, der auf Grund von Unpässlichkeit zwecks Wiederherstellung des männlichen Egos wiederholt werden musste? Dafür wirkte er jedoch zu verliebt. Ich glaube, mir wurde an diesem Abend klar, dass sich mehr aus dieser Geschichte entwickeln könnte. Meine Gefühle in Bezug darauf waren mir jedoch vollkommen unklar. Erstmals habe ich mir jedoch nicht meinen Kopf darüber zerbrochen, was wie wann und wo passieren könnte, sondern mich einer Art Laissez-faire-Einstellung hingegeben. Ich wollte mich nicht schon wieder in ein Gefühlschaos verrennen, welches letzten Endes wieder dazu führen würde, dass ich verletzt werde.“
Ich wusste wochenlang nicht, was ich eigentlich wollte. Es fühlte sich gut an. Ich war glücklich. Ich lief den ganzen Tag mit einem eintätowierten Lächeln herum. Aber ich hatte auch Angst und es gab jemand anderen, von dem ich nicht wusste, was er mir noch bedeutete. Erst als ich ihn wieder sah, wusste ich, dass ich Dich wollte. Ich bin morgens um halb zwei ins Auto gestiegen, um 500 km zu fahren, um in Deinen Armen aufzuwachen. Da war es aber schon zu spät. 42 Stunden später hast Du alles beendet. Der Witz daran war, dass es noch nicht einmal an meiner Unschlüssigkeit lag. Die hast Du nie bemerkt. Du hast mich angelogen. Du wolltest nicht allein sein, wolltest die Frau vergessen, die Du eigentlich liebst. Du hast mich durch Dein Verhalten an den Punkt gebracht, an dem ich meine Angst vergessen habe.
Es war so unermesslich dumm von mir, dass ich danach nicht aufgegeben habe. Ich bin so ein unglaublich blöder Dickkopf, der nicht loslassen kann. Der blind weiter kämpft. Verletz mich, tu’ mir weh, ignorier mich, lass’ meine Hoffnungen und Erwartungen unerfüllt, wenn ich nur ab und zu neben Dir einschlafen kann. Ich hasse es, so schwach zu sein.
Ich wusste, dass Du keine Beziehung mit mir wolltest. Ich hätte mich sogar auf diesen ganzen unverbindlichen Quatsch eingelassen. Wenn Du für mich nur ab und an Du gewesen wärst. Mich an Dir hättest teilhaben lassen.
Es war eine gute Entscheidung, dass ich vor ein paar Wochen alles hinter mir gelassen habe. Rational, mutig und konsequent. Auch wenn mein Bauch mich dafür hasst. Er hatte nämlich immer das Gefühl, dass Du mich auf irgendeine verkorkste Art liebst. Ich weiß, dass war dumm, aber ich war mir so sicher, dass das alles richtig ist und das Du das auch irgendwann kapieren würdest. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der so gut zu mir passte. Das klingt hohl und melodramatisch und ich kann es nicht in Worte fassen, aber er (der Bauch) hat mir immer wieder versichert, dass Du der Mensch bist, der meine Unzulänglichkeiten verstehen, kompensieren und ausgleichen kann, ähnliche Interessen hat und bei nicht vorhandener Übereinstimmung meinen Blickwinkel erweitern kann. Man kann sich schon eine Menge einreden, wenn man auf seinen Bauch hört.
Verstehe mich bitte nicht falsch. Es geht mir sehr gut, ohne Dich. Manchmal vermisse ich Dich. Ich vermisse nicht die Gespräche mit Dir, denn in den letzten 365 Tagen haben wir nur selten wirklich gut miteinander geredet. Ich vermisse es, Dich zu sehen. Deine Augen, dein (seltenes) Lächeln. Ich vermisse es, Dich neben mir zu spüren. Deine Haut zu berühren, Deinen Mund zu küssen, von Deiner Körperwärme eingehüllt zu sein. Ich vermisse den Menschen, der mich meine Angst hat vergessen lassen. Ich habe ein Foto von Dir, das am Strand in Holland aufgenommen wurde. Dieses Bild ist wirklich einzigartig, weil ich diesen Gesichtsausdruck nie wieder bei Dir gesehen habe. Lächelnd, frei, glücklich, losgelöst von allem.
Ich vermisse diese Augenblicke, in denen Du albern sein konntest, nicht so viel nachgedacht und dich verschlossen hast.
Ich wünsche mir manchmal, Du wärst einfach nur da, ohne was zu sagen oder zu tun.
Aber auch diese Momente werden seltener und gehen vorbei. Die vielen kleinen Ablenkungen werden sie endgültig auslöschen.
Es ist mir egal, dass Du das jetzt hier liest. Ich mache jetzt eine Flasche Wein auf und trinke ein Glas auf ein verschenktes Jahr. Prost.
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KONSUM
cassandra, Dienstag, 5. Oktober 2004, 01:12
Filed under: Kopfkram
"Staunte darüber, wie unser Leben aus einer Folge von Einkäufen besteht - der ständigen Suche nach Dingen, mit denen wir den Raum auffüllen, die Zeit ausfüllen können. Alles im Namen der Bequemlichkeit, doch tatsächlich die schreckliche Erkenntnis maskierend, dass wir nur auf der Durchreise sind, dass wir eines Tages ins Unbekannte geschickt werden, mit nur unseren Kleidern am Leib. Man häuft an, um das unausweichliche Erlöschen zu überlisten, um sich selbst weiszumachen, dass das, was man errichtet hat von Dauer sei und Bestand habe. Die Tür schlägt dennoch zu und man muss alles hinter sich lassen."
Eigentlich eine recht einfach ausgedrückte Tatsache, die ich neulich in einem Roman gelesen habe. Manchmal ist es das Einfache, das einem wie die Faust in den Magen trifft.
Besonders in den letzten Wochen ertappe ich mich ständig bei Spontankäufen. Man arbeitet Tag und Nacht, verbringt die Nächte in Luxusherbergen und bevor man in den frühen Morgenstunden seine Füsse unter die mit gestärkter weisser Hotelbettwäsche bezogene Decke in irgendeiner anonymen Stadt steckt, wird noch mal schnell der Computer angeworfen, sich eine halbe Stunde mit dem Einwahlsystem des jeweiligen Hotels auseinandergesetzt und noch ein kurzer Blick bei Ebay reingeworfen (oder wahlweise bei Amazon). Ich weiss noch nicht einmal, was ich suche. Irgendetwas schönes, woran ich mich erfreuen kann. Was mir einen kurzen Kick gibt. Egal ob ich es brauche oder gar Platz dafür habe. Es geht aber nicht nur mir so. Ein Freund von mir hat neulich mal eben einen vierstelligen Betrag (den er sich gerade durch einen zweiwöchigen 24Stundenjob verdient hatte) für irgendein Kunstwerk ausgegeben. Ein anderer kauft sich ständig etwas neues zum anziehen (dabei kenne ich nicht einmal ein Drittel seiner Gaderobe).
Liegen die Gründe für diese Konsumsucht an einem Mangel an Spiritualität und Sinn im Leben? Ich fühle mich gut und bin zufrieden mit meinem Leben...
Andererseits... wozu Geld auf dem Konto haben, wenn alles ganz schnell vorbei sein kann?
Das ganze kann natürlich auch an dem momentan überall in meinem Umfeld zu beobachtenen Aktionismus liegen. Jeder will ständig etwas machen (und da schliesse ich mich gar nicht aus). Ich habe das Gefühl, dass alle um mich herum denken, ihr Leben scheint stillzustehen. Nichts ändert sich. Das Leben ist eine Schleife, in der sich alles immer und immer wiederholt. Niemand kann warten. Also erzwingt man wenigstens maginale Änderungen. Das kann ja heute noch nicht alles gewesen sein. Wo ist denn das Leben? Vielleicht sollte ich mal etwas ganz anderes tun. Einen Roman schreiben, eine Weltreise machen. Keine Zeit und kein Talent? Nun gut, dann kaufe ich eben was. Ändert ja vielleicht ein kleines bißchen was...
Denke immer noch darüber nach, bin aber noch zu keinem Ergebnis
gekommen.
Eigentlich eine recht einfach ausgedrückte Tatsache, die ich neulich in einem Roman gelesen habe. Manchmal ist es das Einfache, das einem wie die Faust in den Magen trifft.
Besonders in den letzten Wochen ertappe ich mich ständig bei Spontankäufen. Man arbeitet Tag und Nacht, verbringt die Nächte in Luxusherbergen und bevor man in den frühen Morgenstunden seine Füsse unter die mit gestärkter weisser Hotelbettwäsche bezogene Decke in irgendeiner anonymen Stadt steckt, wird noch mal schnell der Computer angeworfen, sich eine halbe Stunde mit dem Einwahlsystem des jeweiligen Hotels auseinandergesetzt und noch ein kurzer Blick bei Ebay reingeworfen (oder wahlweise bei Amazon). Ich weiss noch nicht einmal, was ich suche. Irgendetwas schönes, woran ich mich erfreuen kann. Was mir einen kurzen Kick gibt. Egal ob ich es brauche oder gar Platz dafür habe. Es geht aber nicht nur mir so. Ein Freund von mir hat neulich mal eben einen vierstelligen Betrag (den er sich gerade durch einen zweiwöchigen 24Stundenjob verdient hatte) für irgendein Kunstwerk ausgegeben. Ein anderer kauft sich ständig etwas neues zum anziehen (dabei kenne ich nicht einmal ein Drittel seiner Gaderobe).
Liegen die Gründe für diese Konsumsucht an einem Mangel an Spiritualität und Sinn im Leben? Ich fühle mich gut und bin zufrieden mit meinem Leben...
Andererseits... wozu Geld auf dem Konto haben, wenn alles ganz schnell vorbei sein kann?
Das ganze kann natürlich auch an dem momentan überall in meinem Umfeld zu beobachtenen Aktionismus liegen. Jeder will ständig etwas machen (und da schliesse ich mich gar nicht aus). Ich habe das Gefühl, dass alle um mich herum denken, ihr Leben scheint stillzustehen. Nichts ändert sich. Das Leben ist eine Schleife, in der sich alles immer und immer wiederholt. Niemand kann warten. Also erzwingt man wenigstens maginale Änderungen. Das kann ja heute noch nicht alles gewesen sein. Wo ist denn das Leben? Vielleicht sollte ich mal etwas ganz anderes tun. Einen Roman schreiben, eine Weltreise machen. Keine Zeit und kein Talent? Nun gut, dann kaufe ich eben was. Ändert ja vielleicht ein kleines bißchen was...
Denke immer noch darüber nach, bin aber noch zu keinem Ergebnis
gekommen.
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