Cassandras Kopfkino
Montag, 10. Januar 2005
P.S.
cassandra, Montag, 10. Januar 2005, 23:47
Filed under: Alltag
Merke gerade, dass Tage, die beschissen anfangen, in der Regel auch so enden.
Ich gehe jetzt nach Hause, um mich zu betrinken.
Und morgen lasse ich eine Klausel in meinen Arbeitsvertrag einfügen, die besagt, dass ich nie wieder Montags arbeiten muss.

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NACHTRAG ZUM HEUTIGEN MONTAG
cassandra, Montag, 10. Januar 2005, 23:47
Filed under: Alltag
... oder sich gleich selbst erschießen, wenn man um diese Zeit noch immer im Büro sitzt, die Zigaretten seit drei Stunden alle sind, man bisher keinen einzigen Tropfen Rotwein getrunken hat und die einzige Nahrung, die man in den letzten 14 Stunden zu sich genommen hat, aus einem morgendlichen Toast und einem Bounty Mini bestand.

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HEUTE
cassandra, Montag, 10. Januar 2005, 23:46
Filed under: Alltag
Der Tag beginnt auf beschissene Art und Weise mit einer Heulattacke. Grund für die Tränen sind nicht Trauer oder Verzweiflung, sondern unbändige, blutdürstende Wut.
Ich bin kurz davor, alles hinzuwerfen und nach Hause zu gehen.

Warum steigen Frauen eigentlich in solchen Situationen immer die Tränen in die Augen?
Merken: Frau sollte die Dinge weniger als persönliche Angriffe, sondern vielmehr als Motivation für Amokläufe betrachten.

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WOCHENRÜCKBLICK
cassandra, Montag, 10. Januar 2005, 16:29
Filed under: Alltag
Montag, 3. Januar
Mein entleerter Kopf kollidiert mit den Anforderungen des ersten Arbeitstages. Der Tag beginnt mit dem obligatorischen Montagsmeeting, in dessen Zuge auch an mich das Wort gerichtet wird, um den Stand meiner Projekte zu rapportieren. Welche Projekte? Stand? Wieso ich? Zwischen heute und dem letzten Jahr liegen gefühlte Monate. Das letzte Jahr hat sämtlich Resourcen belegt. Es blieb nur der der Druck auf den „Delete all button“. Alles auf Anfang.
In 10 Tagen darf ich erstmals im Rahmen einer kleinen Vernissage einige Fotografien ausstellen. Bisher habe ich erst drei Bilder ausgewählt. Ein wenig dünn. Ich habe jedoch die drei Filme der letzten zwei Wochen in der Tasche und eile ins Labor.
Am Nachmittag sehe ich die Resultate. Glück gehabt, zwei sind gut. Ich bestelle riesige Abzüge und bin leicht geschockt, als ich erfahre, dass die Abzüge und die Rahmung ca. zwei Wochen in Anspruch nehmen. Oha.
Ich reiche die Bilder dann eben einige Tage nach der Ausstellung nach...

Nachtrag: Ich vergaß meine abendliche Lampenaufhängaktion zu erwähnen. Zu Weihnachten habe ich mich mal wieder mit einer 70er Jahre Hängelampe beschenkt. Nun verfüge ich in meinem Haushalt über dreimal so viel Lampen wie Räumlichkeiten. Ich glaube, ich benötige eine neue Wohnung.
Die Aktion glich einer Operation am offenen Herzen. Mit nicht-abgeschalteten Sicherungen (mein Verhalten nimmt im Zusammenhang mit elektrischen Installationen langsam männliche Züge an) hievte ich das aus sieben Leuchtkörpern bestehende Ungetüm an die Decke. Als das Monster endlich hing, brannte nur eine einzige Birne. Also alles wieder runter und erst einmal alle vorhandenen Verbindungen auseinandergeschnitten und im Dämmerlicht der verbliebenen Lampen mit Schweissperlen auf der Stirn nach eigenem Gustus neu verkabelt.
Jetzt hängt sie, leuchtet den Raum anheimelnd im warmen Licht aus und ich bin stolz.
Überwältigt angesichts meiner herausragenden Verkabelungsfähigkeiten habe ich beschlossen, 2005 eine eigene Leuchtenkollektion zu produzieren und ein Lampenimperium aufzubauen.

Dienstag, 4. Januar
Heute darf ich doch einen ersten Blick auf einen Test-Abzug werfen. Ich bin sprachlos. Das Labor hat die leicht ausbrennende Ziegelsteinwand nachbelichtet. Es sieht wirklich toll aus. Wenn ich es mir leisten könnte, würde ich ab sofort alle Fotos in 80x60 abziehen lassen.

Mittwoch, 5. Januar
Um 18:30 Uhr erwähnt mein Chef beiläufig, dass ich zur Filmpremiere von „Alles auf Zucker“ fahren soll. Kein Problem. Sechzig Minuten Zeit, um nach Hause zu fahren, Farbe in das Büroergraute Gesicht zu bringen, Zähne putzen, vor dem Kleiderschrank grübeln, was frau wohl zu einer Filmpremiere trägt, der anrufenden Versicherungsmaklerin klar machen, dass man gerade so etwas von keine Zeit hat, weil man auf dem Weg zu einer Filmpremiere ist (stets darauf achten, den eigenen Marktwert zu steigern) und mal eben von Düsseldorf nach Köln zu heizen.
Ich wäre sogar pünktlich dort eingetroffen, wenn ich mich nicht vollkommen in feindlichen Gefilden verfahren hätte. Tückischerweise und aus lauter Bosheit hatte das Kino für seine Gäste aus Düsseldorf den Weg von der Autobahnabfahrt mit ca. 2 Kilometern bemessen. Tatsächlich handelte es sich jedoch um 800 Meter. Dank meines fuchsigen im Kreisegefahre und der halbstündigen Verspätung der Vorstellung kam ich zwar spät doch rechtzeitig.
Der Film war äusserst amüsant. Dani Levys Filme zeichnen sich jedoch stets durch einen mehr oder weniger feinen Humor aus.
Die anschließende Party hatte Potential zu einer großen Sause. Vermutlich war die dargereichte Suppe, in der dunkle Fleischwürfelchen und Möhrenscheibchen schwammen, die erste koschere Mahlzeit meines Lebens.
Ich verfalle nur leider stets in vollkommene Apathie, die vermutlich in meiner periodisch auftretenen Schüchternheit begründet liegt, wenn ich mir auf Partys alleine die Füße in den Bauch stehe. In solchen Momenten zelebriere ich die empfundene Einsamkeit zwischen hunderten von Menschen.
Diesmal fand ich jedoch einen Herren, der sich bemüssigt fühlte, sich meiner anzunehmen. Er war Feuerwehrmann und fachsimpelte mit mir über die bürokratischen Gegebenheiten beim Einsatz von Feuerwehrautos und Krankenwagen bei Dreharbeiten. Bei der ersten sich bietenden Gelegenheit ergriff ich die Flucht.

Donnerstag, 6. Januar
Heute sind alle fünf Abzüge fertig. Erstmalig schwinden die Nervösität und die Selbstzweifel. Ich bin fast ein wenig stolz und werde von den Damen im Labor inzwischen mit dem gleichen Respekt behandelt, wie ein echter Fotograf. Kein Wunder bei den Mengen an Geld, die ich bei Ihnen lasse.

Freitag, 7. Januar
Cassandra auf Mission erneut in feindliche Kölner Gefilde. Herr Kinomu hatte mir bei meinem Ausflug nach Wien zwei Kisten Wein für zwei misteriöse Blogger mitgegeben, die ich heute zustellen wollte. Im Büro entbrannte ein hitzige Diskussion darüber, dass ich den Abend mit zwei mir unbekannten Herren verbringen würde. Wir stellten jedoch schnell fest, dass Männerwohngemeinschaften in der Regel stets mit mindestens drei Exemplaren bestückt sind und das es sich bei den zu besuchenden wohl eher um ein Pärchen handeln müsste. Nach erneutem halbstündigenimkreisgefahre (ich lasse mich an dieser Stelle mal nicht über die unzureichende Straßenbeschilderung in Köln aus) öffnete mir zu meinem großen Erstaunen eine durchaus als leichtbekleidet zu bezeichnende Dame die Türe. Sie trug ein Hauch von einem T-Shirt mit passendem Slip. Das schwule Paar hatte wohl gerade Besuch. So sind sie, die Blogger...
Aber so etwas haben wir ja nun alle schon einmal gesehen. Mir öffnete einmal nach meinem Einzug eine Nachbarin die Tür, die freudig schwatzend in ein Handtuch gehüllt war, das herunterrutschte und ihre Brust offenlegte. Sie stand fast eine Viertelstunde im Türrahmen, mit heraushängendem Drüsengewebe und schnatterte, während ich versuchte, den Blick nicht von ihren Augen abzuwenden.
Dagegen war die Szene am Freitag eher harmlos. Es stellte sich relativ schnell heraus, dass ich aus dem ungewöhnlichen realen Namen der Bloggerin fälschlicherweise auf einen Herren geschlossen hatte. Wir haben uns sehr nett unterhalten und es war schön, mal wieder einen Eindruck der Person zu bekommen, die hinter den Worten steht. Ich hoffe, dass ich in Zukunft diese Bekanntschhaft vertiefen kann.
Jetzt kenne ich ja zumindest den Weg.

Samstag, 8. Januar
Ein nicht-existenter Tag zwischen Lesen, Filme schauen, weiteren Abschleifmassakern im Wohnzimmer, gefolgt von Großreinemachen, Kiste bauen, in der Wohnung rumwuseln und viel Wein währenddessen trinken.

Sonntag, 9. Januar
Heute war ich im Kino. Leider konnte "The House of Flying Daggers" mich nicht so tief beeindruckt zurücklassen, wie „Hero“ oder „Tiger und Dragon“. Vermutlich liegt es daran, dass diese Story weniger auf Magie und Legenden beruht, sondern seine Geschichte um eine reale Liebe ranken lässt, die stellenweise nicht immer nachvollziehbar ist. Eine grandiose Szene am Beginn der Films, in dem die Hauptakteurin einen spektakulären Tanz darbietet, steigerte die Erwartungen ins unermessliche. Selbige konnten im folgenden nur enttäuscht werden, da man die Kampfszenen in ähnlicher und ungleich besserer Choreografie (Kampf in den Bäumen) bereits schon in „Hero“ gesehen hat. Überhaupt gab es unglaublich viele Bäume. Den Kommentar meiner Begleitung „man sieht den Film vor lauter Bäumen kaum“, ließ mich schmunzeln, beinhaltete jedoch ein Körnchen Wahrheit.

nachträgliche Relativierung:
Jedoch zweifelsohne bietet der Film wunderschöne Kostüme, beeindruckende Herbstlandschaften, eine hinreissende Farbigkeit und wundervolle Bildkompositionen.
Das anschauen lohnt und man sollte nicht warten, bis der Film auf Video erscheint, da die Bilder eine große Leinwand verdienen.

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