Cassandras Kopfkino
Montag, 10. Juli 2006
YOU ALWAYS MEET TWICE
cassandra, Montag, 10. Juli 2006, 19:26
Filed under: Aus dem Leben einer Tussi
Neulich:
Dreh in einem Kölner Studio mit Laiendarstellern. Die 19jährige Wenn-ich-gross-bin-möchte-ich-Model-werden-und-ich-habe-auch-schon-mal-
ein-Musikvideo-gedreht-Darstellerin wird von ihrem muskelbepackten Freund begleitet, der den IQ eines tiefgefrorenen Fisches hat. Der Herr pflanzt sich gruß- und wortlos auf meine Kundencouch, greift in den Stapel mit meinen Kundenzeitschriften und vertieft sich in den nächsten Stunden breitbeinig in die Bildzeitung. Als sein Liebchen endlich vor der Kamera steht, stelle ich zu meinem Erstaunen fest, dass er der Sprache durchaus mächtig ist, denn er lässt sich lang und breit über die Darstellung und den Text, den die Holde zu sprechen hat aus, schlägt Kürzungen vor, da die Gute sich ja unmöglich den 10sekündigen Text merken kann und gibt ungefragt weitere Regieanweisungen von sich. Spätestens als eine weitere Kundin auftaucht, für die kein Sitzplatz auf dem Sofa vorhanden ist, da des Liebchens Schatz sein Gemächt luftig halten muss und er daher gleich zwei Plätze in Anspruch nimmt und ich hilfsbereit aufspringe, um ihr meinen Sitzplatz anzubieten, ist die Krause um meinen Hals arg angeschwollen.
Nun bin ich leider Gottes ein recht konfliktscheuer Mensch. Normalerweise ignoriere ich ungeladene Gäste auf meinen Drehs und wenn es gar nicht mehr geht, schicke ich meinen Aufnahmeleiter vor, um sie dezent hinwegzubitten.
Leider gab es auf diesem Dreh keinen Aufnahmeleiter.
Da meine Darstellerin ihren Zuhälter Liebhaber auch am folgenden Drehtag im Schlepptau hat, schwant mir, dass ich dringend an meiner Durchsetzungsfähigkeit arbeiten muss. Ich bitte ihn daher nach draussen und halte ihm - zu meinem eigenen Erstaunen - eine sehr souveräne Standpauke. Ich erkläre ihm, dass dies hier MEIN Dreh wäre, seine Anwesenheit mich Geld kostet (immerhin zahle ich auch sein Essen an zwei Tagen) und ich daher davon ausgehe, dass gutes Benehmen sich darin zeigt, sich wenigstens vorzustellen, um Erlaubnis zu fragen, ob seine Anwesenheit in Ordnung gehe und beim Dreh die Klappe zu halten. Des weiteren verwies ich ihn auf einen Platz im Crewaufenthaltbereich. Der Herr wurde daraufhin ein wenig pampig, baute sich vor mir auf und meinte: "Isch dacht' die andere da wär Chef hier. Isch hab die gefragt."
"Das ist meine Kundin. Die hast Du gar nichts zu fragen. Sie beauftragt uns mit der Produktion. Und dies ist MEINE Produktion, also bin ich hier der Chef. Und Du sitzt auch nicht in MEINER Kundenecke oder liest MEINE Kundenzeitschriften, ohne mich zu fragen. Verstanden?"
Er war dann ein wenig maulig, benahm sich jedoch für den Rest des Tages.

Samstag abend:
Anlässlich des Geburtstages eines der Mädels zogen wir gemeinsam durch die Clubs im Hafen. Mit ein wenig Wimperngeklimper erbeutete ich Bändchen für den VIP Bereich in einer der Lokalitäten. Stolz schritten wir die Treppe in die Sphären der Party-Elite empor.
Plötzlich baut sich vor mir ein kleiner Bodybuilder auf. Ich brauche nur einen kurzen Augenblick, um in ihm den Kerl vom Dreh wiederzuerkennen.
Er grinst mich breit an: Willkommen heute in MEINEM VIP-Bereich.

Scheisse aber auch.

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Freitag, 7. Juli 2006
MEIN NEUER RECHNER
cassandra, Freitag, 7. Juli 2006, 16:26
Filed under: Fotografien
Ich könnte Stunden in meiner "Photo Booth" zubringen.
Die Kollegen schauen schon ganz merkwürdig.

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Mittwoch, 5. Juli 2006
CASSANDRAS SPARTIPP
cassandra, Mittwoch, 5. Juli 2006, 01:41
Filed under: Alltag
Es lassen sich sicherlich einige Haushaltslöcher stopfen, wenn man während Deutschlandspielen bundesweit die städtischen Ampelanlagen ausschaltet.

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TOUR DE AFRIQUE DU SUD
cassandra, Dienstag, 4. Juli 2006, 17:57
Filed under: Erinnerungen
Meinem herzallerliebsten Chef und seinen unzähligen Meilen habe ich es zu verdanken, zweimal in meinem Leben Langstreckenflüge in der ersten Klasse verbracht zu haben.
Das erste Mal schenkte er mir ein Update zu Weihnachten, als wir am 23.12. von einem Südafrika-Dreh in die Heimat zurückkehrten.
Das Glück war mir gleich zweifach hold und platzierte mich fern von Kunden direkt neben einen mir unbekannten End-Zwanziger. Der Blondschopf schien einem Hochglanzcover-Fotoshooting an den Ufern des Atlantik entsprungen. Feingeschnittene Gesichtszüge, tiefblaue Augen und ein Körper bei derem Anblick selbst meine Mutter ein fröhliches Hallelujah auf dem Akkordeon angestimmt hätte. Er hatte eine angenehme Stimme und ein Lächeln, das mich sofort in die Rolle eines vorpubertären, anhimmelnden Mädchen zurückversetzte.
Das Model stellte sich in bälde jedoch als deutscher Radprofi, der gerade von einem Training des Telekom-Teams in den afrikanischen Bergen heimkehrte, vor. Die nächsten Stunden verbrachten wir gemeinsam Wein trinkend, plaudernd und nebeneinander schlafend. Zumindest letzteres fiel mir nicht sonderlich leicht, musste ich die Zeit doch nutzen, meine Zukunft mit dem Supermodelradrennfahrer zu planen.

In den frühen Morgenstunden saß ich bereits wieder aufrecht, den Tisch aufgeklappt, die Serviette gefaltet und wartete sehnsüchtig auf meine nächste Mahlzeit. Die Flugbegleiterin reichte mir mein Rührei und zeigte dann auf meinen schlafenden Nachbarn: "Möchte ihr Mann auch frühstücken?"
Ich strahlte über das ganze Gesicht und meinte mit stolz geschwellter Brust: Nein. Lassen sie ihn lieber noch etwas schlafen. Er ist ein richtiger Morgenmuffel und hat immer fürchterlich schlechte Laune, wenn man ihn zu früh weckt.

Die Google-Suche zu Hause nach dem Vater meiner zukünftigen Kinder war dann eher enttäuschend, da mein Sitznachbar eher unter ferner liefen im Telekom Team mitfuhr.
Nun musste ich wieder an ihn denken.
2006 wird hoffentlich sein Jahr und vielleicht besteht ja noch eine klitzekleine Chance für mich, einen Supermodel-Tour-de-France-Gewinner zu ehelichen.

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Mittwoch, 28. Juni 2006
CANNES WERBEFILMFESTSPIELE
SCHNIPSELSTÜCKCHEN
cassandra, Mittwoch, 28. Juni 2006, 01:13
Filed under: Aus dem Leben einer Tussi
* Meistens bin ich tatsächlich ein Trottel hilfloses Pechvögelchen. Die Chance, eine Party, gleich welcher Art, unbeschadet, unbefleckt oder unblamiert zu überstehen, tendieren bei mir gegen Null.

Dieses Jahr habe ich mich meinem Alter entsprechend sehr reif, brav und weitesgehend nüchtern in die Partyhölle gestürzt.
Dem Empfang einer Produktion am Donnerstag abend sah ich mit Schrecken entgegen. Auf der selben Veranstaltung im voran gegangenen Jahr trug ich erstmals ein unbeschreiblich hübsches, ungeheuer teures, unschuldig weisses Flatterröckchen spazieren. Leider resultierte die Premiere des seidenen Traums am selben Abend in ein böses Erwachen. Gegen vier Uhr morgens war der Stoff weindurchtränkt und bot selbst den härtesten Chemiekeulen stur die Stirn.

Nun paart sich mein Pech oft mit unendlicher Blödheit ebensolcher Dickköpfigkeit.
Logischerweise trug ich bei der diesjährigen Wiederholung der Party wiederum einen Hauch weisser Seide. Der erste Gang führte mich zur Bar und bereits nach wenigen Minuten rammte mir eine Kollegin den Ellbogen gegen den Arm und der noch nicht einmal angerührte Rotwein befand sich ausserhalb des Glases und addierte ein paar Highlights auf das mit Mohnblüten bedruckte Kleid. Präziser formuliert: die linke Seite war komplett von oben bis unten vollgesaut.
Nach ein paar verzweifelten Rettungsversuchen auf der Toilette, die zwar die Flecken nicht entfernten, mir aber beinahe den ersten Preis im Wet-Dress-Contest einbrachten und mich das Fehlen meiner Unterwäsche verfluchen liessen, stieg ich erst einmal auf Weisswein um. Der ging jedoch nach kurzer Zeit aus und - ja so dumme Menschen gibt es wirklich, lieber Leser - ich startete einen zweiten Rotweinversuch.
Was soll ich sagen.
Binnen kurzer Zeit passte die rechte Seite optisch wieder zur linken. Ich gab mich kurz einigen unbedeutenen Amoklauffantasien hin, die gegen diesen Trampel im weissen Hemd gerichtet waren und startete dann einen zweiten Rubbelversuch. Im Waschraum vor der Toilette entspann sich ein reger Austausch von guten Tipps und Ratschlägen. Einigen der Anwesenden war ich noch vom ersten Mal bekannt und man staunte in geselliger Runde über mein Talent im Umgang mit geistigen Getränken. Von einer der Damen erfolgte dann der entscheidene Hinweis. Rotweinflecken bekämpft man am besten mit Weisswein.
Was sich ein wenig weit hergeholt anhört, beinhaltet tatsächlich viel Wahres. Ich goss ein Glas weissen Wein, den ein WC-Gast am Waschbeckenrand vergessen hatte, hinterher, schrubbte noch ein wenig und konnte den Rest des Abends vollkommen fleckenfrei, in ein durchsichtiges Kleid gehüllt, mit zwei Handtücher um Brust und Hüfte geschlungen, geniessen.

In den nächsten Wochen werde ich mir nun ein paar Gedanken machen, wie man diesen Haushaltstipp sinnvoll vermarkten und so richtig zu Geld machen kann. Ich denke da an eine ganze Reihe von Fleckenmittelchen. Rosenthaler Kadarka lässt sich bereits problemlos mit einem einfachem Tafelwein bekämpfen. Bei Brunello Flecken muss dann schon einmal ein Schuss Chablis Grand Cru herhalten und bei Mouton Rothschild hilft nur noch ein Montrachet.

* Bester Ort und Zeitpunkt für's Kennenlernen bis dato fremder Menschen ist die Schlange vor der einzigen gemischten Toilette auf Partys.
Zum Beispiel, wenn man mal wieder gerade an Rotweinflecken herumrubbelt.
Dort werden nicht nur Haushalttipps ausgetauscht, sondern auch Sprachkenntnisse erweitert und aufgefrischt.
Eine junge Französin wandte sich mitten im Gespräch mit einem Schweden mir zu, zog ihren Rock hoch bis zum Kinn, entblösste ihre langen braunen Beine, zeigte auf ihren Schritt bzw. einen Fetzen geblümten Stoffes, der selbigen bedeckte, und fragte:
"What is this?"
"Äh....
puuuuhhhhhYour Panties?"
"Noooooho."
"A bikini?"
"Yes. Yes. Yes."

Erleichtert konnte sie ihr Gespräch mit dem Herren fortsetzen.
(Man hilft ja, wo man kann. Keine Ahnung, worum es ging.)

* Rezept betrunkener Barkeeper für Gin Tonic:
Zwei Drittel Wodka.
Ein Drittel Tonic.
Kein Eis.

* Wieviele dieser Gin Tonic muss man trinken, um sein Kleid (**) im Taxi zu liegen zu lassen? ** Selbiges gehörte nicht der Schreiberin.

* Ausser Partys gab es noch andere wichige Themen:

Während ich am Samstag nachmittag die Aussicht genoss,



starrten die meisten gegen eine Hauswand.



Komisches Volk.


* Gewonnen haben wir im weitesten Sinne auch etwas... Nämlich einen neuen Exklusiv-Regisseur.
Sein iPod-Film (von meinem hochgeschätzten Kollegen produziert), holte den ersten Platz beim Young Directors Award Kategorie "Filmhochschule".


* Die Cannes Gewinner kann man sich natürlich auch ansehen.

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