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CASSANDRAS
HOT CHICK AM FREITAG NACHMITTAG
HOT CHICK AM FREITAG NACHMITTAG
cassandra, Freitag, 24. November 2006, 15:22
Filed under: Hot Chicks am Freitagnachmittag
Heute: Christoph Maria Herbst
Warum: Darum. (Hatte bereits das persönliche Vergnügen und kann behaupten, dass er ein sehr charmantes Kerlchen ist.)
Warum: Darum. (Hatte bereits das persönliche Vergnügen und kann behaupten, dass er ein sehr charmantes Kerlchen ist.)
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MOTZEN IM KOPFKINO
cassandra, Donnerstag, 23. November 2006, 21:45
Filed under: Ich beiss' in die Tischplatte
• Wo ist mein "CSI Las Vegas"? Erst machen die mir meinen Mittwoch-VOX-Abend kaputt, ganz zu schweigen von meinem fernsehfreien Donnerstag und nun? Hä? Rätselshow?
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• Wieso muss ich eigentlich ständig mit einer Bäckereifachverkäuferin darüber streiten, dass ich mein Schwarzbrot nicht 5mm dick geschnitten haben möchte?
Das ist ja jetzt doch wieder genau so dünn wie beim letzten Mal.
Aber sie haben doch gesagt, sie möchten es dünner?
Nein. Ich habe gesagt, beim letzten Mal war es zu dünn geschnitten. Diesmal möchte ich es dicker.
Aber Schwarzbrot kann man nicht dicker schneiden. Das wird zu hart zum Kauen.
Das kriege ich schon hin. Ausserdem ist es ungesund, wenn der Belag dicker ist als das Brot, daher hätte ich es gern dicker.
Ihnen ist das Brot so also zu dünn.
Ja.
Wie dick hätten Sie es denn gerne?
7mm.
Das ist zu dick. Das macht man nicht.
Ich probiere es halt mal aus.
Sie wollen dieses Brot jetzt nicht nehmen und ich soll ihnen ein neues schneiden?
Ja.
Mmmmh.
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• Warum fahre ich eigentlich jeden Abend ca. 20 Minuten auf der Suche nach einem Parkplatz um den Block, laufe dann, beladen mit drei schweren Einkaufstüten, Handtasche, Laptop und 10 Litern Katzenstreu, im strömenden Regen zu meinem Haus, vor dem just dann, wenn ich vor der Haustür ankomme, direkt davor ein Parkplatz frei wird?
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• Weshalb bin ich eigentlich die EINZIGE Autofahrerin in Deutschland, die noch den Blinker setzt, wenn sie auf der Suche nach einem Parkplatz ist, die Spur wechselt oder abbiegen möchte? Ja meine lieben Motorisierten-straßen-mit-benutzer: Blinker. Das sind diese lustigen kleinen Lämpchen rechts, links, hinten, vorne, die einem immer so freudig zuzwinkern, wenn man den Türöffner auf der Fernbedienung drückt. Die zeigen anderen KFZ-Führern, wie mir z.B., dass man vorhat, vom regulärem Fahrverhalten wie z.B. dem Geradeausfahren bei einer Geschwindigkeit von 50km/h bei grüner Ampelschaltung, abzuweichen. Dann wird man auch nicht wütend fluchend beschimpft und angehupt, wenn man mit 20km/h über die Straßen kriecht.
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• Wann haben eigentlich Einfahrten aufgehört, sich als solche darzustellen? Mit einem hübschen Schildchen dran, auf dem eine verständlich skizzierte Abschleppszenerie dem Falschparker droht? Wie soll man in einer verregneten Novembernacht ein Rolltor ausmachen, dass sich irgendwo innerhalb einer 20 Meter langen Stahlumzäunung (vor der diverse Fahrzeuge parken) versteckt und sich nicht als Einfahrt ausweist?

Suchbild
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• Wer hat mir eigentlich eine derartige Ehrfurcht vor Behörden eingetrichtert?
Laut heutigem Telefonat mit dem Anwalt ist eine Abschleppfirma verpflichtet, das Fahrzeug ohne Bezahlung der Abschleppkosten vor Ort herauszugeben, wenn sie keine Inkasso-Bevollmächtigung der Behörden vorweisen können. Da ich sowieso bereits auf den Hinterbeinen stand und auf Rückgabe pochte, Gerichtsurteile zitierte und mit Gesetzestexten um mich warf, konnte mich auch die Androhung, die Polizei zu rufen, nicht abschrecken. Während des 15minütigen Telefonats mit einem Polizisten klopfte mein Herz dann jedoch derart laut und schnell, dass ich befürchten musste, dass der Herr jeden Augenblick in schallendes Gelächter ausbrechen würde. Erst als er anfing, persönlich zu werden (Ich weiss gar nicht, warum Sie sich derart weigern, die Gebühren zu zahlen. Wenn es sich um 10.000 Euro handeln würde, könnte ich Sie verstehen. Aber es geht um 100 Euro. Ob Sie nun im Recht sind oder nicht, ist doch egal. Nun stellen Sie sich mal nicht so an. Das werden Sie sich schon leisten können.) fing ich an, richtig sauer zu werden.
Kampf bis zum Ende ausgefochten.
Auto dann doch nur gegen Bezahlung wiederbekommen.
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Thema Wetter, berufliche Zukunft und Weihnachtsgeld werde ich jetzt mal nicht anreissen.
• Wieso muss ich eigentlich ständig mit einer Bäckereifachverkäuferin darüber streiten, dass ich mein Schwarzbrot nicht 5mm dick geschnitten haben möchte?
Das ist ja jetzt doch wieder genau so dünn wie beim letzten Mal.
Aber sie haben doch gesagt, sie möchten es dünner?
Nein. Ich habe gesagt, beim letzten Mal war es zu dünn geschnitten. Diesmal möchte ich es dicker.
Aber Schwarzbrot kann man nicht dicker schneiden. Das wird zu hart zum Kauen.
Das kriege ich schon hin. Ausserdem ist es ungesund, wenn der Belag dicker ist als das Brot, daher hätte ich es gern dicker.
Ihnen ist das Brot so also zu dünn.
Ja.
Wie dick hätten Sie es denn gerne?
7mm.
Das ist zu dick. Das macht man nicht.
Ich probiere es halt mal aus.
Sie wollen dieses Brot jetzt nicht nehmen und ich soll ihnen ein neues schneiden?
Ja.
Mmmmh.
• Warum fahre ich eigentlich jeden Abend ca. 20 Minuten auf der Suche nach einem Parkplatz um den Block, laufe dann, beladen mit drei schweren Einkaufstüten, Handtasche, Laptop und 10 Litern Katzenstreu, im strömenden Regen zu meinem Haus, vor dem just dann, wenn ich vor der Haustür ankomme, direkt davor ein Parkplatz frei wird?
• Weshalb bin ich eigentlich die EINZIGE Autofahrerin in Deutschland, die noch den Blinker setzt, wenn sie auf der Suche nach einem Parkplatz ist, die Spur wechselt oder abbiegen möchte? Ja meine lieben Motorisierten-straßen-mit-benutzer: Blinker. Das sind diese lustigen kleinen Lämpchen rechts, links, hinten, vorne, die einem immer so freudig zuzwinkern, wenn man den Türöffner auf der Fernbedienung drückt. Die zeigen anderen KFZ-Führern, wie mir z.B., dass man vorhat, vom regulärem Fahrverhalten wie z.B. dem Geradeausfahren bei einer Geschwindigkeit von 50km/h bei grüner Ampelschaltung, abzuweichen. Dann wird man auch nicht wütend fluchend beschimpft und angehupt, wenn man mit 20km/h über die Straßen kriecht.
• Wann haben eigentlich Einfahrten aufgehört, sich als solche darzustellen? Mit einem hübschen Schildchen dran, auf dem eine verständlich skizzierte Abschleppszenerie dem Falschparker droht? Wie soll man in einer verregneten Novembernacht ein Rolltor ausmachen, dass sich irgendwo innerhalb einer 20 Meter langen Stahlumzäunung (vor der diverse Fahrzeuge parken) versteckt und sich nicht als Einfahrt ausweist?

• Wer hat mir eigentlich eine derartige Ehrfurcht vor Behörden eingetrichtert?
Laut heutigem Telefonat mit dem Anwalt ist eine Abschleppfirma verpflichtet, das Fahrzeug ohne Bezahlung der Abschleppkosten vor Ort herauszugeben, wenn sie keine Inkasso-Bevollmächtigung der Behörden vorweisen können. Da ich sowieso bereits auf den Hinterbeinen stand und auf Rückgabe pochte, Gerichtsurteile zitierte und mit Gesetzestexten um mich warf, konnte mich auch die Androhung, die Polizei zu rufen, nicht abschrecken. Während des 15minütigen Telefonats mit einem Polizisten klopfte mein Herz dann jedoch derart laut und schnell, dass ich befürchten musste, dass der Herr jeden Augenblick in schallendes Gelächter ausbrechen würde. Erst als er anfing, persönlich zu werden (Ich weiss gar nicht, warum Sie sich derart weigern, die Gebühren zu zahlen. Wenn es sich um 10.000 Euro handeln würde, könnte ich Sie verstehen. Aber es geht um 100 Euro. Ob Sie nun im Recht sind oder nicht, ist doch egal. Nun stellen Sie sich mal nicht so an. Das werden Sie sich schon leisten können.) fing ich an, richtig sauer zu werden.
Kampf bis zum Ende ausgefochten.
Auto dann doch nur gegen Bezahlung wiederbekommen.
Thema Wetter, berufliche Zukunft und Weihnachtsgeld werde ich jetzt mal nicht anreissen.
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GLÜCK GEHABT
cassandra, Mittwoch, 15. November 2006, 16:42
Filed under: Alltag
Puh, da fällt mir ja ein Stein vom Herzen, dass mein Süßer in der Novemberausgabe von Ökotest mit "Sehr gut" abgeschnitten hat.
Schwarzes Silikon.
Kann ich guten Gewissens weiter empfehlen.
Schwarzes Silikon.
Kann ich guten Gewissens weiter empfehlen.
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WIE ICH MEINE LIEBE ZU JAMES DEAN IN DEN SAND SETZTE
cassandra, Mittwoch, 15. November 2006, 14:33
Filed under: Erinnerungen
Steven war James Dean. Schon als ich damals den Film "Rebel without a cause" sah, habe ich mich Hals über Kopf in den Schauspieler verliebt. Aber welche Frau hätte diesem verlorenen jungen Mann, der voll Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung das Leid der Welt auf seinen Schultern trug, schon wiederstehen können? Es zerriss mir das Herz, ihn nicht von der Leinwand herunterholen zu können, um ihn zu knuddeln, in meine starken Arme zu nehmen, um ihn zu retten und zu beschützen.
Steven hingegen war real. Nicht ganz so gut gebaut wie James und auch ohne fesche Tolle, aber aus Fleisch und Blut und bereit, von der Bühne der amerikanischen Highschool direkt in mein Leben gezerrt zu werden. Der Dramakurs hatte sich zu Beginn meines Austauschjahres die Inszenierung des gleichnahmigen Theaterstückes zur Aufgabe gemacht. Noch heute bin ich davon überzeugt, dass Steven dem wirklichen James Dean in der Rolle des Jim Stark die Show gestohlen hätte. Er sah nicht nur blendend aus, sondern war darüber hinaus hochbegabt. Mit einem Blick konnte er die Geschichte seiner ganzen verkorksten Jugend, seine Suche nach dem Sinn des Lebens und sein Bedürfnis nach Liebe ausdrücken. So fragil wie der Charakter, den er darstellte, war auch sein Erscheinungsbild. Strohblondes Haar, das er halblang trug, ein weiches, filigran gezeichnetes Gesicht, braune, sanfte Augen, schmale Hände und lange, feingliedrige Finger, mit denen er immer wieder durch seine Haare fuhr. Er war groß und androgyn und seine ganze Gestalt hatte etwas ätherisches, fast schon weibliches an sich, eingehüllt in eine Aura der Verletzbarkeit und Reinheit.
Ich schmolz in einem Plüschsessel dahin. Nicht nur einmal, sondern in jeder Vorstellung, die der Dramakurs gab.
Meine Erfahrungen mit dem männlichen Geschlecht begrenzten sich damals auf ein bißchen knutschen und fummeln (in Unterwäsche) mit Jungen, die mir egal waren und unerfüllte Schwämereien für Jungen, für die ich - nun ja - schwärmte. In letzterem Fall hatte meine bisherige Eroberungstaktik darin bestanden, jeglichen Kontakt mit dem Objekt meines Herzens zu meiden, allen Gesprächen durch verständnisloses Kopfschütteln auszuweichen und das Weite zu suchen, falls man sich doch zufällig über den Weg lief.
Den Jungen erschloss sich die Raffinität dieser Verführung leider nicht und so hatte ich bis zum fortgeschrittenen Alter von 18 Jahren keine echte Beziehung vorzuweisen. Mit Steven sollte sich dies nun ändern. Ich wollte ausnahmsweise meine Schüchternheit vergessen und so verbrachte ich ein Jahr mit der aktiven Eroberung seines Herzens.
Die Schwärmerei einer seiner Freunde für mich, der mich mit roten Rosen, selbstverfassten Gedichten und liebevoll zusammengestellten CDs überhäufte, nutzte ich gnadenlos aus, um in seinen Dunstkreis zu gelangen. Ich schrieb mich für die geplante neue Aufführung des Dramakurses ein und verbrachte viele einsame Stunden mit dem Bemalen und Bekleben von Bühnenbildern, musste in jeder Mittagspause eine Freundin beknien, mich zu dem kleinen Fastfoodladen ausserhalb des Campus', wo sich die Raucher immer aufhielten, zu begleiten, obwohl ich, genau wie die Freundinnen, damals noch gar nicht rauchte - tat eben alles menschenmögliche, um in seiner Nähe zu sein und ihm die Gelegenheit zu bieten, mich anzusprechen.
Ich hatte viel Zeit ihn zu beobachten. Er beschäftigte sich ausschließlich mit geistigen Dingen und verzichtete gänzlich auf die Teilnahme an den für die amerikanischen Highschools so typischen sportlichen Ertüchtigungen. Statt dessen las er viel, sang im Konzertchor der Schule und spielte leidenschaftlich gerne Theater. Geredet haben wir zwei Mal miteinander. Jeweils einen Satz.
Der Schulcampus bestand aus mehrenen kleinen Gebäuden, die den Fachrichtungen zugeordnet waren. Irgendwann bemerkte ich, dass Steven die 6. Stunde täglich in dem Gebäude verbrachte, in dem meine 5. Stunde abgehalten wurde. Daraufhin änderte ich meine Route zum anderen Gebäude, in dem meine 6. Stunde stattfand so ab - nicht ohne dabei einen beträchtlichen Umweg in Kauf zu nehmen - dass wir uns über den Weg liefen. Diese Maßnahme perfektionierte ich im Laufe der Monate. Sobald das Ende der 5. Stunde eingeläutet wurde, stürzte ich zum Fenster. Dort verharrte ich so lange, bis ich ihn beim Verlassen des gegenüberliegenden Hauses erblickte, rannte dann in Windeseile den Flur entlang und 3 Stockwerke nach unten, um ihm ganz beiläufig genau an der Tür zu treffen.
Meist war mein Timing derart perfekt, dass wir uns gegenseitig die Tür öffneten. Von Zeit zu Zeit blickte er mir dabei tief in die Augen. Ich verbrachte ganze Nächte damit, lächelnd daran zu denken, mich an diesen Blick zu erinnern, ihn zu analysieren und darin seine Gefühle für mich zu entdecken. Gegrüßt hat er mich nie.
Irgendwann hatte er dann so eine kleine, hässliche Punkfreundin mit schwarzgefärbten Zottelhaaren und schlechten Zähnen. Seltsamerweise begegneten wir uns kaum noch im Treppenhaus und obwohl ich mir wenig später die Haare schwarz färbte, schien ich mich in seiner Gegenwart in Luft aufzulösen.

In Ermangelung eines vernünftigen Fotos von Steven hier eines von mir aus dem Jahrbuch
Zwei Jahre später kehrte ich nach Amerika zurück, um meine Gasteltern zu besuchen. Ich weiß nicht, aus welcher Motivation heraus ich zum Telefonbuch griff, um Stevens Nummer herauszusuchen. Zuhause in Deutschland wartete eine "echte" Beziehung auf mich, mit der ich meistens recht glücklich war und ich hatte in den vergangenen Jahren nicht mehr an Steven gedacht.
Aber ich war vermutlich neugierig auf meine Empfindungen meinem Highschool-Schwarm gegenüber und empfand das Bedürfnis, ihm zu gestehen, dass ich ihn ein Jahr lang aus der Ferne angebetet hatte. Bei einem Kaffee könnten wir bestimmt beide darüber lachen.
Steven hatte sich kaum verändert. Ein wenig in sich zurückgezogen, unsicher, worüber er mit mir sprechen könnte und darüber, warum ich mich mit ihm hatte treffen wollen und mit den typischen Verlegenheiten kämpfend, die ein Teenager so mit sich herum schleppt. Mir war der Altersunterschied von zwei Jahren zuvor gleichgültig gewesen, doch nun zeigte sich, dass ich als Berufstätige mit dem 12Klässler, der noch immer nicht wusste, was er mit seinem Leben anfangen sollte, wenig gemeinsam hatte. Süß und beschützenswert fand ich ihn immer noch, doch von der starken früheren Anziehungkraft war nichts mehr zu spüren. Nach dem einen oder anderen Kaffee (was anderes durfte er leider nicht trinken) wurde der Abend immer entspannter. Wir lachten über gemeinsame Bekannte und irgendwann fasste ich mir ein Herz und erzählte ihm von den Gefühlen ihm gegenüber, die ich ein Jahr mit mir herumgetragen hatte. Zuerst wurde Steven ganz still. Dann zauberte er ein Lächeln auf seine Lippen und gestand mir, daß er damals in mich verliebt war. Daß er jeden Tag nach der 5. Stunde in dieses eine Gebäude lief, obwohl sein nächster Unterricht ganz woanders stattfand, nur um mir zu begegnen. Dass er sich nie getraut hat, mich anzusprechen, aus Angst vor Zurückweisung und weil sein Freund von mir schwärmte.
An diesem Abend brachte er mich nach Hause. Wir standen vor der Tür und schwiegen uns an. Und da war er wieder. Dieser Blick aus dem Treppenhaus nach der 5. Stunde. Ich überlegte, ob ich ihn küssen sollte, um wenigsten ein klein wenig für all' die verlorenen, weil nicht gemeinsam verbrachten Stunden, Wochen und Monate gutzumachen. Das Gefühl seiner Hände auf meiner Haut und seiner Lippen auf den meinen als Trost für verpasste Chancen im Leben mit nach Hause nehmen zu können.
Ich hauchte ihm einen Abschiedskuss auf die Wange, drehte mich um und ging ins Haus.
Steven hingegen war real. Nicht ganz so gut gebaut wie James und auch ohne fesche Tolle, aber aus Fleisch und Blut und bereit, von der Bühne der amerikanischen Highschool direkt in mein Leben gezerrt zu werden. Der Dramakurs hatte sich zu Beginn meines Austauschjahres die Inszenierung des gleichnahmigen Theaterstückes zur Aufgabe gemacht. Noch heute bin ich davon überzeugt, dass Steven dem wirklichen James Dean in der Rolle des Jim Stark die Show gestohlen hätte. Er sah nicht nur blendend aus, sondern war darüber hinaus hochbegabt. Mit einem Blick konnte er die Geschichte seiner ganzen verkorksten Jugend, seine Suche nach dem Sinn des Lebens und sein Bedürfnis nach Liebe ausdrücken. So fragil wie der Charakter, den er darstellte, war auch sein Erscheinungsbild. Strohblondes Haar, das er halblang trug, ein weiches, filigran gezeichnetes Gesicht, braune, sanfte Augen, schmale Hände und lange, feingliedrige Finger, mit denen er immer wieder durch seine Haare fuhr. Er war groß und androgyn und seine ganze Gestalt hatte etwas ätherisches, fast schon weibliches an sich, eingehüllt in eine Aura der Verletzbarkeit und Reinheit.
Ich schmolz in einem Plüschsessel dahin. Nicht nur einmal, sondern in jeder Vorstellung, die der Dramakurs gab.
Meine Erfahrungen mit dem männlichen Geschlecht begrenzten sich damals auf ein bißchen knutschen und fummeln (in Unterwäsche) mit Jungen, die mir egal waren und unerfüllte Schwämereien für Jungen, für die ich - nun ja - schwärmte. In letzterem Fall hatte meine bisherige Eroberungstaktik darin bestanden, jeglichen Kontakt mit dem Objekt meines Herzens zu meiden, allen Gesprächen durch verständnisloses Kopfschütteln auszuweichen und das Weite zu suchen, falls man sich doch zufällig über den Weg lief.
Den Jungen erschloss sich die Raffinität dieser Verführung leider nicht und so hatte ich bis zum fortgeschrittenen Alter von 18 Jahren keine echte Beziehung vorzuweisen. Mit Steven sollte sich dies nun ändern. Ich wollte ausnahmsweise meine Schüchternheit vergessen und so verbrachte ich ein Jahr mit der aktiven Eroberung seines Herzens.
Die Schwärmerei einer seiner Freunde für mich, der mich mit roten Rosen, selbstverfassten Gedichten und liebevoll zusammengestellten CDs überhäufte, nutzte ich gnadenlos aus, um in seinen Dunstkreis zu gelangen. Ich schrieb mich für die geplante neue Aufführung des Dramakurses ein und verbrachte viele einsame Stunden mit dem Bemalen und Bekleben von Bühnenbildern, musste in jeder Mittagspause eine Freundin beknien, mich zu dem kleinen Fastfoodladen ausserhalb des Campus', wo sich die Raucher immer aufhielten, zu begleiten, obwohl ich, genau wie die Freundinnen, damals noch gar nicht rauchte - tat eben alles menschenmögliche, um in seiner Nähe zu sein und ihm die Gelegenheit zu bieten, mich anzusprechen.
Ich hatte viel Zeit ihn zu beobachten. Er beschäftigte sich ausschließlich mit geistigen Dingen und verzichtete gänzlich auf die Teilnahme an den für die amerikanischen Highschools so typischen sportlichen Ertüchtigungen. Statt dessen las er viel, sang im Konzertchor der Schule und spielte leidenschaftlich gerne Theater. Geredet haben wir zwei Mal miteinander. Jeweils einen Satz.
Der Schulcampus bestand aus mehrenen kleinen Gebäuden, die den Fachrichtungen zugeordnet waren. Irgendwann bemerkte ich, dass Steven die 6. Stunde täglich in dem Gebäude verbrachte, in dem meine 5. Stunde abgehalten wurde. Daraufhin änderte ich meine Route zum anderen Gebäude, in dem meine 6. Stunde stattfand so ab - nicht ohne dabei einen beträchtlichen Umweg in Kauf zu nehmen - dass wir uns über den Weg liefen. Diese Maßnahme perfektionierte ich im Laufe der Monate. Sobald das Ende der 5. Stunde eingeläutet wurde, stürzte ich zum Fenster. Dort verharrte ich so lange, bis ich ihn beim Verlassen des gegenüberliegenden Hauses erblickte, rannte dann in Windeseile den Flur entlang und 3 Stockwerke nach unten, um ihm ganz beiläufig genau an der Tür zu treffen.
Meist war mein Timing derart perfekt, dass wir uns gegenseitig die Tür öffneten. Von Zeit zu Zeit blickte er mir dabei tief in die Augen. Ich verbrachte ganze Nächte damit, lächelnd daran zu denken, mich an diesen Blick zu erinnern, ihn zu analysieren und darin seine Gefühle für mich zu entdecken. Gegrüßt hat er mich nie.
Irgendwann hatte er dann so eine kleine, hässliche Punkfreundin mit schwarzgefärbten Zottelhaaren und schlechten Zähnen. Seltsamerweise begegneten wir uns kaum noch im Treppenhaus und obwohl ich mir wenig später die Haare schwarz färbte, schien ich mich in seiner Gegenwart in Luft aufzulösen.

In Ermangelung eines vernünftigen Fotos von Steven hier eines von mir aus dem Jahrbuch
Zwei Jahre später kehrte ich nach Amerika zurück, um meine Gasteltern zu besuchen. Ich weiß nicht, aus welcher Motivation heraus ich zum Telefonbuch griff, um Stevens Nummer herauszusuchen. Zuhause in Deutschland wartete eine "echte" Beziehung auf mich, mit der ich meistens recht glücklich war und ich hatte in den vergangenen Jahren nicht mehr an Steven gedacht.
Aber ich war vermutlich neugierig auf meine Empfindungen meinem Highschool-Schwarm gegenüber und empfand das Bedürfnis, ihm zu gestehen, dass ich ihn ein Jahr lang aus der Ferne angebetet hatte. Bei einem Kaffee könnten wir bestimmt beide darüber lachen.
Steven hatte sich kaum verändert. Ein wenig in sich zurückgezogen, unsicher, worüber er mit mir sprechen könnte und darüber, warum ich mich mit ihm hatte treffen wollen und mit den typischen Verlegenheiten kämpfend, die ein Teenager so mit sich herum schleppt. Mir war der Altersunterschied von zwei Jahren zuvor gleichgültig gewesen, doch nun zeigte sich, dass ich als Berufstätige mit dem 12Klässler, der noch immer nicht wusste, was er mit seinem Leben anfangen sollte, wenig gemeinsam hatte. Süß und beschützenswert fand ich ihn immer noch, doch von der starken früheren Anziehungkraft war nichts mehr zu spüren. Nach dem einen oder anderen Kaffee (was anderes durfte er leider nicht trinken) wurde der Abend immer entspannter. Wir lachten über gemeinsame Bekannte und irgendwann fasste ich mir ein Herz und erzählte ihm von den Gefühlen ihm gegenüber, die ich ein Jahr mit mir herumgetragen hatte. Zuerst wurde Steven ganz still. Dann zauberte er ein Lächeln auf seine Lippen und gestand mir, daß er damals in mich verliebt war. Daß er jeden Tag nach der 5. Stunde in dieses eine Gebäude lief, obwohl sein nächster Unterricht ganz woanders stattfand, nur um mir zu begegnen. Dass er sich nie getraut hat, mich anzusprechen, aus Angst vor Zurückweisung und weil sein Freund von mir schwärmte.
An diesem Abend brachte er mich nach Hause. Wir standen vor der Tür und schwiegen uns an. Und da war er wieder. Dieser Blick aus dem Treppenhaus nach der 5. Stunde. Ich überlegte, ob ich ihn küssen sollte, um wenigsten ein klein wenig für all' die verlorenen, weil nicht gemeinsam verbrachten Stunden, Wochen und Monate gutzumachen. Das Gefühl seiner Hände auf meiner Haut und seiner Lippen auf den meinen als Trost für verpasste Chancen im Leben mit nach Hause nehmen zu können.
Ich hauchte ihm einen Abschiedskuss auf die Wange, drehte mich um und ging ins Haus.
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ÜBERSCHRIFT WIRD NACHGEREICHT
cassandra, Dienstag, 14. November 2006, 14:21
Filed under: Ich beiss' in die Tischplatte
Heute morgen erwachte ich mit der Erkenntnis, dass ich nicht nur total bescheuert bin, sondern auch dringend einen neuen Supermarkt benötige.
Wurzel allen Übels ist mal wieder der Rotwein. Warum musste ich gestern abend auch eineinhalb Flaschen in trauter Einsamkeit vernichten?
Andererseits ist ein geistiges Getränk, das solch tiefschürfende Einblicke in meine Persönlichkeit ermöglicht, nicht grundsätzlich zu verdammen. Die Einsicht war auch weniger der Menge des konsumierten Rauschmittels zuzuschreiben, als vielmehr dessen Erwerb.
Während ich nämlich mit dicken Kopf durch die Wohnung schlurfte und versuchte, nicht auf die Katzen zu treten, die mir futterbettelnd um die Beine wuselten, holte mich das Gefühl ein, das bereits gestern beim Zücken der EC-Karte an der Supermarktkasse kurz aufgeflickert war. Irgend etwas stimmt nicht. Ohne einzelne Preise zu kennen oder gar im Kopf meine Einkäufe zu addieren, bin ich ein Bon-Hellseher. Ob 30 Euro oderan besseren Tagen 180 Euro: mein Bauch sagt mir stets, wieviel Geld ich im Wagen vor mir herschiebe. Meist liege ich +/- 5 Euro richtig. Nur eben gestern zwickte es kurz in meinem Bauch, als ich für ein wenig Schinken, Zigaretten, Erdbeeren und 4 Flaschen billigen Wein über 50 Euro zahlte. Das Zwicken wurde jedoch von einem geringfügigen Groll auf die Preispolitik des Supermarktes und einem Anflug von Scham angesichts der langen Schlange vor der einzigen geöffneten Kasse überlagert.
Eigentlich wollte ich nur eine Flasche Wein erwerben. Doch den Verlockungen der Werbung ist man auch als Werber nicht gefeit. Den Südafrikaner, der mit 4,99 Euro ausgezeichnet war, gab es laut Reklameschildchen nämlich "für kurze Zeit für 3,99 Euro". Da schlägt die dank ihres Urlaubs des Geldes verlustig gegangene Rotweinliebhaberin natürlich zu und kauft gleich vier Flaschen. An der Kasse leuchteten dann plötzlich eine neongrüne 4,99 auf dem Display. Die arme Kassierin, die trotz meiner vielfältigen Entschuldigungen genervt die Augen rollen liess, musste wohl oder übel den Schichtleiter rufen, was mir ausreichend Gelegenheit bot, jeden einzelnen in der immer länger werdenen Schlange stehenden um Verzeihung zu bitten. Natürlich war es sehr unhöflich von mir, ohne Rücksicht auf die Miteinkäufer auf meinem Rabatt zu bestehen, wenn nur eine einzige Kasse geöffnet ist. Doch, wie bereits erwähnt, der Urlaub hat ein wirklich beachtliches Loch auf meinem Konto hinterlassen und da stellt man sich auch mal für vier Euro auf die Hinterbeine. Leider hatte niemand der Wartenen ein Ohr für meine Urlaubsgeschichten und ich erntete nur noch mehr Augenrollen und von Herzen kommende Seufzer, als der Schichtleiter nach ein paar Minuten endlich kam, um gleich wieder zu entschwinden und meine Behauptungen zu prüfen. Gottseidank stellten sie sich als wahr heraus und das Reklameschild wanderte in den Papierkorb. Ich war also nicht nur Querulantin, sondern auch letzte Nutzniesserin des Schnäppchenpreises.
Die Kassierin stornierte den Wein und bonierte den neuen Preis.
Schleunigst suchte ich das weite, bevor mein Karma unter den bösen Blicken der anderen Einkaufenden zu leiden käme.
Heute morgen dann also dieses Gefühl, das die Dinge nicht im Lot wären und der Grund allen Übels im Wein begründet läge. Als auch die Kopfschmerztablette das gelobte Linderungsversprechen nicht lieferte, warf ich doch noch einen Blick auf den gestrigen Einkaufsbon und siehe da: Ein Storno von 4,99 Euro. Nicht vier. Ich hatte meinen Wein also trotz Rabatts zweimal bezahlt. Rein rechnerisch hatte ich also sogar 3 Flaschen am Abend zuvor geleert. (Für die Klugscheisser unter meinen Lesern waren es natürlich 2,625, da ja eine rabattiert wurde, was einen Dreisatz von 7:4 & x:1,5 ergibt.)
Nun ja: aufgerundete 3 Flaschen Rotwein auf nüchternen Magen haut selbst mich von den Socken. Vielleicht sollte ich noch eine Runde schlafen, bevor ich mich heute abend wieder in den Supermarkt begebe, um mal ein intimes Gespräch mit den Schichtleiter zu führen. Hoffentlich ist es der gleiche wie gestern.
Wurzel allen Übels ist mal wieder der Rotwein. Warum musste ich gestern abend auch eineinhalb Flaschen in trauter Einsamkeit vernichten?
Andererseits ist ein geistiges Getränk, das solch tiefschürfende Einblicke in meine Persönlichkeit ermöglicht, nicht grundsätzlich zu verdammen. Die Einsicht war auch weniger der Menge des konsumierten Rauschmittels zuzuschreiben, als vielmehr dessen Erwerb.
Während ich nämlich mit dicken Kopf durch die Wohnung schlurfte und versuchte, nicht auf die Katzen zu treten, die mir futterbettelnd um die Beine wuselten, holte mich das Gefühl ein, das bereits gestern beim Zücken der EC-Karte an der Supermarktkasse kurz aufgeflickert war. Irgend etwas stimmt nicht. Ohne einzelne Preise zu kennen oder gar im Kopf meine Einkäufe zu addieren, bin ich ein Bon-Hellseher. Ob 30 Euro oder
Eigentlich wollte ich nur eine Flasche Wein erwerben. Doch den Verlockungen der Werbung ist man auch als Werber nicht gefeit. Den Südafrikaner, der mit 4,99 Euro ausgezeichnet war, gab es laut Reklameschildchen nämlich "für kurze Zeit für 3,99 Euro". Da schlägt die dank ihres Urlaubs des Geldes verlustig gegangene Rotweinliebhaberin natürlich zu und kauft gleich vier Flaschen. An der Kasse leuchteten dann plötzlich eine neongrüne 4,99 auf dem Display. Die arme Kassierin, die trotz meiner vielfältigen Entschuldigungen genervt die Augen rollen liess, musste wohl oder übel den Schichtleiter rufen, was mir ausreichend Gelegenheit bot, jeden einzelnen in der immer länger werdenen Schlange stehenden um Verzeihung zu bitten. Natürlich war es sehr unhöflich von mir, ohne Rücksicht auf die Miteinkäufer auf meinem Rabatt zu bestehen, wenn nur eine einzige Kasse geöffnet ist. Doch, wie bereits erwähnt, der Urlaub hat ein wirklich beachtliches Loch auf meinem Konto hinterlassen und da stellt man sich auch mal für vier Euro auf die Hinterbeine. Leider hatte niemand der Wartenen ein Ohr für meine Urlaubsgeschichten und ich erntete nur noch mehr Augenrollen und von Herzen kommende Seufzer, als der Schichtleiter nach ein paar Minuten endlich kam, um gleich wieder zu entschwinden und meine Behauptungen zu prüfen. Gottseidank stellten sie sich als wahr heraus und das Reklameschild wanderte in den Papierkorb. Ich war also nicht nur Querulantin, sondern auch letzte Nutzniesserin des Schnäppchenpreises.
Die Kassierin stornierte den Wein und bonierte den neuen Preis.
Schleunigst suchte ich das weite, bevor mein Karma unter den bösen Blicken der anderen Einkaufenden zu leiden käme.
Heute morgen dann also dieses Gefühl, das die Dinge nicht im Lot wären und der Grund allen Übels im Wein begründet läge. Als auch die Kopfschmerztablette das gelobte Linderungsversprechen nicht lieferte, warf ich doch noch einen Blick auf den gestrigen Einkaufsbon und siehe da: Ein Storno von 4,99 Euro. Nicht vier. Ich hatte meinen Wein also trotz Rabatts zweimal bezahlt. Rein rechnerisch hatte ich also sogar 3 Flaschen am Abend zuvor geleert. (Für die Klugscheisser unter meinen Lesern waren es natürlich 2,625, da ja eine rabattiert wurde, was einen Dreisatz von 7:4 & x:1,5 ergibt.)
Nun ja: aufgerundete 3 Flaschen Rotwein auf nüchternen Magen haut selbst mich von den Socken. Vielleicht sollte ich noch eine Runde schlafen, bevor ich mich heute abend wieder in den Supermarkt begebe, um mal ein intimes Gespräch mit den Schichtleiter zu führen. Hoffentlich ist es der gleiche wie gestern.
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