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JAHRESBILANZZIEHEN IM ANMARSCH
cassandra, Dienstag, 12. Dezember 2006, 01:32
Filed under: Kopfkram
1998 auf der Popkomm aus lauter Übermut auf Grund der Backstagepässe um den Hals einen Paparazzi angesprochen, der die Ankunft schwarzer Limousinen erwartend, gelangweilt in der Gegend herumlungerte. Ob er denn meine Freundin und mich gerne fotografieren wolle.
"Nö."
"Warum nicht?"
"Weil ihr nicht berühmt seid."
"In spätestens zehn Jahren sind wir berühmt und dann wirst Du dir in den Hintern beissen, nicht damals die ersten Fotos von uns geschossen zu haben."
Kinder: lasst die Finger von Alkohol und Drogen. Alles Teufelszeug.
Er hat uns dann tatsächlich fotografiert.
Mist, Mist, Mist. Ich muss mir langsam mal was überlegen.
Mit 18 hatte ich bereits einen Masterplan. Regisseurin werden (Spielfilm, natürlich.) Mit 28 den ersten "großen" drehen und während die Marketingmaschinerie am rollen ist und der Film international in den Kinos startet, fliege ich hochschwanger von Premiere zu Premiere. Der Masterplan endete im Alter von 30. Über das Danach habe ich mir keine Gedanken gemacht. Ich schätze mal, von den Einspielergebnissen leben und ein Haus bauen. Dann Teil 2 drehen.
Jetzt bin ich wohl im Danach angekommen, ohne das Davor gelebt zu haben. Ohne Einspielergebnisse, ohne Kind, ohne Haus, ohne Teil 2.
Komisches Gefühl.
Planlos.
Kinder: lasst die Finger von Rotwein. Alles Teufelszeug.
"Nö."
"Warum nicht?"
"Weil ihr nicht berühmt seid."
"In spätestens zehn Jahren sind wir berühmt und dann wirst Du dir in den Hintern beissen, nicht damals die ersten Fotos von uns geschossen zu haben."
Kinder: lasst die Finger von Alkohol und Drogen. Alles Teufelszeug.
Er hat uns dann tatsächlich fotografiert.
Mist, Mist, Mist. Ich muss mir langsam mal was überlegen.
Mit 18 hatte ich bereits einen Masterplan. Regisseurin werden (Spielfilm, natürlich.) Mit 28 den ersten "großen" drehen und während die Marketingmaschinerie am rollen ist und der Film international in den Kinos startet, fliege ich hochschwanger von Premiere zu Premiere. Der Masterplan endete im Alter von 30. Über das Danach habe ich mir keine Gedanken gemacht. Ich schätze mal, von den Einspielergebnissen leben und ein Haus bauen. Dann Teil 2 drehen.
Jetzt bin ich wohl im Danach angekommen, ohne das Davor gelebt zu haben. Ohne Einspielergebnisse, ohne Kind, ohne Haus, ohne Teil 2.
Komisches Gefühl.
Planlos.
Kinder: lasst die Finger von Rotwein. Alles Teufelszeug.
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AUFARBEITUNG DER VERGANGENHEIT
mal wieder
mal wieder
cassandra, Montag, 11. Dezember 2006, 15:02
Filed under: Begegnungen
Mr. Binto hatte eine ungebändigte Mähne gekräuselter langer schwarzer Haare. Seinen Bart trug er genauso lang und so blieb vom Gesicht nicht mehr viel übrig als zwei kleine dunkelbraune Augen, die immer ganz lieb schauten. Vermutlich waren ein paar hispanische Einflüsse in sein Blut geschwappt. Ich habe ihn nie gefragt.
Nur durch Zufall geriet ich in sein Reich. Eigentlich hatte ich mir für die erste Stunde in der amerikanischen Highschool einen Computerkurs ausgesucht, aber schon nach dem ersten Besuch war klar, dass dies nichts für mich ist. Zurück im Administrationsbüro stellte die Koordinatorin für uns Austauschschüler fest, dass alle Kurse voll waren. Der einzige freie war der Einführungskurs Fotografie bei Mr. Binto.
Mr. Binto hatte nicht nur sehr liebe Augen, er war auch ein ungemein friedfertiger Mensch, dessen anarchischen Lehrmethoden seinen Schülern das Gefühl vermittelte, auf dem amerikanischen Pendant einer Waldorfschule gelandet zu sein.
Da es die allererste Stunde am Morgen war, brachte er tagtäglich frische Doughnuts mit. Nach gemeinsamen Frühstück, ging jeder seiner Wege. Wir konnten in der Dunkelkammer arbeiten oder das Gebäude verlassen, um draussen an unseren Assignments zu arbeiten. Diese Assignments sahen so aus, dass wir alle paar Wochen ein Thema bekamen, zu dem wir dann Fotos machen sollten. Ob nun in unserer Freizeit oder während der Stunde war ihm egal, so lange wir zum angegebenen Zeitpunkt unsere Arbeiten zur Benotung abliefern konnten. Er deckte uns auch, wenn wir uns selbstständig nach seinem Unterricht von den weiteren Stunden befreiten und stattdessen einfach den Rest des Tages in der Dunkelkammer verbrachten. Ab und zu gab es die so genannten Lectures, wo er bestimmte Techniken erklärte und vorführte. Aber auch darüber hinaus konnte man jederzeit eine persönliche Vorführung erfragen, wenn es um Inhalte ging, die erst im zweiten oder dritten Jahr auf dem Lehrplan standen. Durch seine zurückhaltene Art, die uns alle Möglichkeiten bot, aber deren Annahme nicht erzwang, erwachte damals bei mir die Liebe zur Fotografie. Ich vergötterte Mr. Binto und er gab mir ausschließlich Einsen (eigentlich "A"s), weil "wir Deutschen so unglaublich fleissig sind und nicht wie seine anderen Schüler auf ihrem fetten, faulen, amerikanischen Ärschen sitzen blieben".
Ich war derart in mein neues Hobby vernarrt, dass ich mit einem signierten Print als Abschiedsgeschenk von meinem von mir zu meinem Mentor erkorenen Mr. Binto und den Wunsch, Fotografin zu werden, in die Heimat zurückkehrte.
Vor ca. 5 Jahren besuchte ich das letzte Mal die USA und da ich zwar dank der Diskussionen mit meinen Eltern keine professionelle Fotografin geworden, aber meinem Hobby nach wie vor frönte, wollte ich meinen ehemaligen Lehrer wiedersehen und für seine Inspiration danken.
Im Sekretariat der Highschool hatte man jedoch leider kein Interesse, mir bei meiner Suche nach Mr. Binto zu helfen. Man erklärte mir nur unwirsch, dass er den Schuldienst quittiert hätte und verwies mich des Büros. Wenig später kamen mir dann Gerüchte zu Ohren, dass Mr. Binto Regisseur geworden wäre. In der Pornofilmindustrie. Und das dies das große Thema in der Schule wäre und man diese Peinlichkeit dort gerne unter den Teppich kehren würde.
Die Neuigkeit erstaunte mich. Nicht das ich ein Problem mit dem neuen kreativen Schaffensfeld meines ehemaligen Mentoren hätte, sondern eher weil ich mir beim besten Willen nicht die Resultate des leicht-hippiesken Künstlers, der mit Vorliebe alte indianische Zeichnungen an den Felswänden von New Mexicos Höhlen fotografierte, vorstellen konnte. Ich suchte damals sogar in Netz nach den Filmchen meines Lehrers. Doch erfolglos. Vermutlich arbeitete er unter einem Pseudonym.
Während meines Urlaubs wollte ich nun dem Mysterium auf den Grund gehen. Nicht aus purer Neugier, sondern weil ich aus 13 Jahren deutschen Schulbesuches gerade mal den Namen eines Lehrers wohlwollend im Kopf behalten habe, während es aus meinem Highschooljahr gleich zwei gibt, die mich beeinflusst haben, an die ich mich liebevoll erinnere und die die amerikanische Schule zu mehr als einem Ort der sozialen Kontaktanbändelung und Zeitvertreib in einer ansonsten recht öden amerikanischen Stadt im Südwesten der USA gemacht hatten.
Zuerst traf ich mich mit Mr. Alder, meinem Speech/Debate Lehrer und dem zweiten meiner Highschoolidole zum Frühstück. Ihn befragte ich dann auch zur angeblichen Pornokarriere von Mr. Binto.
Mr. Alder zögerte ein wenig, bevor er mit der Wahrheit herausrückte. Die sah ein wenig differenziert aus. Mr. Binto hatte tatsächlich gekündigt, jedoch nicht, um Pornos zu drehen, sondern um sich als Fotograf zu verwirklichen. Vollkommen unbedarft hatte er sein Können auf einer eigenen Homepage angepriesen und seine Dienste als Fotograf auf Hochzeiten, Familienfeiern, etc. angeboten. Unter anderem hatte er auch "Erwachsenenfotos" in sein Repertoire aufgenommen. Wenn also George mal keine Ahnung hat, was er seinem Schätzchen zum Geburtstag schenken könnte, da sie sich eh' immer alles selber kaufte, konnte er Mr. Binto buchen, um in Leopardenstring (oder auch ohne) auf einem Bärenfell zu posieren. Die Beschenkte könnte sich das Foto dann über den häuslichen Kamin hängen und alle Freunde, Nachbarn und Bekannte, die zu Besuch kämen, wären neidisch und würden ihre Partner zwingen, sich ebenfalls in erotischen Posen ablichten zu lassen. So ähnlich hatte sich das zumindest wohl Mr. Binto gedacht. Leider hatte er jedoch keine Modelle, die sich für Fotos zur Verfügung stellten, um diese Dienstleistung auf seiner Webpage anzubieten. Also fotografierte er sich und seine Frau. Und da amerikanische Highschoolschüler nicht ganz so dumm sind, wie man irrtümlich glaubt, zumindest, wenn es ums Internet geht, wurde rasend schnell ein Link zur Seite in seiner einstigen Schule verbreitet, die ein Foto vom ehemaligen Lehrer in ganzer Pracht zeigte. Das Entsetzen oder auch der Spaß war riesig, je nachdem, von welcher Seite man es betrachtete.
Leider wusste Mr. Alder nicht, was nun aus meinem Mentor geworden war, aber er ermutigte mich, Kontakt zu ihm aufzunehmen und dabei war das Telefonbuch freundlicherweise recht nützlich.
Am Tag vor unserem Heimflug trafen wir uns mit ihm und Mrs. Binto.
Er unterrichtet wieder, allerdings hat er sich den Zeiten angepasst, der Fotografie den Rücken gekehrt und sich auf digitale Bildbearbeitung spezialisiert.
Ich war ein wenig enttäuscht, da ich gehofft hatte, dass er noch immer leidenschaftlich fotografierte und meine Begeisterung teilen könnte. Mit seiner Karriere als Fotograf hatte es nicht so recht geklappt und obwohl seine Bilder auf diversen Ausstellungen gezeigt wurden, hatte er keine verkaufen können. Seine Frau beeilte sich, ihn zu korrigieren und erinnerte ihn daran, dass er ja durchaus Geld mit ein paar Aufnahmen verdient habe, doch er zuckte nur mit den Schultern und lächelte. Leben konnte man davon nicht und so war er sehr froh, als er auf einer Ausstellung von einem Bekannten angesprochen wurde, der ihm einen Aushilftsjob in einer Schule anbot. In den letzten Jahren war daraus eine Festanstellung geworden. Die Arbeit und die beiden kleinen Enkel hielten ihn und seine Frau auf Trapp, so dass er kaum noch zum Fotografieren kam. "Und dabei wollte ich immer mal nach Europa reisen, um mir den Kontinent anzusehen und Fotos zu machen. Na ja. Vielleicht mache ich das ja, wenn ich im Ruhestand bin." Ich bestand darauf, dass er mich besuchen käme, wenn es denn so weit wäre. Und dann lächelte er und seine kleinen braunen Augen, die aus dem Gewirr seiner inzwischen ergrauten Haarpracht herauslugten, wirkten nicht mehr ganz so traurig.
Nur durch Zufall geriet ich in sein Reich. Eigentlich hatte ich mir für die erste Stunde in der amerikanischen Highschool einen Computerkurs ausgesucht, aber schon nach dem ersten Besuch war klar, dass dies nichts für mich ist. Zurück im Administrationsbüro stellte die Koordinatorin für uns Austauschschüler fest, dass alle Kurse voll waren. Der einzige freie war der Einführungskurs Fotografie bei Mr. Binto.
Mr. Binto hatte nicht nur sehr liebe Augen, er war auch ein ungemein friedfertiger Mensch, dessen anarchischen Lehrmethoden seinen Schülern das Gefühl vermittelte, auf dem amerikanischen Pendant einer Waldorfschule gelandet zu sein.
Da es die allererste Stunde am Morgen war, brachte er tagtäglich frische Doughnuts mit. Nach gemeinsamen Frühstück, ging jeder seiner Wege. Wir konnten in der Dunkelkammer arbeiten oder das Gebäude verlassen, um draussen an unseren Assignments zu arbeiten. Diese Assignments sahen so aus, dass wir alle paar Wochen ein Thema bekamen, zu dem wir dann Fotos machen sollten. Ob nun in unserer Freizeit oder während der Stunde war ihm egal, so lange wir zum angegebenen Zeitpunkt unsere Arbeiten zur Benotung abliefern konnten. Er deckte uns auch, wenn wir uns selbstständig nach seinem Unterricht von den weiteren Stunden befreiten und stattdessen einfach den Rest des Tages in der Dunkelkammer verbrachten. Ab und zu gab es die so genannten Lectures, wo er bestimmte Techniken erklärte und vorführte. Aber auch darüber hinaus konnte man jederzeit eine persönliche Vorführung erfragen, wenn es um Inhalte ging, die erst im zweiten oder dritten Jahr auf dem Lehrplan standen. Durch seine zurückhaltene Art, die uns alle Möglichkeiten bot, aber deren Annahme nicht erzwang, erwachte damals bei mir die Liebe zur Fotografie. Ich vergötterte Mr. Binto und er gab mir ausschließlich Einsen (eigentlich "A"s), weil "wir Deutschen so unglaublich fleissig sind und nicht wie seine anderen Schüler auf ihrem fetten, faulen, amerikanischen Ärschen sitzen blieben".
Ich war derart in mein neues Hobby vernarrt, dass ich mit einem signierten Print als Abschiedsgeschenk von meinem von mir zu meinem Mentor erkorenen Mr. Binto und den Wunsch, Fotografin zu werden, in die Heimat zurückkehrte.
Vor ca. 5 Jahren besuchte ich das letzte Mal die USA und da ich zwar dank der Diskussionen mit meinen Eltern keine professionelle Fotografin geworden, aber meinem Hobby nach wie vor frönte, wollte ich meinen ehemaligen Lehrer wiedersehen und für seine Inspiration danken.
Im Sekretariat der Highschool hatte man jedoch leider kein Interesse, mir bei meiner Suche nach Mr. Binto zu helfen. Man erklärte mir nur unwirsch, dass er den Schuldienst quittiert hätte und verwies mich des Büros. Wenig später kamen mir dann Gerüchte zu Ohren, dass Mr. Binto Regisseur geworden wäre. In der Pornofilmindustrie. Und das dies das große Thema in der Schule wäre und man diese Peinlichkeit dort gerne unter den Teppich kehren würde.
Die Neuigkeit erstaunte mich. Nicht das ich ein Problem mit dem neuen kreativen Schaffensfeld meines ehemaligen Mentoren hätte, sondern eher weil ich mir beim besten Willen nicht die Resultate des leicht-hippiesken Künstlers, der mit Vorliebe alte indianische Zeichnungen an den Felswänden von New Mexicos Höhlen fotografierte, vorstellen konnte. Ich suchte damals sogar in Netz nach den Filmchen meines Lehrers. Doch erfolglos. Vermutlich arbeitete er unter einem Pseudonym.
Während meines Urlaubs wollte ich nun dem Mysterium auf den Grund gehen. Nicht aus purer Neugier, sondern weil ich aus 13 Jahren deutschen Schulbesuches gerade mal den Namen eines Lehrers wohlwollend im Kopf behalten habe, während es aus meinem Highschooljahr gleich zwei gibt, die mich beeinflusst haben, an die ich mich liebevoll erinnere und die die amerikanische Schule zu mehr als einem Ort der sozialen Kontaktanbändelung und Zeitvertreib in einer ansonsten recht öden amerikanischen Stadt im Südwesten der USA gemacht hatten.
Zuerst traf ich mich mit Mr. Alder, meinem Speech/Debate Lehrer und dem zweiten meiner Highschoolidole zum Frühstück. Ihn befragte ich dann auch zur angeblichen Pornokarriere von Mr. Binto.
Mr. Alder zögerte ein wenig, bevor er mit der Wahrheit herausrückte. Die sah ein wenig differenziert aus. Mr. Binto hatte tatsächlich gekündigt, jedoch nicht, um Pornos zu drehen, sondern um sich als Fotograf zu verwirklichen. Vollkommen unbedarft hatte er sein Können auf einer eigenen Homepage angepriesen und seine Dienste als Fotograf auf Hochzeiten, Familienfeiern, etc. angeboten. Unter anderem hatte er auch "Erwachsenenfotos" in sein Repertoire aufgenommen. Wenn also George mal keine Ahnung hat, was er seinem Schätzchen zum Geburtstag schenken könnte, da sie sich eh' immer alles selber kaufte, konnte er Mr. Binto buchen, um in Leopardenstring (oder auch ohne) auf einem Bärenfell zu posieren. Die Beschenkte könnte sich das Foto dann über den häuslichen Kamin hängen und alle Freunde, Nachbarn und Bekannte, die zu Besuch kämen, wären neidisch und würden ihre Partner zwingen, sich ebenfalls in erotischen Posen ablichten zu lassen. So ähnlich hatte sich das zumindest wohl Mr. Binto gedacht. Leider hatte er jedoch keine Modelle, die sich für Fotos zur Verfügung stellten, um diese Dienstleistung auf seiner Webpage anzubieten. Also fotografierte er sich und seine Frau. Und da amerikanische Highschoolschüler nicht ganz so dumm sind, wie man irrtümlich glaubt, zumindest, wenn es ums Internet geht, wurde rasend schnell ein Link zur Seite in seiner einstigen Schule verbreitet, die ein Foto vom ehemaligen Lehrer in ganzer Pracht zeigte. Das Entsetzen oder auch der Spaß war riesig, je nachdem, von welcher Seite man es betrachtete.
Leider wusste Mr. Alder nicht, was nun aus meinem Mentor geworden war, aber er ermutigte mich, Kontakt zu ihm aufzunehmen und dabei war das Telefonbuch freundlicherweise recht nützlich.
Am Tag vor unserem Heimflug trafen wir uns mit ihm und Mrs. Binto.
Er unterrichtet wieder, allerdings hat er sich den Zeiten angepasst, der Fotografie den Rücken gekehrt und sich auf digitale Bildbearbeitung spezialisiert.
Ich war ein wenig enttäuscht, da ich gehofft hatte, dass er noch immer leidenschaftlich fotografierte und meine Begeisterung teilen könnte. Mit seiner Karriere als Fotograf hatte es nicht so recht geklappt und obwohl seine Bilder auf diversen Ausstellungen gezeigt wurden, hatte er keine verkaufen können. Seine Frau beeilte sich, ihn zu korrigieren und erinnerte ihn daran, dass er ja durchaus Geld mit ein paar Aufnahmen verdient habe, doch er zuckte nur mit den Schultern und lächelte. Leben konnte man davon nicht und so war er sehr froh, als er auf einer Ausstellung von einem Bekannten angesprochen wurde, der ihm einen Aushilftsjob in einer Schule anbot. In den letzten Jahren war daraus eine Festanstellung geworden. Die Arbeit und die beiden kleinen Enkel hielten ihn und seine Frau auf Trapp, so dass er kaum noch zum Fotografieren kam. "Und dabei wollte ich immer mal nach Europa reisen, um mir den Kontinent anzusehen und Fotos zu machen. Na ja. Vielleicht mache ich das ja, wenn ich im Ruhestand bin." Ich bestand darauf, dass er mich besuchen käme, wenn es denn so weit wäre. Und dann lächelte er und seine kleinen braunen Augen, die aus dem Gewirr seiner inzwischen ergrauten Haarpracht herauslugten, wirkten nicht mehr ganz so traurig.
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WEITER MIT ...
cassandra, Freitag, 8. Dezember 2006, 13:32
Filed under: Herdentrieb
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KONTOAUSZUGSAUSZUG
cassandra, Mittwoch, 29. November 2006, 22:46
Filed under: Ich beiss' in die Tischplatte
Hallo meine liebe Deutsche Bank,
ich wollte Dir mal sagen, dass ich ganz entsetzlich enttäuscht von Dir bin. Eigentlich bin ich ja zu Dir gewechselt, weil meine andere Bank mir zu frech wurde. Haben die mir doch tatsächlich irgendwann ins Gesicht gesagt, dass ich nicht mit Geld umgehen könnte. Und das ohne einen einzigen Schufa-Eintrag, abzuzahlenden Kredit, irgendwelche anderweitigen Schuldenvon den 8 Euro für Zigaretten, die mir meine Kollegin geliehen hatte, konnten die echt wirklich nichts wissen., sondern nur, weil ich stets am Rande meines Dispos, den mir selbige Bank wohlwollend genehmigt und sich monatelang in Gold Zinsen hat vergelten lassen, wandelte. Die konnten ja nicht wissen, dass ich jährlich in meinem Job eigenverantwortlich so über 'n Daumen 3 Mio ausgebe. Mein Chef hat sich nie über mein monetäres Handlingsvermögen beschwert, aber das war mir dann auch zu doof, der alten Bank das zu erklären.
Also bin ich dann zu Dir gekommen. Im großen und ganzen lief das mit uns beiden auch okay.
Ein bißchen genervt war ich dann schon, dass du dich nicht an unsere Vereinbahrung, unsere Beziehung auf unpersönliche Online-Quickies zu beschränken, gehalten hast. Wir hatten uns darauf geeinigt: keine Gefühlsduselei und kein Gelaber. Reine Befriedigung unserer Bedürfnisse. Kein Händchenhalten, kein gemeinsames Gesehenwerden in der Öffentlichkeit. Wir beide sind alt genug, um genau zu wissen, was wir wollen und holen es uns vom anderen. Die auf reinem Egoismus fundierte Basis unseres Verhältnisses, das die Ewigkeit hätte überdauern können.
Das wirkte ja schon fast verzweifelt, dass mich regelmäßig eine deiner Beraterinnen anrief, um mal kurz zu reden, ich sie freundlich, aber bestimmt abwimmelte, nicht nur, weil es mitten am Tag, sondern auch mitten in einer Kundenabnahme geschah, nur um 30 Minuten später einen anderen Berater an der Strippe zu haben, der das gleiche wollte.
Ich muss gestehen, dass wir uns vermutlich beide nicht ganz richtig verhalten haben und mich aufrichtig bei dem zweiten Anrufer entschuldigen, den ich jedes Mal am Telefon anschrie, dass ICH GERADE ECHT NICHT REDEN KANN UND WILL. Das war wirklich nicht nett. Der Arme konnte ja gar nix dafür, dass auf deinen Angestelltenmonitoren pünktlich alle sechs Wochen zeitgleich (oder vielleicht auch um 30 Minuten versetzt) der Satz "Wir müssen heute unbedingt unsere Beziehung zu Cassandra vertiefen." aufblinkte. So eine Verführung hätte man sicher auch subtiler gestalten können, aber sie widersprach ganz klar meinem Bedürfnis nach Ungebundenheit und dem Wunsch nach anonymer, schneller undschmutziger unkomplizierter Befriedigung.
Ich weiss, das klingt jetzt furchtbar hart und gefühlskalt, aber leider empfinde ich nun mal so. Als Du im Sommer dann jeden dritten Tag um Rückruf flehend und verlockende Versprechungen flüsternd auf meine Mailbox gesprochen hast, habe ich erstmals gemerkt, dass wir uns (mit unseren Ansprüchen aneinander) auseinander gelebt haben. Aber so schnell kann niemand aus seiner Haut. Die eigene Bequemlichkeit bezüglich alter Gewohnheiten lässt sich nicht von heute auf morgen ausmerzen. Deine Verfügbarkeit, wenn mir der Sinn danach war, erschien mir schlicht und ergreifend recht praktisch. Ich ging Dir aus dem Weg und ignorierte deine Anrufe. Ganz schön clever von Dir, dass Du mich dann letzte Woche, ohne der Empfangsdame am Telefon dein Anliegen zu verraten, in der Firma erwischt hast.
Als ich Dir erklärte, dass ich keinen Kredit aufnehmen möchte, um meinen Dispo zurückzuzahlen, mit der Begründung, dass die hohen Dispo-Zinssätze eine willkommende und selbst auferlegte Bestrafung für meinen ausschweifenden Lebenswandel sind, hast Du ganz schön geschluckt, nicht? Dass ich keine Altersvorsorge abzuschliessen wünsche, weil ich ja schon tod sein könnte, wenn ich in deren Genuss käme, hat Dir dann vollständig die Sprache verschlagen. Aber so bin ich nun mal und du hast es nie erkannt.
Heute hast Du diese Sache zwischen uns beiden dann endgültig versaut.
Was muss ich da auf meinem Kontoauszug lesen:
Ich soll Dir die Adresse meiner Wohnung mitteilen, in der ich seit 1,5 Jahren wohne und in deren (mit meinem Namen beschrifteten) Briefkasten Du in der Vergangenheit bereits des öfteren die eine oder andere Nachricht hinterlassen hast, weil Du bereits 14,00 Euro meines Geldes ungefragt und offensichtlich erfolglos für einen Anruf bei der Auskunft ausgegeben hast? 14,00 Euro für einen Anruf? Für einen Bruchteil dieses Geldes hättest Du doch auf meinem Handy, bei mir zu Hause oder in meiner Firma anrufen können. Die Nummern hast Du doch auch alle herausbekommen, ohne mir das in Rechnung zu stellen.
Ist das jetzt die Strafe dafür, dass ich nicht das selbe wollte wie Du? Jetzt hast Du es mir aber mal so richtig gezeigt, gell? Zwar nicht so effektvoll, wie Autotüren mit dem Schlüssel zu zerkratzen oder herumzuerzählen, dass ich voll das kleine, unbedeutene, unaufregende Konto habe, aber Du wusstest genau, dass ich mich trotzdem ärgern würde. Jaaaa. Geschafft. Ich mache Schluss. Gibt ja noch genügend Fische im Meer und so. Ich kann es mir auch von wem anderes besorgen lassen. Schade das alles, aber Du hast es so gewollt.
P.S.: Ich weiss, dass Dich jetzt mein Zorn geballt trifft. Das ist natürlich ein wenig unfair. Meinem lieben Postboten schreibe ich jetzt gleich auch noch ne Mail. Von ihm werde ich mich nämlich auch trennen. Ein Paket aus Amerika (50 Euro Versand) und ein Brief sind zurückgegangen. Soweit ich weiss. Empfänger nicht bekannt.
P.P.S.: Weiss eigentlich irgendeiner meiner sehr verehrten Leser, an wen ich mich bei der Deutschen Post wenden muss, um denen zu bestätigen, dass ich, deren Name auf Klingelschild und Briefkasten steht, auch wirklich hier wohne?
ich wollte Dir mal sagen, dass ich ganz entsetzlich enttäuscht von Dir bin. Eigentlich bin ich ja zu Dir gewechselt, weil meine andere Bank mir zu frech wurde. Haben die mir doch tatsächlich irgendwann ins Gesicht gesagt, dass ich nicht mit Geld umgehen könnte. Und das ohne einen einzigen Schufa-Eintrag, abzuzahlenden Kredit, irgendwelche anderweitigen Schulden
Also bin ich dann zu Dir gekommen. Im großen und ganzen lief das mit uns beiden auch okay.
Ein bißchen genervt war ich dann schon, dass du dich nicht an unsere Vereinbahrung, unsere Beziehung auf unpersönliche Online-Quickies zu beschränken, gehalten hast. Wir hatten uns darauf geeinigt: keine Gefühlsduselei und kein Gelaber. Reine Befriedigung unserer Bedürfnisse. Kein Händchenhalten, kein gemeinsames Gesehenwerden in der Öffentlichkeit. Wir beide sind alt genug, um genau zu wissen, was wir wollen und holen es uns vom anderen. Die auf reinem Egoismus fundierte Basis unseres Verhältnisses, das die Ewigkeit hätte überdauern können.
Das wirkte ja schon fast verzweifelt, dass mich regelmäßig eine deiner Beraterinnen anrief, um mal kurz zu reden, ich sie freundlich, aber bestimmt abwimmelte, nicht nur, weil es mitten am Tag, sondern auch mitten in einer Kundenabnahme geschah, nur um 30 Minuten später einen anderen Berater an der Strippe zu haben, der das gleiche wollte.
Ich muss gestehen, dass wir uns vermutlich beide nicht ganz richtig verhalten haben und mich aufrichtig bei dem zweiten Anrufer entschuldigen, den ich jedes Mal am Telefon anschrie, dass ICH GERADE ECHT NICHT REDEN KANN UND WILL. Das war wirklich nicht nett. Der Arme konnte ja gar nix dafür, dass auf deinen Angestelltenmonitoren pünktlich alle sechs Wochen zeitgleich (oder vielleicht auch um 30 Minuten versetzt) der Satz "Wir müssen heute unbedingt unsere Beziehung zu Cassandra vertiefen." aufblinkte. So eine Verführung hätte man sicher auch subtiler gestalten können, aber sie widersprach ganz klar meinem Bedürfnis nach Ungebundenheit und dem Wunsch nach anonymer, schneller und
Ich weiss, das klingt jetzt furchtbar hart und gefühlskalt, aber leider empfinde ich nun mal so. Als Du im Sommer dann jeden dritten Tag um Rückruf flehend und verlockende Versprechungen flüsternd auf meine Mailbox gesprochen hast, habe ich erstmals gemerkt, dass wir uns (mit unseren Ansprüchen aneinander) auseinander gelebt haben. Aber so schnell kann niemand aus seiner Haut. Die eigene Bequemlichkeit bezüglich alter Gewohnheiten lässt sich nicht von heute auf morgen ausmerzen. Deine Verfügbarkeit, wenn mir der Sinn danach war, erschien mir schlicht und ergreifend recht praktisch. Ich ging Dir aus dem Weg und ignorierte deine Anrufe. Ganz schön clever von Dir, dass Du mich dann letzte Woche, ohne der Empfangsdame am Telefon dein Anliegen zu verraten, in der Firma erwischt hast.
Als ich Dir erklärte, dass ich keinen Kredit aufnehmen möchte, um meinen Dispo zurückzuzahlen, mit der Begründung, dass die hohen Dispo-Zinssätze eine willkommende und selbst auferlegte Bestrafung für meinen ausschweifenden Lebenswandel sind, hast Du ganz schön geschluckt, nicht? Dass ich keine Altersvorsorge abzuschliessen wünsche, weil ich ja schon tod sein könnte, wenn ich in deren Genuss käme, hat Dir dann vollständig die Sprache verschlagen. Aber so bin ich nun mal und du hast es nie erkannt.
Heute hast Du diese Sache zwischen uns beiden dann endgültig versaut.
Was muss ich da auf meinem Kontoauszug lesen:

Ich soll Dir die Adresse meiner Wohnung mitteilen, in der ich seit 1,5 Jahren wohne und in deren (mit meinem Namen beschrifteten) Briefkasten Du in der Vergangenheit bereits des öfteren die eine oder andere Nachricht hinterlassen hast, weil Du bereits 14,00 Euro meines Geldes ungefragt und offensichtlich erfolglos für einen Anruf bei der Auskunft ausgegeben hast? 14,00 Euro für einen Anruf? Für einen Bruchteil dieses Geldes hättest Du doch auf meinem Handy, bei mir zu Hause oder in meiner Firma anrufen können. Die Nummern hast Du doch auch alle herausbekommen, ohne mir das in Rechnung zu stellen.
Ist das jetzt die Strafe dafür, dass ich nicht das selbe wollte wie Du? Jetzt hast Du es mir aber mal so richtig gezeigt, gell? Zwar nicht so effektvoll, wie Autotüren mit dem Schlüssel zu zerkratzen oder herumzuerzählen, dass ich voll das kleine, unbedeutene, unaufregende Konto habe, aber Du wusstest genau, dass ich mich trotzdem ärgern würde. Jaaaa. Geschafft. Ich mache Schluss. Gibt ja noch genügend Fische im Meer und so. Ich kann es mir auch von wem anderes besorgen lassen. Schade das alles, aber Du hast es so gewollt.
P.S.: Ich weiss, dass Dich jetzt mein Zorn geballt trifft. Das ist natürlich ein wenig unfair. Meinem lieben Postboten schreibe ich jetzt gleich auch noch ne Mail. Von ihm werde ich mich nämlich auch trennen. Ein Paket aus Amerika (50 Euro Versand) und ein Brief sind zurückgegangen. Soweit ich weiss. Empfänger nicht bekannt.
P.P.S.: Weiss eigentlich irgendeiner meiner sehr verehrten Leser, an wen ich mich bei der Deutschen Post wenden muss, um denen zu bestätigen, dass ich, deren Name auf Klingelschild und Briefkasten steht, auch wirklich hier wohne?
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