Cassandras Kopfkino
Montag, 9. Juli 2007


NOCHMAL TAG 1: ZWEI DREI WOCHEN SPÄTER
cassandra, Montag, 9. Juli 2007, 21:41
Filed under: Ich beiss' in die Tischplatte
Die Jungs von der Anästhesie sind echte Pausenclowns. Erklären mir doch tatsächlich, dass ich gleich richtig gut schlafen werde bis ein Frosch vorbeikommt und mich wach küsst. Dass selbiger sich dann in einen Prinzen verwandeln würde, sei selbstredend.
Seit dieser Augengeschichte fühle ich mich tatsächlich wieder wie ein Teenager. Von allen Seiten hagelt es Anspielungen über mein junges Alter und nun versucht man mich auch noch mit Hilfe von Märchen ruhig zu stellen. Ich habe bereits eine Injektion erhalten und höre mich noch etwas von einem Frosch-Casting brummeln, dass ich vorab erst einmal durchzuführen gedenke, dann bin ich erst einmal weg.

Mein Alter war auch der Grund gewesen, warum ich das erste Mal kurz vor der Operation wieder aus dem Krankenhaus geschmissen wurde. In der Zwischenzeit hat mein Arzt versucht, jemanden zu finden, der Lust hat, mich zu operieren. Das Krankenhaus mit dem ganz neuen, ganz modernen Verfahren wollte mich jedoch genau so wenig, wie mein eigener Augenarzt, an den das Krankenhaus versuchte, mich zurück zu überweisen, damit er mich per Laser heilen könnte. Da mich niemand wollte, bin ich also zurück im ursprünglichen Haus, in den Händen eines Arztes, der mich nicht will und harre der Dinge, die da kommen.
Glücklicherweise durfte ich mich heute direkt in den OP begeben und ersparte mir einen erneuten Laufzettelmarathon.

So. Da ich diesen Tag mehr oder weniger im Koma verbrachte, gibt es wenig zu berichten, aber dafür wird es morgen so richtig spannend:

TAG 2: MIT DEM SKALPELL IM AUGE IN DEN HEILENDEN SCHLAF

Bis dahin gibt es als Pausenfüller das letzte Foto meiner Wenigkeit mit Kontaktlinsen. Es stammt von unserem Firmenausflug nach Cannes von dem ich vorgestern heimkehrte.


Dafür bitte einen kleinen Tusch.

P.S.: Wollte das Bild hier einfügen und habe dies jetzt 20x getan, aber die Qualität ist zum Kotzen. Trotz Komprimierung und Verkleinern sieht das Bild im Bildverarbeitungsprogramm gut aus. Sobald ich es hier hochlade (oder bei Flickr (ich weiss....), ist es pixelig. Das war früher nicht so. Habe ich was auf den Augen oder pixelt das?

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Sonntag, 8. Juli 2007


TAG 1: CHECK IN
cassandra, Sonntag, 8. Juli 2007, 16:07
Filed under: Ich beiss' in die Tischplatte
Morgen wird ein hoffentlich ausgeschlafener und froh gestimmter Arzt ein Loch in mein Auge meisseln.
Präziser ausgedrückt wird die Netzhaut aufgeschnitten und zurückgeklappt, mit der Lederhaut wird ebenso verfahren, ein winziger Teil der Iris wird entfernt und über dieses so entstandene Loch wird die Lederhaut leicht angenäht, so dass ein kleiner Hohlraum, ein so genanntes Sickerkissen, entsteht, in dem sich das Kammerwasser sammeln und abfliessen kann. Auf diese Weise wird der Augeninnendruck reduziert und das bei mir diagnostizierte Glaukom in den Griff bekommen. Klingt nach einer spaßigen Angelegenheit, von der ich dank einer Vollnarkose jedoch den Hauptteil verpassen werde. In ein paar Wochen darf ich das selbe allerdings noch einmal am anderen Auge durchexerzieren.

Punkt 9 Uhr checke ich an der Rezeption ein und gerate in einen schwindelerregend rasanten Circuit prä-stationärer Vorbereitungsmassnahmen.
Um 11 Uhr sitze ich immer noch im Wartezimmer meiner 1. Anlaufstation, deren Aufsuchung man mir mit Hilfe einer Art Laufzettel durch die verschiedenen Abteilungen angeordnet hat. Augenärztliche Kontrolle, Blutentnahme, Aufklärungsgespräch mit dem Anästhesisten, Aufnahmegespräch mit der Stationsschwester, Speiseplan ausfüllen. Ich bin ein Mensch, der ungern wartet und um so lieber ausschläft und daher entsprechend übellaunig. Zwischen Station 2 und 3 entferne ich mich erstmals unerlaubt aus dem Krankenhaus, um ein wenig zu telefonieren und bei 2 bis 3 Zigaretten abzureagieren.
Das Gespräch mit dem Herrn Anästhesisten verläuft sehr einseitig. Der Herr Doktor notiert sich auf Grund meiner Größe und meines Gewichtes Mengenangaben zum Narkotikum, das er gedenkt, mir zu verabreichen. Die eigentliche Kommunikation scheint auf rein mentaler Ebene abzulaufen, zu der ich offenbar jedoch keinen Zugang finde. Bevor es mir überhaupt gelingt, meine Gedanken zu telepathischen Informationsblitzen zu bündeln, ist er bereits bei der Verabschiedung angelangt. „Äh. Was für eine Art Narkose schwebt Ihnen denn vor?“, frage ich vorsichtig. „Nun. Wir werden Sie wohl kaum hypnotisieren.“ Ich kann gar nicht ausdrücken, wie sehr mich diese Antwort beruhigt. Stattdessen sage ich: „Ich frage ja nur... Ich habe sehr schlechte Erfahrungen mit Vollnarkosen gemacht. Insbesondere bei einer Spinalanästhesie.“ Er schaut mich streng an: „Wieso?“
„Habe ich alles in den Fragebogen rein geschrieben. Tinnitusähnliche Syptome, Kreislaufschwäche, Übelkeit und ein paar Stromschläge, die durch den Körper fuhren.“
Erst jetzt bemerkt er, dass das 6 seitige, liebevoll von mir ausgefüllte Formular vor ihm, noch mehr Informationen enthält, als meine Angaben zu Größe und Gewicht. Da ich mir gerade einen kleinen Vorsprung erkämpft habe, wage ich eine erneute Frage: „Meinen Sie nicht, ich sollte vor einer Vollnarkose auch ein EKG machen? Die Station ist auf meinem Laufzettel durchgestrichen. Ich habe jedoch Herzrhythmusstörungen.“
„Wie, sie haben Herzrhythmusstörungen?“
„Habe ich auch da rein geschrieben.“

Ich weiss. Manchmal bin ein richtig kleiner Klugscheisser.
Bei der EKG Station sitzen bereits wieder 5 Leute vor mir. Ich gehe noch einmal rauchen, sorge jedoch dafür, dass die Dame, die vor mir gekommen ist, meinen Platz in der Schlange freihält.
Gegen 15 Uhr darf ich endlich mein Zimmer beziehen. Seit Wochen freue ich mich darauf, viele Stunden damit zu verbringen, nichts zu tun und sehr viel zu schlafen. In den nächsten 1,5 Wochen werde ich hoffentlich reichlich Gelegenheit dafür bekommen. Nach einem halbstünigem Nickerchen werde ich zu meinem Chefarzt zu einer letzten Untersuchung gerufen.
Er schaut sich ausführlichst in meinen Augen um, misst den Augeninnendruck und als er fertig ist, lehnt er sich in seinem Stuhl zurück, schaut mich an und seufzt. Ich warte. Er seufzt noch einmal und schaut mich weiter an. Ich fühle mich wie bei einer dieser Aussprachen, die das Ende von Beziehungen einläuten. Mein Gefühl sagt mir, dass ich das Thema nicht anschneiden sollte, es wirklich nicht wissen möchte, aber ich komme nicht umhin zu fragen: “Und? Was geht Ihnen gerade durch den Kopf?“ Er seufzt noch einmal. „Ich möchte Sie nicht operieren.“ Ich wusste es. Aus Schutz vor Abweisung sollte man einen Mann niemals fragen, was er denkt.
Er erklärt mir, dass eine Operation unumgänglich wäre, (es sei denn, ich würde mich mit dem Gedanken anfreunden, in Zukunft blind durchs Leben zu stöckeln), er sie aber nicht durchführen möchte, weil ich zu jung bin. Mein jugendlich-dynamischer Körper würde das absichtlich beigebrachte Loch im Auge als Wunde interpretieren und sich in Bälde selbst heilen, was die Operation vollkommen überflüssig machen würde. Er bietet mir an, das ganze erst einmal aufzuschieben und in einer anderen Klinik anzurufen, die ein ganz neues, ganz modernes Operationsverfahren böte. Sein Angebot klingt, als würde er mir die Entscheidung überlassen, doch als ich ihm sage, dass ich (a) viel zu konservativ für „ganz neue, ganz moderne“ Verfahren sei, (b) in 2 Wochen keine Zeit mehr hätte, weil man mich im Job brauchen würde (bzw. zu diesem Zeitpunkt die Werbefilmfestspiele in Cannes stattfinden und ich mir einen von der Firma finanzierten Kurzurlaub ungern durch die Lappen gehen lassen möchte) und ich (c) definitiv morgen operiert werden möchte, weil ich alles in meinem Leben um diesen Termin herum organisiert hätte, schmeisst er mich trotzdem raus, nicht ohne mir vorher zu versprechen, mich alsbald anzurufen, um mir mitzuteilen, wann und wo ich denn nun operiert werde.
Ich bin es leid, all jenen, denen ich ausführlichst erklärt habe, warum ich in den nächsten 2 Wochen nicht zur Verfügung stehe, nun wieder erläutern zu müssen, warum ich schon wieder zurück bin, werde jedoch wohl nicht darum herum kommen.

Fortsetzung folgt bereits morgen:
NOCHMAL TAG 1: 2 WOCHEN SPÄTER

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Montag, 18. Juni 2007
GESTÄNDNIS
cassandra, Montag, 18. Juni 2007, 15:18
Filed under: Aus dem Leben einer Tussi
Ich bin ein Weichei.
Augenblicklich liege ich ausgebreitet auf dem firmeneigenen Sofa, eine Praktikantin fächelt Frischluft zu und zwischen meinen Schenkeln spendet ein tiefgekühltes Rindersteak angenehme Kühle.
Bei dem Gedanken an das wohl in meinem bisherigen Leben schwerzhafteste Ereignis überhaupt, höre ich noch immer meine Schreie stumm im Hirn nachhallen.
Eine Heißwachsbehandlung in der Bikinizone fühlt sich tatsächlich an, als würde einem jemand, der es sehr böse mit einem meint, ohne vorherige örtliche Betäubung die Geschlechtsteile skalpieren. Eigentlich fühlt es sich nicht nur so an. Letzten Endes ist es ja tatsächlich so, nur dass kein böser Wille dahinter steckt, sondern frau die Tortur auch noch bezahlen muss.
Zu der von mir avisierten Frisur (Unbedingt "Rasur-Tortue" und "Kalt erwischt" ansehen.) konnte ich mich schlußendlich dann doch nicht durchringen. In diesem Fall wäre ich nämlich ohnmächtig geworden oder hätte der freundlichen jungen Sadistin in den Arm gebissen.

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Samstag, 5. Mai 2007
RANDNOTIZEN
cassandra, Samstag, 5. Mai 2007, 00:16
Filed under: Neue Cassandra Wochenschau
Erinnerungen
Habe mich gestern bei CSI angesichts von Glasscherben, die von der zerbrochenen Brille des Opfers stammten, daran erinnert, mal eine halbhandtellergroße Scherbe im Hintern gehabt zu haben. Aus irgendeinem Grund befand ich mich auf einem Tisch in einem Kirmesfestzelt und als ich mich auf den Hintern plumsen liess, um wieder hinabzusteigen, war ein Bierglas im Weg.

Die Zivis vom Rettungsdienst fanden das sehr witzig. Ich in dem Moment wohl auch.


Heimisches
• Man merkt, dass 8:00 Uhr morgens nicht wirklich meine Zeit ist, insbesondere in Momenten, in denen ich in Begleitung eines Handwerkers nach Inspektion des Rohrbruchs im Keller plötzlich ohne Wohnungsschlüssel vor der geschlossenen Eingangstür stehe.

• Und dann meinte der Handwerker heute morgen noch, dass derjenige, der den Syphon an der Küchenspüle zusammen geschraubt hat, einen ziemlichen Scheiss’ fabriziert hätte.
Pah. Das war eine äusserst kreative und komplizierte Konstruktion.
Und - by the way - NICHT Ursache des Rohrbruchs.

Freizeitsbeschaffungsmaßnahmen
Die Testino-Ausstellung in Ddorf kann man sich übrigens schenken.
Ganze 40 Bilder. Das klingt zwar viel, hat man sich jedoch innerhalb von 8 Minuten angesehen.
Der Titel der Ausstellung: „Out of fashion“ bezieht sich im übrigen vermutlich auf den Stil der ausgewählten Exponate. Im Schnitt sind die Werke des Künstlers nämlich um die 10 Jahre alt. Dieses Alter ist vielleicht in anderen Medien kein Qualitätskriterium, wenn es sich jedoch um Fashion- und Glamourfotografie handelt, muss man sich ein Gähnen hier und da schon mal unterdrücken.
Ich gehe dann wohl erst wieder zur Retrospektive, die hoffentlich sein Talent in einem etwas umfangreicherem Maße zeigt.

Wehwehchen
Danke für den Zuspruch von allen Seiten bzgl. dieser Augengeschichte. Ich habe noch mal einen kleinen Aufschub bekommen. Nächsten Freitag habe ich noch mal einen Arzttermin, wo endgültig entschieden wird, ob nun operiert werden muss.

Hilfe
Kennt irgendwer einen richtig guten Tierarzt in Düsseldorf? Einer, der bei chronisch kranken Patienten auch mal ein paar Notizen macht, damit er sich beim nächsten Besuch noch erinnern kann? Einer, der seine Patienten nicht abzockt und für jede Spritze, die alle drei Tage verabreicht werden muss, 25 Euro kassiert? (Ich glaube, meine Tierärztin hat sich von meinem Geld in den letzten Wochen eine Prada-Handtasche gekauft.)

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