Cassandras Kopfkino
Dienstag, 2. August 2005
KIEFERSFELDEN, BAYERN
cassandra, Dienstag, 2. August 2005, 02:56
Filed under: Alltag
Heute, 14:00 Uhr:

"Können wir einen Teil des für morgen geplanten Drehs nicht schon auf heute vorziehen? Morgen soll es doch die ganze Zeit gewittern."

Pause.

Kleine Panikattacke.

"Nee. Ja. Eigentlich. Also. Mhhhhhhhhh. Ääääähhhhh.
Ja klar."


Ach eigentlich beschwer' ich mich ja auch gar nicht, denn ich liebe es, in diesen Mikrokosmen zu leben.

Hätte ich jetzt einen von diesen Mehr Kryptik Buttons, würde ich ihn posten.

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Samstag, 30. Juli 2005
...
cassandra, Samstag, 30. Juli 2005, 08:08
Filed under: Alltag
Eigentlich habe ich ja nur gedacht, dass man ab 30 keine Miniröcke mehr tragen darf und ich die verbleibende Zeit nützen müsste.
Und mein ultrakurzes weisses Etwas aus gehäkelten Maschen ausführen solltle.

Ich werde nie wieder bloggen, wenn ich betrunken bin.
Ich werde nie wieder bloggen, wenn ich betrunken bin.
Ich werde nie wieder bloggen, wenn ich betrunken bin.
Ich werde nie wieder bloggen, wenn ich betrunken bin.
Ich werde nie wieder bloggen, wenn ich betrunken bin.
Ich werde nie wieder bloggen, wenn ich betrunken bin.
Ich werde nie wieder bloggen, wenn ich betrunken bin.
Ich werde nie wieder bloggen, wenn ich betrunken bin.


Und ich habe die Emailadresse von Candy, die ein riesiges Tattoo auf dem Rücken hat, unglaublich biegsam ist und aussieht wie Emmanuelle Beart und sich demnächst von mir fotografieren lässt.
Es war schon sehr schön, aber ich sollte jetzt ins Bett gehen.

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Montag, 25. Juli 2005
AUS DEM TAGEBUCH EINER UMZIEHENDEN
LETZTER TEIL
cassandra, Montag, 25. Juli 2005, 12:19
Filed under: Alltag
1.

Die eine Katze ist ausgezogen. Seit ich einen eigenen Garten habe, ist sie oft stundenlang verschwunden. (Ich rede übrigens über eine Perserkatze.) Neulich abend, als ich lauthals nach ihr rief, antwortete mir die Nachbarin aus dem Nebenhaus: "Die ist bei uns in der Küche, wie jeden Tag. Wir haben bereits versucht, sie zu vertreiben, aber ihr gefällt es offensichtlich bei uns."
Undankbares, untreues Miststück.

2.

Nach fast zwei Monaten erfolgloser Nachmietersuche wurde mir von meiner Vermieterin ein Makler auf's Auge gedrückt.
Letzten Montag war er mit mir in meiner Wohnung. Ein attraktiver Endvierziger, der die ganze Zeit schnell und laut redet.
Seine Handy klingelte. Er ging ran und schrie in den Hörer:"Nein. Die Wohnung ist schon weg. Nein. ich habe auch keine anderen Wohnungen. Und rufen sie mich auch nicht wieder an. Ja. Tschö." Er sah mich an und erklärte mir, dass er diesen "verdammten Türken" keine Wohnungen vermieten würde, weil sie nur Ärger brachten und immer zu handeln versuchten.
Mir fiel die Kinnlade herrunter, während er weitere Hasstiraden von sich gab. Er wollte mit "dem Pack" keine Geschäfte machen, weil er selbst Türke ist und seine Pappenheimer kenne.

Ich hatte den ersten Schreck noch nicht verwunden, als das Handy wieder klingelte. Er brüllte: "Verdammt noch mal. Ich habe euch doch gesagt, dass ihr mich nicht anrufen sollt, weil ich einen Termin habe. Kapiert? Ich kann gerade nicht!" Er legt auf und brüllte mir zu, dass diese "verdammten Eltern" ständig zu den unpassensten Momenten anrufen würden. "Fragen mich, ob ich schon gegessen habe und was sie kochen sollen. Dabei habe ich ihnen gesagt, dass sie mich nicht stören sollen."

3.

Glücklicherweise habe ich am Freitag nun doch ohne Hilfe meines ausländerfeindlichen, cholerischen, bei seinen Eltern-wohnenden Maklers einen Nachmieter gefunden. Nun gut. Fast. Harkan (!) wollte die Wohnung nur, wenn er noch im Juli einziehen kann. Praktischerweise sind meine Vermieterin, die Hausverwaltung und der Hausmeister bis Anfang August im Urlaub. Nach endlosen Herumtelefonieren, erwischte ich endlich die Vermieterin. Und sie meinte, er solle doch "ruhig schon mal einziehen und sie schaut sich ihn dann später an..."
Ich habe also seit Samstag einen Untermieter. Mein und somit auch sein Mietvertrag läuft noch bis Ende September. Ich hoffe mal, das alles klar geht.

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Freitag, 22. Juli 2005
AUF DER FLUCHT
cassandra, Freitag, 22. Juli 2005, 23:41
Filed under: Alltag
Der Liebste und ich werden gerade bundesweit von der Kriminalpolizei gesucht. Und zwar von der Schweriner Kriminalpolizei.

Seinen Ursprung fand die ganze Angelegenheit in einem Wochenende in Mecklenburg Vorpommern, über das es an anderer Stelle schon einen ausführlichen Bericht vom Liebsten und eine Gegendarstellung von mir gibt.

Jedenfalls verbrachten wir ein Wochenende im Haus meiner Eltern, um die Hunde zu hüten. Am Wochenende musste ich ein paar Dinge einkaufen und da man dort auf dem Lande mal nicht eben schnell um die Ecke geht, fuhren wir mit dem Auto meiner Mutter nach Schwerin in ein Einkaufszentrum. Den Wagen stellten wir in der Parkgarage des selbigen ab.

Als wir dorthin zurückkamen und fröhlich schwatzend in aller Seelenruhe die Tüten im Auto verstauten, entdeckte ich zwei junge Damen, die uns aus dem daneben stehenden Wagen anstarrten. Ich starrte zurück, doch sie liessen sich nicht von mir einschüchtern und glotzten uns weiter an. Den beiden standen die lästernden Gedanken förmlich ins Gesicht geschrieben. So ein böses, glückliches, lachendes Pärchen ist ja auch nur schwer zu ertragen. Wir fuhren los und als wir die andere Seite der parkenden Autos passierten, verfolgten uns die grimmigen Blicke der Damen.

Dieser kleine Zwischenfall fiel mir jedoch erst eine Woche später wieder ein, als meine Mutter mich anrief, um mir von einem Brief ihrer Versicherung zu berichten. Daraus ging hervor, dass die Haftpflichtangelegenheit, die mit ihrem PKW verursacht wurde, derzeit geprüft würde. Da meine Mutter an dem genannten Datum den Wagen gar nicht gefahren war und auch keinerlei Schäden daran entdecken konnte, hatte sie bei der Versicherung nachgefragt. Die berichtete von einer Anzeige, laut der ein männlicher Fahrer im Parkhaus des Einkaufszentrums die Fahrertür in das nebenstehende Auto gerammt hätte und danach auch noch (O-Ton) blöd grinste und einfach wegfuhr.

Tja.

Und da die beiden Damen angesichts dieses unverschämten Verhaltens vor Schock ins Wachkoma fielen, konnten Sie sich nicht mehr bewegen und den Liebsten zur Rechenschaft ziehen, sondern geschlagene fünf Minuten nur debil starren.

Der Liebste war sich jedenfalls keines Fehlverhaltens bewusst, meine Mutter schrieb einen langen Brief an die Versicherung und dann hatte ich die ganze Angelegenheit bereits auch schon wieder vergessen.

Bis heute.

Als ein Beamter der Kriminalpolizei bei meinen Eltern auftauchte und gegen Sie wegen Fahrerflucht ermittelte. Er inspizierte das Auto meiner Mutter und kam zu dem Schluss, dass die Tür und die Schäden am anderen Auto nicht wirklich zueinander passen würden...

Mal sehen wie es weiter geht. Meine Adresse haben sie ja nun leider, doch der Liebste ist vorerst in Sicherheit. Nach seinen Personalien befragt antwortete meine Mutter: "Ich kenne die Herren, mit denen meine Tochter verkehrt nicht. Ich habe ihn nur einmal kurz gesehen und weiss nur seinen Vornamen. Aber der ist - glaube ich - auch nur sein Spitzname."

Ich habe schon ein verdammt spannendes Leben.

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Donnerstag, 21. Juli 2005
WETTER (GE)FÜHLIG
cassandra, Donnerstag, 21. Juli 2005, 22:21
Filed under: Alltag
GESTERN
fuhr ich im offenen Cabrio durch die Stadt. Es blieb mir auch nichts anderes übrig, kam ich doch gerade von Ikea und hinter mir auf der Rückbank ragten die riesigen Ikea-typischen - für eine Frau noch nicht einmal hebbaren, geschweige denn ins-Auto-verfrachtbaren - Kartons weit über den Kopf hinaus.
Also fuhr ich 20 Minuten durch die Stadt, den Fahrtwind im Haar, die Musik auf volle Lautstärke gedreht, glücklich, mal wieder etwas hübsches für meine neue Wohnung gefunden zu haben.

HEUTE
auf dem Nachhauseweg sah ich eine Frau auf einem Fahrrad an der Ampel stehen. Sie trug ein leichtes Sommerkleidchen, Flip Flops und ein Kopftuch im Haar. Über das Tuch waren Kopfhörer gestülpt. Sie stand dort, einen Fuß abfahrbereit auf der Pedale, der andere auf dem Boden neben dem Fahrrad, wippte mit dem Kopf und schlug den Rhythmus der lautlosen Musik mit der Hand gegen ihren Schenkel. Dabei sang sie gedankenverloren und leise lächelnd.

Was diese zwei Ereignisse gemeinsam haben? Es hat in beiden Fällen in Strömen geregnet.

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Dienstag, 19. Juli 2005
HEUTE BITTE LEISE SCHIESSEN KLICKEN
cassandra, Dienstag, 19. Juli 2005, 15:26
Filed under: Alltag
Klassenfahrt Firmen-Kirmes-Ausflug gestern. Zwei Gläser Jim Beam Rotwein auf nüchternen Magen veranlassten mich, meinen Chef großmäulig zum Wettschiessen herauszufordern. Glücklicherweise hatte ich am Abend zuvor noch einmal "Schneller als der Tod" angesehen.

Zitternd hielt ich das kalte Eisen an die Wange gepresst. Die Reflektionen der untergehenden Sonne - äh - der Neonlichter der umliegenden Fahrgeschäfte - brachen sich in einer Schweissperle, die einsam von meiner Stirn hinabperlte. Meine Augen trafen die meines Kontrahenten. Sein Blick fixierte einen Punkt hinter meiner Stirn. Er war fest entschlossen, mit allen Mitteln die Herausforderung zu seinen Gunsten zu entscheiden und eine

öffentliche Schmach zu verhindern. Ich versuchte, mich den Klauen der aufkeimenden Angst zu entwinden. Der Einsatz in diesem Zweikampf war weitaus höher als das Leben oder der Tod eines einzelnen. Das gesamte leibliche Wohl der Dorfbevölkerung stand auf dem Spiel, ging es doch um die nächste Runde Bier für 30 Mitmenschen. Die Niederlage hätte mich nicht nur das Gesicht gekostet, sondern auch meinen finanziellen Ruin bedeutet (oder wenigstens in einen entwürdigenden, nächtlichen, einstündigen Nachhauseweg zu Fuß resultiert). Siegessicher bleckte der Bandenchef die Zähne. Sein Gesicht war zu einer höhnischen Fratze verzerrt.
In diesem Moment erklang der Glockenschlag der Turmuhr. Mein Blick fixierte das Ziel, der Finger krümmte sich und mit der ausspeienden Kugel, entlud sich auch die innere Anspannung aus meinem Körper.
Die Regeln sahen 6 Schuss für jeden vor. Die Sehnen meiner Arme verschmolzen in perfekter Symbiose mit der Waffe. Zielsicher bohrten sich die eisernen Kugeln ins rote Fleisch. Die gaffende Menge hielt den Atem an. Ein kurzer Blick auf meinen Kontrahenten liess mich aufatmen. Sein Gesicht war angespannt und er presste die Hand an sein geschundenes Herz.
Ein letztes Mal lud ich das Gewehr durch und setzte an. Das Geschoss flog auf der Bahn, die ihm das Auge diktierte. Ein Raunen liess die Masse erzittern.
Der Lohn meines Sieges wurde mit einem schwarzen Vollbluthengst roten Plüschteufelchen namens Paul versilbert.

(Schützenbilder in den Kommentaren.)

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Montag, 11. Juli 2005
LEBENSWEISHEITEN EINER RENOVIERENDEN UMZIEHENDEN
cassandra, Montag, 11. Juli 2005, 16:11
Filed under: Alltag
1. Tapetenabklebeband und Latexfarbe vertragen sich ausserordentlich gut miteinander. Sie gehen sogar eine sehr innige und untrennbare Beziehung ein. Da Klebestreifen an den Wänden jedoch das ästhetische Empfinden der Wandmieterin stören und sie versucht ist, selbigen wieder zu entfernen, kann man mit Hilfe des Streifen die komplette Farbe gleich wieder mit abziehen. Sieht richtig scheiße aus. Aber wer bin ich schon, dass ich das junge Klebeglück zerstören will.

2. Von Plänen, innerhalb von vier Wochen umzuziehen (inkl. Wohnungskündigung, Nachmietersuche, Renovierung der neuen Wohnung) ist abzuraten, wenn die Betreffende zwei von den vier Wochen in Bayern und Cannes rumschwirrt und in den anderen beiden Wochen Vollzeit arbeitet.

3. Zum Bloggen kommt man in solchen Zeiten natürlich auch nicht, obwohl es die eine oder andere Geschichte aus Cannes wert wäre, erzählt zu werden.

4. Für das Abreissen von zwei Schichten alter Tapete und mind. vier Farbanstrichen auf Rigips, verteilt auf 15qm Wand, sollte man gut 5 Nächte einplanen. (Die Hälfte der Zeit geht allein für's Fluchen und die Wein/Zigarettenpausen drauf.)

5. Die Nachmietersuche ist eine nervende Angelegenheit und Wohnungssuchende verlogene, unzuverlässige Schmarotzer.

Prinzipiell interessieren sich nur zwei Kategorien von potentiellen Nachmietern für meine unrenovierte kunterbunte Wohnung: Homosexuelle und junge Mädchen, die mit der ganzen Familie einfallen.

FRANK
Frank hyperventilierte bereits am Telefon. Ob die Wohnung denn noch frei wäre und ob er sie sofort besichtigen könnte. Frank sagte sogar seine anderen Besichtigungstermine ab, denn er hatte sich verliebt.
Als er dann meine Wohnung betrat, kam er aus dem Jauchzen nicht mehr heraus. Er hüpfte aufgeregt durch die Zimmer und sprang in seinem Übereifer auf den Wassernapf der Katzen, der in viele Einzelteile zersprang.
Sogar die Küche wollte er mir abkaufen (und die Möbel, dem musste ich allerdings Einhalt gebieten). Er bot mir 500 Euro. In einem kurzfristig auftretenen Überschwang der Gefühle wollte ich jedoch nur 400 Euro haben. Er wollte den Vertrag so schnell wie möglich unterzeichnen und einziehen.
Am nächsten Vormittag rief ich ihn an, um nach der Faxnummer zu fragen, an die ich die Unterlagen schicken könnte. Frank hatte es sich jedoch über Nacht anders überlegt und trotz abgesagter Besichtigungstermine eine andere, billigere Wohnung gefunden.

Ich überlege derzeit noch immer, ob ich ihn für die Tatsache, dass meine Katzen seit zwei Wochen nichts mehr zu trinken bekommen haben, verantwortlich machen kann.

FRANZISCA
Der Liebste hatte für den vorletzten Samstag seinen Besuch angekündigt.
Ein exakt ausgearbeiteter Zeitplan sollte die Vorbereitungen für das geplante Renovierungswochenende Liebeswochenende mit der Zweiwohnungslogistik koordinieren: 10 Uhr aufstehen, alte Wohnung aufräumen, Supermarkt, Getränkemarkt, Weinhändler, Baumarkt, Auto in der neuen Wohnung ausladen, Auto in der alten Wohnung ausladen, 15:30 Uhr Badewanne (Beine rasieren), 15:45 Uhr Besichtigungstermin mit Franzisca und Lebensgefährten, 16:00 Uhr Abfahrt zum Bahnhof, 16:05 Uhr Liebsten in Empfang nehmen.

Punkt 15:30 Uhr stieg ich in die Badewanne. Das Haar war gerade eingeschäumt, der Rasierer lag griffbereit, als es an der Tür schellte. Für einen Moment lag ich wie erstarrt und versuchte, zu überlegen, wie ich mit der Störung meines empfindlichen Zeitkonstruktes umgehen sollte. Es schellte erneut. Ich sprang aus der Wanne und betätigte den Summer für die Haustür. Ich hatte wohl zu kurz auf den Knopf gedrückt, denn die Klingel ertönte erneut. Pitschnass lief ich durch die Wohnung und versuchte, etwas zum anziehen zu finden. Als ich die Wohnungstür öffnete, erwartete mich im Hausflur gähnende Leere. Keine Franzisca, die die Treppe hinaufkam. Für einen Moment überlegte ich, ob es sich vielleicht um jemand anderen gehandelt haben könnte. Ich setzte mich in meinen mittlerweile nassen Klamotten an den Küchentisch und wartete. Um 15:50 Uhr wählte ich Franziscas Nummer. Das Handy klingelte, doch niemand ging ran. Ich zog mich aus und kehrte in die Wanne zurück. Inzwischen hatte ich meinen Zeitplan gefährlich überschritten. Während die Klingen über die Haut glitten, wurde ich immer wütender angesichts der Unverschämtheiten, die man sich bei der Nachmietersuche gefallen lassen muss. Da der arme Liebste inzwischen unabgeholt am Bahnhof stand, hetzte ich durch die Wohnung, stieg in die feuchten Sachen und eilte die Treppe hinunter. Auf halben Wege wurde mir bewusst, dass etwas fehlte. Ich hatte den Autoschlüssel in der Wohnung vergessen. Die Rückkehr in selbige wurde jedoch durch die Tatsache vereitelt, dass sich der Wohnungsschlüssel in seiner Gesellschaft befand.
Ich verbrachte also die nächste Stunde in Gesellschaft des Liebsten, der mit der Straßenbahn kommen musste, mit nassen Haaren auf der Treppe im Hausflur, um auf meinen Ersatzschlüssel zu warten.
Meine Rachepläne, die grob etwas mit Telefonterror und bösen Verbalattacken auf Franzisca zu tun hatten, habe ich inzwischen ad akta gelegt.

JULIA
Julia hatte Mutti und Vati im Schlepptau, als sie letzten Sonntag vorbeikam. Sie hatte den Termin am Tag davor auf halb elf vorverlegt. Vollkommen verzweifelt, da ich immer noch keinen Nachmieter gefunden hatte Zähneknirschend hatte ich zugestimmt, wohlwissend, dass der Liebste und ich eher Wochenendlangschläfer sind.
Der Wecker klingelte um 10 Uhr. Da ich mich für wach hielt, schaltete ich ihn aus, nur um eine halbe Stunde später von der Klingel geweckt zu werden. Panisch sprang ich in eine Hose und ein Shirt, setzte mir die neben dem Bett liegende Brille auf und öffnete die Haustür.
Vier Stockwerke Zeit, um den Liebsten wach zu bekommen. Er murrte ein wenig und war eher unerfreut. Er konnte seine Brille nicht finden und weigerte sich, das Bett ohne selbige zu verlassen.
Der Gedanke, Julia ihre neues Schlafzimmer samt eines nackten, mürrischen, blinden Mannes im Bett, zu präsentieren, war befremdlich.
Hektisch lief ich durch die Wohnung, auf der Suche nach der Sehhilfe.
Wenige Sekunden bevor die Türklingel schellte, realisierte ich dass ich die Brille des Liebsten auf der Nase trug.
Ich führte Julia nebst Eltern solange durch das eine Zimmer und referierte über die Geschichte des Hauses, bis sich die Schlafzimmertür öffnete und ein bekleideter Liebster erschien und "Morgen" murmelte.
Julia hat sich nach ihrer morgendlichen Störung natürlich nicht mehr gemeldet (dabei sah der Liebste ganz manierlich aus).

6. Es ist äussert hilfreich, in Phasen wie diesen einen Liebsten an seiner Seite zu wissen, der Tapeten anklebt, alle Umzugskartons packt, schaut, ob die Wasserwaage gerade ist, Ikeamöbel zusammenschraubt und Frusttränen wegstreichelt.

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Donnerstag, 16. Juni 2005
DUMM GELAUFEN
cassandra, Donnerstag, 16. Juni 2005, 14:51
Filed under: Alltag
Kempten.
Ein Uhr morgens.
Junge Frau steht vor ihrer Hotelzimmertür. Der Schlüssel zu selbiger befindet sich ungefähr 15 Zentimeter entfernt auf der anderen Seite.
Nun kann man von einem Vier-Sterne-Hotel nicht unbedingt erwarten, die Rezeption nach Mitternacht zu besetzen. Immerhin muss überall gespart werden und deshalb schickt man nicht nur alle Angestellten nach Hause, sondern stellt auch jede Nacht den Fahrstuhl ab. Sollen die besoffenen Gäste doch zusehen, wie sie die Treppe hinaufgetorkelt kommen.
Nachdem die junge Frau in Hoffnung auf eine Rufumleitung auf den Hotelanrufbeantworter gesprochen, die gesamte Lobby nach einem Zettel mit einer rettenden Handynummer abgesucht und sogar versucht hat, die Schubladen an der Rezeption aufzubrechen, ruft sie ihren Chef an, der noch unterwegs ist, um das Kemptener Nachtleben zu verunsichern. Er (ebenfalls leicht angesäuselt) hat leider auch keine hilfreiche Idee und rät zum Eintreten der Tür. Die Kosten dafür würde er tragen.
Mit viel Schwung tritt die junge Frau einige Male gegen die Zimmertür, was nicht unbedingt ein leichtes Unterfangen ist, da sie einige kleine Gleichgewichtsprobleme hat.
Die Tür hält der rohen Gewalt tapfer Stand.
Die junge Frau beschliesst, ins Zwei Sterne Hotel zu ziehen, in dem der Rest des Teams untergebracht ist und dass über eine Rundumdieuhrrezeption verfügt.
Leider beinhaltet der 24 Stunden Service auch eine 24 Stunden offene Hotelbar, an der die junge Frau mit einigen Mitstreitern bis halb fünf die Lösung des Problems feiert.
Nun fragt sich die junge Frau gerade, ob man das Vier Sterne Hotel regresspflichtig machen kann.
Entstandener Schaden: höllische Kopfschmerzen, Zittern und Millionen abgestorbener Gehirnzellen.

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Freitag, 3. Juni 2005
AUS DEM TAGEBUCH EINER UMZIEHENDEN
TEIL 1
cassandra, Freitag, 3. Juni 2005, 01:19
Filed under: Alltag
Gestern abend habe ich es nun endlich geschafft, meine Wohnung zum Zwecke der Nachmietersuche ins Netz zu stellen.
Die Digitalkamera, die gemeinsam mit dem neuen Handy vor einigen Tagen ein königliches Bad in Mineralwasser nahm, erwies mir die Großzügigkeit, ein paar letzte Fotos von meiner Wohnung zu schießen, bevor sie auf immer und ewig dahinschied und nun wieder mit dem Handy im Elektronikhimmel vereint ist. Vielleicht aber auch nicht. Es könnte durchaus sein, dass die Kamera auf Grund unzüchtiger Fotos in der Vergangenheit es nicht nach oben geschafft hat. Das Handy jedoch war mit seinem vier-wöchigen Alter allerdings noch jungfräulich und ich muß mir wohl keine Sorgen machen.

Ich merke gerade, dass ich mich von meiner Trauer um den Verlust habe hinreissen lassen und vom Thema abgleite.

Nach einer Nacht im Netzt, beißt der erste Interessent am nächsten Morgen an. Janine ist ganz aufgeregt, als ich sie zurückrufe. Sie findet die Wohnung ganz super und will sie sofort ansehen. Ich kläre sie darüber auf, dass ich der arbeitenden Bevölkerung angehöre und heute abend erst spät nach Hause komme. So gegen 22 Uhr. Das macht ihr jedoch nichts aus. Nein, sie will die Wohnung auch nicht bei Tageslicht anschauen. Man sieht ja bereits auf den Fotos, dass die Wohnung Fenster hat und da wird ja schon irgendwie Licht reinkommen. (Note to myself: Fenster vor dem Auszug putzen.)

Am Nachmittag brüllt mir Lucien ins Ohr. Die Wohnung sei ja soooo unglaublich geil. Dann entschuldigt er sich für seinen emotionalen Ausraster und erklärt mir, dass er seiner Begeisterung angesichts der Farben an den Wänden nur durch einen kleinen Schreianfall Luft machen konnte. Auf Grund seiner Art zu schreien und seiner Vorliebe für pinkfarbene Küchenwände denke ich, daß Lucien schwul ist. Seine Frage, ob ich Innendesignerin bin, schmeichelt mir derart, dass ich geschlagene 15 Minuten mit ihm telefoniere. Er erzählt mir von seinem Leben als 20jähriger Vertriebsleiter und Keymanager. Ich frage nicht, was ein Keymanager ist, weil ich nicht weiß, in welchem Teil meines Kopfes ich diese Information archivieren soll. Nach einer Weile äussert er den Wunsch, die Wohnung erst zu beziehen, wenn ich sie ihm eingerichtet habe. Ich sage ihm, dass das nur eine Frage des Budgets ist und er freut sich am Ende des Telefonats, dass wir wie der Deckel auf den Topf zueinander passen. Ich möchte kein Deckel sein und hoffe, daß ich mit meiner Vermutung über Luciens sexuelle Vorlieben recht behalte. Am Samstag wird sich Gelegenheit bieten, dass herauszufinden.

Wenige Minuten vor 22 Uhr laufe ich mit einer Febreze Flasche der Geruchsrichtung "Morgenfrische" durch die Wohnung und sprühe alles an. Es ist immerhin durchaus möglich, dass mein Geruchssinn in den letzten Jahren derart abgestumpft ist, daß ich die Körperausdünstungen und -absonderungen meiner Katzen gar nicht mehr wahrnehme. Daher sprühe ich die Katzen auch gleich mit ein. Punkt Zehn klingelt es. Ich öffne die Tür und renne zurück in die Küche, um meinen Orangensaft (ich durchlebe gerade eine weinfreie Phase) zu Ende zu pressen. Als der letzte Tropfen aus den Früchten gequetscht ist, ist Janine immer noch nicht da. Ich verlasse die Wohnung und schaue übers Treppengeländer. Im Treppenhaus keuchen 6 Menschen unterschiedlichen Alters die Stufen hoch. Darunter drei Frauen. Wer ist Janine? Ich frage den jungen Kerl, der die Karawane anführt, ob er zu mir will. Will er, denn es handelt sich um Janines Freund. Ich schüttel nacheinander sechs Hände. Die ihres Kerls, Janines. Dann kommen ihre Schwester, ihre Freundin, ihr Vater und ihre Mutter. Ich fange an zu schwitzen und trete nervös von einem Bein auf's andere. Hatte ich in meinem Exposé vergessen zu erwähnen, dass es sich um eine 70qm Zweizimmerwohnung handelt? Nun gut, die Wohnung ist großzügig geschnitten. Man könnte eventuell ein paar Zwischenwände einziehen. Und wenn man das Gästeklo herausreisst, kann dort auch noch jemand sitzen.
Janine ist ganz aus dem Häuschen und schreibt unter dem Punkt Bemerkungen (der eigentlich für mich gedacht ist, um mit den Interessenten nicht durcheinander zu kommen) auf meinem Infozettel "sehr schön". Danke.
Nachdem jeder einzelne die Katzen bestaunt, mein Schlafzimmer und sämtliche Ecken begutachtet hat, schüttel ich wieder sechs Hände und dann sind sie weg. Erst einmal tief durchatmen.
Das wird noch lustig.

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Montag, 30. Mai 2005
AUS DEN REFFERRERN
cassandra, Montag, 30. Mai 2005, 16:39
Filed under: Alltag

Nö. Heute nicht.
Die Psyche ist etwas überstrapaziert und derdiedas Soma müde.
Wäre ich mal im Bett geblieben.

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