Cassandras Kopfkino
CASSANDRA HÄNGT EIN BILD AUF
cassandra, Mittwoch, 23. März 2005, 22:56
Filed under: Alltag
Eigentlich bin ich ja schon ein klitzekleines bißchen stolz darauf, die Frau im Haus zu sein.
Leider kenne ich auch keinen einzigen Mann, der einigermaßen handwerklich versiert ist.
Ausser Papa natürlich.
Mein Vater hasst es, mich in der Stadt, in der ich lebe, zu besuchen. Er hat auch selten Grund dazu. Wenn man ihn jedoch telefonisch um Hilfe bittet, lässt er sofort alles steh'n und liegen und eilt seinen Töchtern zu Hilfe. Mit kompletter Werkstatt im Kofferraum.
Der Stolz und die Furcht, wegen eines nicht vorhandenen Lebensgefährten, der derartige Pflichten erfüllen müsste, kritisiert zu werden steht derartigen Hilfeschreien jedoch meist im Wege.

Die Herren der Schöpfung aus meinem Bekanntenkreis stellen sich in der Regel noch dümmer an als ich, wenn es sich um - historisch betrachtet - männliche Aktivitäten handelt und sind angesichts der Tatsache, dass ich im vierten Stock ohne Fahrstuhl wohne, bestenfalls zu gebrauchen, wenn der Sperrmüll ansteht oder ich mal wieder ein Sideboard oder ein Sofa gekauft habe.

Aus reinem Überlebenswillen habe ich daher mit der Zeit gelernt, Waschmaschinen und sämtliche multimedialen Gerätschaften anzuschließen, Lampen zu verkabeln, Tische zu bauen, Möbel zusammenzuschrauben (mein Meisterstück ist ein 2,50 Meter breiter und 2 Meter hoher Kleiderschrank, den ich zwar allein aufgestellt hatte, bei dem jedoch nach diversen kläglichen Versuchen ein IKEA Service-MANN kommen musste, um die Schiebetüren einzuhängen. Er schaffte es innerhalb von drei Minuten, ich musste jedoch nichts bezahlen, weil ich zuvor sehr überzeugend rumpalavert auf einen wahrscheinlichen Türbeschaffenheitsfehler hingewiesen hatte.) und eben Dinge aufzuhängen.

Letzteres bereitet mir jedoch hin und wieder eine paar Probleme.
Dies liegt selbstverständlich nicht an meinen Fertigkeiten, sondern an der Beschaffenheit meiner Wände. Woran auch sonst. Vielleicht auch an der von meinem Vater "vererbten" Bohrmaschine, die vermutlich aus dem letzten Jahrhundert stammt. (Note to myself: Schlagbohrmaschine kaufen.)
Auf Grund der störrischen, dickköpfigen, sich aller Bohrungen verweigernden Wände dieses miserabel und total verfuscht gebauten Hauses in dem ich lebe, hängt alles in meiner Wohnung schief.
Die Vorhangstange, das Küchenregal, das seit Jahren nicht fertiggestellte Bild über dem Sofa.


Besuchern, die die Dreistigkeit besitzen, dies zu bemerken, erkläre ich stets, dass meine Böden schief sind und es sich um eine optische Täuschung handelt.

Heute habe ich nun endlich die Bilder meiner kleinen Ausstellung mit nach Hause genommen. Da sie ein Vermögen gekostet haben und keiner der Kunstbanausen sie kaufen wollte müssen sie jetzt meine eigenen vier Wände zieren.
Diverse Bohrungen später (das Miststück von Bohrer, das verfluchte, streikte nach einem Zentimeter, weiter in diese prüde, ichprügeldichwindelweiche Wand vorzudringen) hatte ich endlich mehr oder weniger zwei Schrauben der Wand anvertraut.


Mir graut heute schon vor dem Tag, an dem ich aussziehen muß und die vielen, zur Zeit verborgenen Löcher in den Wänden zuspachteln muss.

Jetzt hängt das erste Bild. Nun gut.
Egal.

Fällt ja auch auf, wenn irgendetwas in der Wohnung gerade hängt.
Ich glaube, die anderen vier Bilder hänge ich lieber morgen auf.

Vier mal sechs Löcher.

Ich werde morgen wohl erst einmal in den Baumarkt gehen und mir eine richtige Kerlebohrmaschine anschaffen.

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kid37, Donnerstag, 24. März 2005, 00:29
Muahahahahaha. Großartig.

Ein bißchen Zielwasser würde vielleicht auch helfen. ;-)

Ich empfehle die Anschaffung einer Wasserwaage. Oder - wie Herr Kid bereits anmerkte -, Sie trinken einfach einen. Dann sieht das gleich gar nicht mehr so schief aus...

Herr Kid: Lachen Sie etwa?
Es handelte sich hier um eine sehr ernste und konzentrierte Angelegenheit.
Selbstverständlich besitze ich als vorbildliche Heimwerkerin auch eine Wasserwaage, Frau Wortschnittchen, und sie fand bei den gestrigenen Tätigkeiten auch Anwendung.
Leider verwehren sich Wand und Bohrer derartigen Zwängen.
Zielwasser hatte ich natürlich vorher zu mir genommen. Ich handwerke niemals auf nüchternen Magen. ;-)

Dann gibt es nur eine Lösung. Ich wollte da nicht so darauf herumreiten wie Herr Sebas. Aber es kann dann nur an Ihren wundersam langen Wimpern liegen, die Ihnen offenbar etwas die Sicht versperren.

Boooah. Wenn das so weitergeht, sollten Sie und Herr Sebas in Wettstreit treten: Minneblogger - wer bloggt am blumigsten?

Also ich bin ja ein Bewunderer der blumigen Sprache aus Männermund und -hand.
Sehr charmant, Herr Kid ;-)
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buem, Donnerstag, 24. März 2005, 11:28
mehr, bitte
Mehr solcher Geschichten, bitte. habe mich weggelacht.
Bitte kaufe Dir keine Schlagbohrmaschine !

Wenn ich mir keine kaufe, woher sollen dann die Geschichten kommen? ;-)
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kaltmamsell, Donnerstag, 24. März 2005, 16:21
Wasserwaage hat bei mir noch nie genützt. Immer wenn ich versuchte, die superpeniblen Methoden meines Handwerker-Vaters zu imitieren (Messen, Wasserwaage, Ankreuzeln, mit Winkel Strich ziehen etc.), war das Ergebnis derart windschief, dass Rutschgefahr bestand. Seither hole ich mir Hilfe in Form von Freundinnenaugen: "Guck mal, sieht das gerade aus?"

(Zudem: Schlagbohrmaschinen sind genial und machen riesig Spaß. So richtig zu ästhetischer Wirkung kommen sie ohnehin nur in den Händen schöner Frauen.)

Wo Sie recht haben, haben Sie recht, Frau Kaltmamsell.


(auch wenn frau sich beim einhändigen Halten schnell eine Sehnenscheidenentzündung zuzieht.)
Leider heisst mein neues Baby "Schlagbohrmaschine". Andere Modelle nannten sich "Bohrhammer". Das klingt weitaus hübscher, aber meine kleine hatte viel mehr Watt, also habe ich mich für sie entschieden.

Nun höre ich besser mal auf mit dem Heimwerker-Content und schließe einen neuen Boiler an, nachdem der alte gestern auseinandergeflogen ist und eine Überschwemmung verursacht hat.

Oha. Ich hoffe, der Papst kann Sie noch in seine Gebete einschließen. Sonst mach' ich das.

(Vielleicht warten Sie auch lieber bis Dienstag. Falls der Handwerkernotdienst kommen muß, ist es nicht so teuer *duck*)

Herr Kid: Boiler anschliessen kann ich bereits. Den, der gestern seinen Geist aufgegeben hat, habe ich auch angeschlossen und er hat ein Jahr lang (!) vorbildlich seine Pflichten erfüllt.
Da diese Boileraktion vor einem Jahr in einen hysterischen Lachanfall beim Baumarktangestellten resultierte, da ich dreimal hintereinander zu ihm in den Laden kam und um Hilfe bat, war ich diesmal sehr professionell vorbereitet und hatte alles mit der Digitalkamera festgehalten, so dass ich dem Servicemitarbeiter nur noch die Fotos zeigen musste, er das Problem analysieren konnte und mir dann alles reichte, was ich so gebrauchen könnte.
Machen Sie sich also keine Sorgen. (Den Strom habe ich vorsichtshalber schon abgeschaltet.)

Ein Jahr - Es geht voran vorbei
Ein Jahr lang(!). Ein ganzes, volles Kalenderjahr? Respekt. Was boilen Sie darin, wenn ich fragen darf? Noch Wasser oder schon das Blut ihrer lästigen Kommentatoren? ;-)

Abwaschwasser, Herr Kid. Lediglich Abwaschwasser, denn es handelt sich um einen Küchenspüleboiler.
Für scherzende Kommentatoren und Mitbloggern habe ich viel gemeinere kleine Racheakte auf Lager.

Ich bin jedoch gerade verwirrt.



Hätte ich mal lieber studiert.

Das sieht aus, wie das, was die NASA in ihre Sonden mit reinpackt, für den Fall, dass wenn Außerirdische es finden, sie wissen, dass es Menschen waren, die diese Sonde geschickt haben.

Herzlichen Glückwunsch aber zur neuen Schlagbohrmaschine. Ihre Nachbarn werden dieses Osterfest sicher nicht so schnell vergessen.

Frau Cassandra: Denken Sie bitte daran, Strom- und Wasserkreislauf getrennt voneinander anzuschließen. Und wenn Sie einen Draht durchschneiden müssen: Immer den Gelben! (oder war es der Rote?)
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