Cassandras Kopfkino
GELERNTES SOLLTE MAN TEILEN
cassandra, Dienstag, 16. November 2004, 16:05
Filed under: Alltag
Daher hier mein heutiger Beitrag zu Allgemeinwohl.
Diese Einsichten habe ich bei meinem gestrigen, nächtlichen Fotoshooting bei den Bayerwerken gewonnen:
1. Stets einen Mundschutz tragen, wenn man sich die Zeit in der Nähe von Chemieanlagen vertreibt. Mein Kopf dröhnt noch immer und es ist mir unbegreiflich, wie Menschen dort arbeiten können.
2. Keine Langzeitbelichtungen ohne Fernauslöser machen. Nach wenigen Minuten werden die Finger - nicht zuletzt auf Grund der Kälte - derart verkrampft, dass dies zu unschönen Verwacklungen führt.
In diesem Sinne - Fotofreunde unter Euch: weiss jemand, wo ich einen mind. einen Meter langen Fernauslöser für eine Canon T70 auftreiben kann (Gebrauchtwarenhändler und Ebay habe ich schon versucht) und was vielleicht auch noch interessant ist: wo ich den in der Kamera reinstecke?
3. Stets ein breites Lächeln aufsetzen.
Von meiner Schwester, die ja seit kurzem bei Bayer arbeitet, habe ich gehört, dass MP3 Player und Fotohandys auf dem Gelände strikt auf Grund der potentiellen Gefahr der Industriespionage untersagt sind. Daher war mir gestern abend schon ein wenig mulmig, so offensichtlich mit Stativ und auf die Anlagen gerichteter Kamera in heller (da einziger, warmer) Jacke in der Gegend rumzulungern. Zumal mir diverse Angestellte begegneten. Jeden einzelnen habe ich daher unschuldig angegrinst, jeder einzelne hat zurückgelächelt. Zwei fragten mich auch, was ich da fotografiere und gaben sich dann schmunzelnd mit der Antwort "Nachtaufnahmen" zufrieden. Keiner wollte meine sorgfältige zurechtgelegte Geschichte von der Kunsthochschulstudentin bei ihrer Hausarbeit hören. Hätte ich nicht gedacht, dass das so einfach ist.

Die anderen neu-erworbenen Erkenntnisse kann ich erst ab 18 Uhr anbieten, da ich dann die Fotos abholen darf. Bin ja mal gespannt.

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kid37, Dienstag, 16. November 2004, 17:15
Angeblich kann man unter diesem Link ein PDF-Manual der T-70 runterladen. (5.9 MB)

Es gibt wohl (nur) eine elektronische Fernbedienung für diese Kamera.

Ich stelle immer wieder fest, wieviele Vorteile weibliche Fotografierende genießen. Bei mir wäre wahrscheinlich nach zehn Minuten jemand vom Werkschutz aufgetaucht. Aber eine Frau nimmt natürlich niemand ernst. Dabei sind die die wirklich Gefährlichen, wie man(n) weiß. Das Thema wird durch die beknackten Fotohandys entweder virulenter oder entspannter: Möglicherweise genießt man in einiger Zeit für analoge Kameras auf Stativen einen Exotenbonus, der jeden Werk-, Schwimmbad- und Kinderspielplatzschutz in Ehrfurcht erstaunen läßt. Ich fürchte aber, bald ist Fotrografieren in der Öffentlichkeit ganz verboten.

Vielen Dank. Habe gerade mal einen 60 cm langen ersteigert. Schauen wir uns den doch erst mal an.
Ach ja, nach dem Foto von Ihnen zu urteilen, glaube ich nicht, dass Sie Probleme gehabt hätten. Sie wirken so harmlos... ;-))) (Wenn die wüssten.)

Also.
Als ich die Bayer-Werke fotografierte, nicht die in Leverkusen allerdings, da kam jemand vom Wachdienst, mit geiferndem Schäferhund und Schlagstock. Und fragte mich, was ich denn da täte. Landpomeranzig wie ich bin hatte ich mir keine hübsche Erklärung zurechtgelegt, ich war ja nicht auf dem Werksgelände.
Machte aber nix, die Erklärungsnot - treuherzig lächeln und große Augen machen hilft auch, da hat dann wohl doch der herr kid recht, da nimmt einen dann keiner mehr ernst. Der nette Wachmann erklärte mir dann aber doch, dass ich nicht dürfe, was ich da tat - ich fotografierte den Rauch, der grün angestrahlt aus den Schornsteinen kam, völlig giftig aussehend - um mir gleich im Anschluß gönnerhaft zu versichern, er drücke in meinem Fall ein Auge zu.

Ähnliche Erfahrungen habe ich übrigens auch mit Schrottplätzen und Bahnhöfen.
Ich bin mir noch nicht sicher, ob das eher traurig oder schmeichelhaft ist: Die trauen einem echt nix Böses zu ;-)

*beipflicht*
Nur nicht zu gelassen reagieren, lieber ganz verdattert und verständnislos gucken. Hat mir auch schon paarmal geholfen.
Und ist wenn, dann für das Wachpersonal, egal ob private Security-Firmen oder BGS oder Bahnpolizei, wie die früher hießen, unschmeichelhaft.

Und mal umgekehrt gedacht, die Zeiten, wo mit Fotos irgendwas ausspioniert werden konnte, die liegen doch locker 50 Jahre zurück. Da geht's doch dann heute mehr um das Geltungsbedürfnis der Wachleute...

Wie es echten Kerlen vor den innovativen Werken am Standort D ergehen kann, mag man hier nachlesen. ;-)
Nachts auf dem Dom (=Hamburger Kirmes) kann einem ähnliches passieren.

Ohjeh...
Da stehen aber gute rechtliche Tip(p)s drin.
Gut, dass ich vor kurzem eine Rechtsschutzversicherung abgeschlossen habe. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich die noch brauchen werde...
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elmore, Dienstag, 16. November 2004, 22:22
Was war der Anlaß?
Wieso fotografieren Sie die Bayer-Werke? Gibts nichts Schöneres? Z.B. Rainer Calmund? Gell, jetzt wollen Sie wissen, wer Rainer Calmund ist, Sie Frau, Sie, richtig? Sag ich aber nicht...

Stellen Sie sich vor, ich weiss sogar, wer der Herr ist, trotz nicht vorhandener Fußball Affinität. Aber genau auf Grund dessen, reizt er mich nicht wirklich. Stattdessen strahlen die Bayer-Werke des nachts etwas sehr anziehendes auf mich aus...
Außerdem ist es eine gute Übung für Langzeitaufnahmen und ich bezweifle, dass er Calmund so lange stillhalten kann.
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