Cassandras Kopfkino
Dienstag, 30. November 2004
ABENDLICHER NACHTRAG
cassandra, Dienstag, 30. November 2004, 00:37
Filed under: Alltag
Ich wollte nur mal sagen, dass ich blöd bin.
Ich war heute mal wieder in meinem Lieblingseinkaufszentrum, der METRO. Dort habe ich mir ganz viele Leckereien gekauft. Leider tendiere ich dazu, sehr spät zu kochen (wenn ich es denn tue).
Es gibt gerade Rotbarschfilet im Korianderbett mit roten Kartöffelchen. Prinzipiell eine sehr gute Idee. Nur habe ich kurz vor Mitternacht eigentlich keinen Hunger mehr. Der ist einfach weg. Nicht mal der Appetit ist geblieben. Nun quäle ich mir das Essen rein, weil es ja in der Theorie lecker ist.
Das ist ein wenig dämlich.

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DIE KUSS PHOBIE
cassandra, Dienstag, 30. November 2004, 00:17
Filed under: Soehne
Es gibt eigentlich nur zwei Dinge, vor denen ich wirklich Angst habe. Mäuse und Küsse. Erste Küsse. Ich bin kein Erst-Küsser. Egal wie lichterloh ich in Flammen stehe, wie sehr ich mich danach sehne, endlich seinen Atem das erste Mal auf meinem Gesicht zu spüren, seine Lippen mit den meinen zu berühren und ihn zu schmecken. Selbst wenn die Augen meines Gegenübers mich erwartungsvoll anschauen. Darum betteln, diese erste wirklich Intimität austauschen zu dürfen. Ich bringe es nicht über’s Herz. Ich fürchte mich vor der Zurückweisung, aber auch davor, dass mir beim ersten Berühren der Lippen kein Stromstoss durch den Körper fährt. Das stattdessen gar nichts passiert.

Schuld an der ganzen Misere ist Marcel. Ich war sieben Jahre alt und bis dato ungeküsst. Er war der Schwarm der gesamten ersten Klassenstufe. Dunkle verwuschelte Locken, ständig zu Streichen aufgelegt und ein breites Lächeln, dass alle Frauenherzen, egal ob die der Mitschülerinnen oder die der Lehrerinnen höher schlagen liess. Meine beste Freundin und ich wetteiferten fast das gesamte Schuljahr um Marcels Gunst. Doch das Bürschchen war nicht nur süß, sondern auch clever. Er konnte sich nie zwischen uns entscheiden. Mal hielt er mit der einen Händchen, mal mit der anderen. Als ich mitbekam, dass er sich nach der Schule mit meiner Freundin getroffen hatte, musste ich schleunigst etwas unternehmen, um den Punktestand wieder auszugleichen. Ich war damals sehr vorwitzig und auch um einiges forscher im Umgang mit dem männlichen Geschlecht, als ich es heute bin. Mein Selbstbewusstsein kannte keine Grenzen und ich hielt mich wohl für das unwiderstehlichste sieben-jährige Geschöpf, das jemals auf Erden wandelte. Ich ergriff die Initiative. Der Plan war kinderleicht.
Wir mussten damals in der ersten Klasse zwischen der Mittagspause und dem Hort Mittagsschlaf machen. Dafür wurden im Klassenzimmer alle Tische und Stühle zur Seite geschoben und Liegen aufgebaut. Diese halbe Stunde war die schönste des Tages. Es wurde herumgetobt, sich gegenseitig beim Ausziehen geneckt und die Streitigkeiten des Tages wurden in dem Tumult ausgekämpft (ich erinnere mich gerade daran, dass ich Marcel damals mal gegen die Heizung geschupst habe und er sich dabei den Kopf aufschlug. Aber das war DANACH)
Ich vermute, heutzutage wäre so etwas wie eine geschlechterübergreifende Mittagspause in der Schule unvorstellbar, denn immerhin bekommen die heranreifenden Mädchen und Jungen sich dabei nackt zu sehen.
Das alltägliche Chaos wollte ich für meine Plan ausnutzen. Während eine Horde Kinder durch den Raum lief und schrie, weil mal wieder irgendjemand den Schlafanzug eines anderen entwendet hatte, schnappte ich mir Marcel und sagte ihm, dass ich ihm etwas zeigen müsste. Sein Interesse war eher gering. Ich erzählte ihm, dass ich ein großes Geheimnis hätte, das niemand kennen würde und das ich es ihm allein zeigen würde. Natürlich unter der Bettdecke, damit niemand anderes es sehen täte. Nun wurde er schon ein kleines bisschen neugierig. Ich ging mit ihm zu meiner Pritsche und wir steckten die Köpfe unter die Bettdecke. Im Dunklen presste ich ihm meinen Mund ganz fest auf seinen, dann hob ich die Bettdecke und strahlte ihn glücklich an. Er schaute irritiert zurück, zog die Augenbrauen hoch und fragte ungeduldig, wo denn nun das Geheimnis wäre. Immer noch strahlend versicherte ich ihm, dass das es dieser Moment gewesen war. Er rümpfte die Nase und meinte ungläubig „und das war alles?“. Dann wandte er sich genervt von mir ab, um den anderen Kindern hinterherzulaufen.
Ich glaube, ich habe diese Abfuhr bei meinem ersten Kuss wohl nie ganz überwunden. Aber ich habe gelernt, damit umzugehen. Wenn ich mit einem eher schüchternen Exemplar Mann konfrontiert bin, den ich gerne küssen würde, erzähle ich ihm die Geschichte meines ersten Kusses. Diesen Wink mit dem ganzen Lattenzaun hat bisher jeder verstanden. (Und selbst, wenn das Interesse nur von meiner Seite ausgeht, so errege ich doch zumindest Mitleid ;-)

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