Cassandras Kopfkino
Dienstag, 12. Oktober 2004
ICH LIEBE ...
cassandra, Dienstag, 12. Oktober 2004, 17:56
Filed under: Alltag
Baumärkte.
Während andere Damen in stundenlange Entzückungzustände angesichts hunderter in Reihen arrangierter Schuhe geraten, halte ich es in derlei Geschäften maximal zehn Minuten aus. Allein das ständige Schuhe an und aus, das Überlegen, ob ich wirklich ein kleines Vermögen für ein Fussbekleidungstück ausgeben soll, dass ich dann kaum trage, treibt mich in die schiere Verzweiflung. Und dieser leicht käsige Geruch? Stammt der von meinen Füßen oder von der Lady neben mir, die bereits den halben Nachmittag hier zu sein scheint und von zwei Verkäuferinnen gleichzeitig umgarnt wird? Schuhverkäuferinnen ignorieren mich grundsätzlich. Da stehe ich auf einem Bein, das andere elegant zur Seite gestreckt, der Fuss steckt in einem hautfarbenen Überzieher, der wohl mal ein Strumpf werden wollte (wird so etwas eigentlich extra hergestellt oder sind das die Abfallprodukte der Strumphosenindustrie?) und schaue mich Hilfe erbittend um. Es liegt nicht in meiner Art, Verkäuferinnen, die gerade hochkonzentriert in ihre Arbeit vertieft sind zu stören, also hüpfe ich der Servicekraft hinterher, die gerade nicht in ein intensives Gespräch mit ihrer Kollegin vertieft ist oder die Schuhe einer potentiellen Kundin kritisch beäugt. Alles in allem peinlich und anstrengend.
Nicht so im Baumarkt. Ich gehe grundsätzlich mit Rock und High Heels in den Baumarkt. Dann nehme ich etwas in die Hand und schaue ganz verzweifelt. Binnen wenigen Sekunden habe ich einen Kundenberater an meiner Seite der mir nicht nur mit Rat und Tat zur Seite steht, sondern auch geduldig meinen Plänen und Vorhaben lauscht. Dann begleitet der freundliche Herr mich von Regal zu Regal und sucht mir alles heraus, was ich benötige. Er würde auch meinen Einkaufswagen schieben, wenn ich ihn nett lächeln darum bitten würde. Danach erklärt er mir geduldig, wie ich meine neu erworbenen Schätzchen richtig anwende, wie man Lampen verkabelt, alte Automaten entrostet, einen Boiler reparariert. Was für ein Service. Auf diese Weise habe ich schon so manch lehrreiche und inspirierende Stunde im Heimwerkerhimmel verbracht.
Natürlich besitze ich alles, was das Herz begehrt. Vom obligatorischen Akku-Schrauber (die Luxusausführung), über Schleifgerät bis hin zur Säge. Ich liebe es kleine Projekte zu verwirklichen. Ich freue mich jedes Mal wie eine Schneekönigin, wenn eine neue Lampe hängt und esse an meinem selbstgebauten Tisch. Als nächstes steht die Restaurierung eines 40 Jahre alten Warenautomaten auf dem Programm, eine selbstgebaute Stehlampe und ein Katzenbaum. Manchmal zieht sich die Umsetzung meiner Pläne ein wenig in die Länge. Der Automat ist z.B. in alle Einzelteile zerlegt, nun bin ich mir nicht so sicher, wie ich ihn wieder zusammensetze. Aber das wird schon. Und wenn nicht, gibt es ja auch noch den Sperrmüll. Gerade eben habe ich meine Säge das erste Mal benutzt. Seit über zwei Jahren störte mich dieses 3x1 Meter große Brett in meinem Schlafzimmer, das mal ein Mosaikbild mit einer Meerjungfrau werden sollte. Das Monstrum war durch die aufgeklebten Fliesen derart schwer geworden, dass ich es kaum bewegen konnte. Ich habe es auf den Balkon gehievt und in handliche Einzelteile zerlegt. Es hat einen Riesenspaß gemacht. Ein Sägeblatt musste dran glauben, weil es plötzlich zu qualmen begann und irgendwann tauchte der junge Mann, der im Erdgeschoss des Nachbarhauses wohnt im Garten auf und schaute böse nach oben. Er war aber nicht sauer, sondern wollte sich nur vergewissern, ob das Haus gerade abgerissen wurde. Naja, ein bißchen Schwund ist immer. Jetzt bin ich schweissgebadet und glücklich.
Schuhe haben mir noch nie so ein Gefühl vermittelt.

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